2019 feiert das Kölner Label Basswerk, mit der gleichnamigen Partyreihe, das zweiundzwanzigjährige Bestehen. Zu diesem Anlass beschenkt uns der Labelowner Heiner Kruse aka The Green Man (TGM) mit einer LP, die es gewaltig in sich hat. Vor kurzem wurde bereits eine LP mit dem Vocalist und MC Kingz »Changes (22 Years of Basswerk)«, ebenfalls im Rahmen des Bestehens, veröffentlich, über die mein Kollege Linus bereits berichtete. »The Green Man (TGM) presents: 22 Years of Basswerk/ The Collab Sessions«, ist eine LP, bei der ein bunter Mix aus insgesamt neunzehn Künstlern, darunter internationale Größen, wie beispielsweise den beiden englischen Produzenten Klute und Digital oder dem legendären MC Navigator entstanden ist. Aber auch die in Köln Ansässigen kommen dabei nicht zu kurz. Gourski, Seibel, FR33M4N oder die Sängerin Zera tragen ebenfalls zu der musikalischen Diversität ihren Beitrag bei. Auch abseits vom klassischen Drum & Bass entstand ein Beitrag von Triou (Gregor Schwellenbach, Dirk Leyers und Heiner Kruse).
The Green Man (TGM), Klute – Alone at the Table
Den Anfang machen The Green Man (TGM) und Klute mit »Alone at the Table«. Der britische Künstler Klute war in den letzten Jahren eher etwas still. Viele werden seine Veröffentlichungen auf Metalheadz oder seinem eigenen Label Commercial Suicide wohl vermisst haben, jedoch ist mit der gemeinsamen Kollaboration auf Basswerk wieder einmal ein wunderbares Beispiel für gelungene Features entstanden. Der Track ist an sich sehr ruhig gehalten und baut sich peu à peu auf. Es kann dabei eine Art Unterwasserfeeling verspürt werden, bei dem die wunderbaren Sphären, die mich in anderen Produktionen von Klute immer wieder begeistern, herausstechen, wobei natürlich auch die tragende Bassline ihren Teil dazu beiträgt. Übrigens: Klute hat vor kurzem auch eine neue EP rausgebracht. Hört mal rein, ist auch wieder grandios!
The Green Man (TGM), Kammerchor des Kölner Männer-Gesangvereins (KMGV), Maria Kublashvili – Caritas, Veritas, Liberias
Ein sehr spannendes und wohl einzigartiges Projekt ist der zweite Track, in Kooperation mit dem Kammerchor des Kölner Männer-Gesangvereins (KMGV) und der Opernsängerin Maria Kublashvil. Was zunächst erst einmal etwas unüblich erscheinen mag, hat ein äußerst interessantes Resultat. Bei der Verbindung zwischen klassischer und elektronischer Musik bin ich oft sehr skeptisch und kritisch, da ein Transfer vielen nur schwer gelingt. Dieses Projekt ist jedoch mehr als gelungen! Die drückende Bassline in Kombination mit dem Männerchor, der eher eine düstere und tragende Fläche darstellt, ergänzt sich durchaus sehr gut mit der Sopranstimme der Sängerin Maria Kublashvili. Die Idee kam Heiner, da er seit 2011 selbst schon in diesem Chor singt, der die Vorzüge des gemeinsamen Musizierens und der meditativen Art mit sich bringt und zu einem sehr individuellem Sounderlebnis führt, welches so über Medien niemals erfasst und erfahren werden kann. Heiner hat dabei mit verschiedenen Mikrofonie- und Abmischungstechniken gearbeitet, um einen optimalen Einfang des Sounds und eine bessere Räumlichkeit zu bekommen.
Zunächst, erzählte er, war es etwas merkwürdig sich zwischen verschiedenen Musikwelten zu bewegen, zumal diese normalerweise fast keine gemeinsamen Berührungspunkte haben. Da ihm jedoch von Anfang an die Gemeinsamkeiten düsterer Chorstücke und deepen, darken Drum&Bass-Elementen auffiel, suchte er Wege dies zu kombinieren. Das war zu Beginn etwas komplizierter als gedacht. So hat er nach einigen Komplikationen mit bereits vorhandenen Stücken das Stück und den Text einfach selber komponiert und den Chor einsingen lassen, was mit der Sängerin abgerundet wurde. Bei dieser Fusion steht vor allem der Spirit, Sounds miteinander zu verbinden im Vordergrund. Diese Form ist ziemlich einzigartig und findet Inspiration bei Künstlern wie Hidden Agenda oder Labels wie Creative Source, Photek oder Saigon.
»In der frühen Jungle Jahren ging es sehr stark um neue Musikkombinationen, auch wenn die genannten Labels eher Soul und Jazz mit Jungle kombinierten, was mir ebenso am Herzen liegt. Natürlich wurde auch schon Klassik mit Elektronik kombiniert, aber meist ist es mir dann eher etwas zu sehr wie die Faust aufs Auge für meinen Geschmack und es sind immer dieselben Stücke die recyclet werden.«
The Green Man (TGM)
FR33M4N, Zera (The Green Man (TGM) Remix) – Like Them
Der nächste Track ist ein Remix von TGM, des Kölner Produzenten FR33M4N und der Sängerin Zera, die in letzter Zeit unteranderem Gehör durch ihre Kooperation mit Gourski gefunden hat. Dieser ist eher etwas popiger und hat durch die 808-Rhythmen trapige Elemente, die einen zum bouncen animieren.
Digital, The Green Man (TGM) – Juice
Dieser Track ist vermutlich mein Lieblingstrack der Collaboration. Da ich eh ein Riesen Fan von Digital bin, ist das wohl auch nicht verwunderlich. 🙂
Der Track hat einen super schönen Aufbau und es lassen sich zahlreiche Elemente der beiden Produzenten heraushören. Die prägnante dubbigen Digital-Bassline in Kombination mit den Sphären und den Perkussions-Details bildet ein wunderbares Zusammenspiel beider Künstler.
The Green Man (TGM), Skarra Mucci – Top Of The World
Skarra Mucci war für mich bis jetzt ein unbekannter Name, den ich allerdings nach dem Hören dieses Tracks nicht mehr vergessen werde! Eine unfassbar sanfte und tragende Stimme, die einen durch den Track begleitet. Der eigentliche Reggae und Dancehall MC hat etwas vom Flow von DRS und der warmen Stimme von MC FAVA. Das ist ein absoluter Sonnenaufgangs-Track.
Triou – Pulque
Der nächste Track fällt aus der Reihe, allein schon wegen seines Tempos und der Beschaffenheit. Triou ist, wie der Name schon erklingen lässt ein Trio, bestehend aus Gregor Schwellenbach, Dirk Leyers und Heiner Kruse. In einer 3-Tages Studiosession schufen sie diesen Track. Der Transfer zwischen Techno, Funk-Jazz und exotisch rhythmischen Elementen zeigt sich hier sehr deutlich, da alle drei Künstler ihren jeweiligen Teil dazu beitragen. Gregor Schwellenbach, ein Multi-Genre-Talent, das überall zu finden ist, wo es um Komposition, Arrangements, Filmmusik aber auch Musiktheater geht. Dirk Leyers (auch bekannt unter Africaine 808), bringt die funkigen Einflüsse mit. Auch hier überwiegen die Sphären, gepaart mit teilweise etwas exotisch klingenden rhythmischen Elementen und funkige Synthies, die für einen schönen Groove sorgen.
Aquasky, The Green Man (TGM) – Rhodesya
Dieser Beitrag ist ein perfektes Beispiel für »gute Laune Musik«. Das in Bournemouth ansässige Trio Aquasky, das auch auf Moving Shadow oder Reinforced Records releasde (was sich auch coolerweise heraushören lässt), ermöglicht es, gemeinsam mit TGM, in eine verträumte, sphärische Welt des liquid Drum&Bass einzutauchen und lässt Freude auf die kommende Festivalsession hochkommen. Die rollende Bassline und der klassische Drum&Bass-Rhythmus verleiten dabei direkt zum mitsteppen. I love it!
The Green Man (TGM), Chevy – Like One
Auch der nächste Track sprudelt nur so vor guter Laune. Der Resident-MC der Basswerk, Chevy, trägt dabei definitiv seinen Teil bei und lässt einem, wie der Name schon sagt ein Gemeinschaftsgefühl aufkommen. »Like one, open up your heart, come together. Like one, feel the beat, stepp up stepp up. Like one, a junglistic nation shining like one. Hand in hand we rise up together. Like one«. Die Lyrics sagen schon alles aus. Sie rufen förmlich nach einem gemeinsamen großen Etwas – Drum&Bass!
The Green Man (TGM), David Boomah, Maria Kublashvili, Gregor Schwellenbach – Just Stay
Auch hier tragen genreübergreifende Künstler zu einer etwas anderen Produktion bei. Eine Mischung aus rollender Bassline, techsteppigen Elementen und den warmen Vocals von David Boomah ergänzen sich zu einer emotionalen Synthese. Als kleines Highlight wurden noch kurze Gesangelemente von Maria Kublashvili.
Navigator, The Green Man (TGM), Brian Brainstorm, DJ Freeze – Live the Life You Love and Love the Life You Live
Die Kooperation mit dem Kölner Brian Brainstorm, dem Jungle-Urgestein DJ Freeze, TGM und MC Navigator hat es absolut in sich und lässt wohl jedes Ragga Drum & Bass und Jungle Herz höher schlagen. Auch hier lassen sich die jeweiligen Elemente der verschiedenen Künstler klar heraushören und fügen sich zu einem Konglomerat von puren Ragga-Vibes.
Digital, The Green Man (TGM) – Guitar
Auch hier führen die sphärischen Elemente ins Land der Träume.
The Green Man (TGM), Numinos – Atacama Observatory Reblot
Die Paarung aus Amenbreak-Drumfunk Elementen, puren Sphären und wohlklingenden Klaviersynthies ist äußerst gelungen! Gerade in den dunklen Winterzeiten geleitet dieser Track durch emotionale Gefilde. Vielleicht nicht unbedingt kommerziell »Clubtauglich« aber eine absolute Sphärenlandschaft.
The Green Man (TGM), Thorsten Quaeschning (Tangerine Dream) – Tangent Moment
Hier bietet sich ein Paradebeispiel für einen sich lange aufbauenden Track. Nach und nach entstehen immer stimmigere Elemente, die sich bis fast zur Hälfte des Tracks aufbauen und nach dem Drop in einer Fusion von Synthies und rollender Bassline endet. Den besonderen »Sysnthies-Beitrag« verdanken wir wohl dabei Thorsten Quaeschning, der ein wahres Synthesizer-Talent ist.
The Green Man (TGM), Gourski – Muelheim Concrète
Der nächste Track besteht aus einer Kooperation von TGM und dem Kölner Gourski. Diese Stück ist wohl mit Abstand am deepsten und kürzesten, mit kurzgehaltenen und klickenden Beats.
The Green Man (TGM), Seibel – What’s Good_ What’s Bad_
Auch hier handelt es sich um einer Kölner Kooperation. Die treibenden Neurofunkelemente ziehen sich bis zum Ende und werden teilweise mit sphärischen Elementen überspielt. Vermutlich kommt daher auch der Name – zum Einen ziemlich düster – zum Anderen durch helle Sphären, ein Sonnenstrahl am Ende des grauen Himmels. What’s Good – What’s Bad? Der Beat findet seinen Platz in einer Reihe von gleichklingenden Neuro-Produktionen und ist daher nicht das herausragendste Stück. Für Freunde von aktuellen Neuro-Produktionen wird dieser aber auf jeden Fall ansprechend sein.
The Green Man (TGM), Seibel – Synergy
Auch dieser Track ist stark durch »Neuro-Einflüsse« geprägt, der Beat jedoch etwas organischer, sodass nicht nur überproduzierte Snares herausstechen – aber auch hier ist der Sphärenanteil sehr gelungen.
FAZIT
Summa Summarum ist diese Collaborations-LP, vor allem durch die Herausforderung einer solchen Diversität, mehr als gelungen! Die Vibes und die gute Laune springt einem förmlich ins Gesicht, beziehungsweise in die Ohren – wo sie auch erst einmal verweilen! Um die ganze LP auf zwei Wörter runter zu brechen, wären es auf jeden Fall: Sphären & Vibes.
The Green Man + VA– The Collab Sessions
Label: Basswerk
Katalog-Nr.: CD
Erscheinungsdatum: 22.02.2019
Verlosung einer CD zum Anhören und Anfassen!
Auch hier verlosen wir wieder gemeinsam mit The Green Man eine CD des Albums. Dieses Album ist das beste Beispiel, dass Kollaborationen eine wunderbare und erfrischende Art ist, Musik zu gestalten. Mit wem sollte, eurer Meinung nach, The Green Man außerdem noch kollaborieren? Schreibt euren Wunsch in die Kommentare. Ausgelost wird am Mittwoch, den 27. Februar 2019 um 18 Uhr. Der Gewinn kann lediglich an eine deutsche Adresse versandt werden. Ins Ausland versenden wir, wenn ihr die Porto-Differenz zahlt.
Mit wem muss The Green Man unbedingt noch kollaborieren?
Linus
•6 Jahren her
Besser spät als nie: Die Glücksfee hat die Lostrommel gerührt, und der Gewinner ist: Marco Hengstenberg! Herzlichen Glückwunsch!
Video der Auslosung: https://d.pr/i/f1sNp5
Andrea Braun
•6 Jahren her
Toll fände ich eine Kollaboration mit Goldie. Vielleicht klappt das ja….
Matthias
•6 Jahren her
TGM & Ray Keith
Marcel Schulte
•6 Jahren her
ich würde mir eine Kollabo mit Goldie wünschen, sein letztes Album the journey man war der Hammer.
Florian
•6 Jahren her
Ich würde mir eine Kölner Kollabo mit Mr Grünkern wünschen. Ruffe Drum-sounds mit sphärischen Sounds und feiner Akkustik. Liebe Grüße!
Ronja
•6 Jahren her
Da schon einige Kölner Artist mit TGM zusammen gearbeitet haben, würd ich mir persönlich eine Collab mit Submarine wünschen. Der Sound der beiden Künstler fesselt mich immer wieder und wie das im Zusammenspiel klingen würde, macht mich schon ziemlich neugierig.
Marco Hengstenberg
•6 Jahren her
Hallo liebes Trommel-Bass Team,
mir würde ja eine Kollaboration mit BluMarTen sehr gefallen. Gerade der Track “Feels like home” auf der Changes LP hat mich stark an Produktionen von BMT erinnert und … joar … da dachte ich, das wäre mal eine interessante Kombination.
Das wäre so der Wunsch Nummer Eins… pur Drum&Bass so.
Wenn es ausgefallener sein dürfte (sollte), dann würde ich gerne entweder Autechre oder Amon Tobin als Kollaborateur neben The Green Man sehen. 🙂
Viele Grüße!
Linus
•6 Jahren her
Hey Marco, du hast gewonnen! Herzlichen Glückwunsch. Ich habe dir soeben eine Mail geschickt. Solltest du sie nicht finden, schau bitte in deinem Spam-Ordner.