Für die Kölner unter uns, aber auch in der internationalen Szene ist der Name Brian Brainstorm seit vielen Jahren aus dem Ragga-Drum&Bass/Jungle und Jump-Up-Business nicht mehr weg zu denken! Er releaste bereits auf den verschiedensten Labels wie Liondub International, Serial Killaz und Jungle Cakes, um nur einige zu nennen. Bis zur Auflösung, der von allen geliebten Kölner Partyreihe »Bassliebe« gehörte er zu den Residents, heizt jetzt jedoch auch weiterhin in der ganzen Bundesregion und darüber hinaus die Clubs und auch Festivals ein.
Brian, der übrigens mit richtigem Namen Jonas heißt, hat sich nun unseren Fragen gewidmet – dazu könnt ihr euch parallel seine Tracks und Mixe anhören! Viel Spaß beim Lesen und Hören.
der Schlagabtausch mit Brian
TuB: Fangen wir mal biographisch an. Wie kamst du zum Drum & Bass?
Brian: Ende der Neunziger habe ich bei »1 Live Raum & Zeit« mit Klaus Fiehe das erste Mal Tunes von LTJ Bukem, Roni Size und Adam F gehört und fand den Sound von Anfang an faszinierend. Allerdings war ich damals noch frisch verliebt in meine erste große Liebe Hip-Hop und habe zu der Zeit auch angefangen, Beats zu produzieren. Dadurch habe ich mich erst einige Jahre später wieder mehr mit Drum & Bass beschäftigt, als 2005 das »No Turning Back« Album von Calyx & Teebee rauskam. Und spätestens nachdem ich dann auf einem Shake-Up-Outdoor-Rave irgendwo im Kölner Süden den Sound das erste Mal auf einer ordentlichen Anlage erleben durfte, war ich hin und weg. Auf einmal war ich fast jedes Wochenende auf Kölner Parties von Quake und High Duty im Bogen 2 oder Play! im Stadtgarten feiern und durfte jede Menge nette Leute in der Szene kennenlernen. Das war eine ziemlich inspirierende Zeit.
TuB: Wann kamst du dann zum Produzieren und Aufzulegen?
Brian: 2008 habe ich meine ersten DNB-Tunes produziert. 2009 bin ich komplett von Hip-Hop auf Drum & Bass-Produktion umgestiegen und nachdem mir dann klar wurde, dass ich Musik fast ausschließlich für die Clubs produziere, habe ich dann 2010 mit dem Auflegen angefangen und hatte glücklicherweise durch befreundete Veranstalter von Anfang an die Möglichkeit, regelmäßig Gigs in Köln zu spielen.
TuB: Das ist ja verhältnismäßig gar nicht sooo lang. Wie kamst du dann in die Jungle-Ecke?
Brian: Durch meine Residency bei der Kölner Veranstaltungsreihe Bassliebe. Ich hatte damals noch keinen richtigen eigenen Style und der Sound sowie die Knowledge von Macoboy und Pocoloco haben mich über die Jahre stark inspiriert. Die Kombination aus Reggae, Dub, Hip-Hop, Soul und Funk auf schnellen Beats gibt mir einfach so viel mehr als diese festgefahrenen Grenzen in so manchen Drum & Bass-Subgenres. Jungle bedeutet für mich Freiheit, aber trotzdem sollte natürlich jeder Künstler eine eigene typische Handschrift haben. Ich glaube, bei meinen ersten Releases auf dem britischen Label Roll The Drums hört man die das erste Mal raus.
TuB: Gab es dabei bestimmte Personen oder bestimmte musikalische Stile, dich dich besonders beeinflusst haben?
Brian: Grundsätzlich hat mich mein Dad schon immer am meisten beeinflusst. Der hat mir damals das Schlagzeugspielen beigebracht und seine Soul, Funk und Jazz Platten habe ich schon als Jugendlicher totgesamplet. Was in meinen Produktionen auch kaum zu überhören ist: Die jamaikanische Soundsystem Kultur hat ebenfalls enormen Einfluss auf meine Musik. Mindestens einmal im Monat höre ich alte und neue Soundclash-Mitschnitte, auf der Suche nach neuen Samples. Kurze Gesangs-Parts oder die typischen Shouts und Lickshots und Dub-Sirens.
TuB: Um mal etwas technischer werden – mit was produzierst du? Welche Software benutzt du? Bist du da auch noch etwas Oldschool und hast bestimmte Hardware? Und mit welchen VSTs arbeitest du am liebsten?
Brian: Ich produziere seit jeher mit FL Studio. In Sachen Hardware habe ich bei mir im Studio nur ein Midi Keyboard und einen kleinen Midi Controller. In Sachen VST’s hinke ich immer ein bißchen hinterher, da ich grundsätzlich nichts illegal runterladen will. Und für manche neuen Plugins muss man dann ein bißchen länger sparen. Für Bässe und Midranges und auch für Piano Skanks, Strings etc. arbeite ich immer noch sehr gerne mit NI Massive und z3ta+ 2 von Cakewalk. Und für alle, die gerne Dub Sirens verwenden, aber nicht die typischen Sounds, die schon 3000 mal gesamplet wurden, verwenden möchten: Ich arbeite für sowas mit dem Rastabox VST von Lithium. Echter geht es dann nur noch mit Original-Hardware.
TuB: Wie gehst du vor, wenn du einen Track produzierst? Hast du dabei eine bestimmte Taktik? Gehörst du eher zu den Personen, die ganz viele verschiedene Sachen auf einmal machen, oder bringst du alles auf einmal direkt zu Ende?
Brian: Bis vor kurzem habe ich noch ganz klassisch mit Drums und Bassline angefangen, und anschließend alle weiteren Elemente dazu gebaut. Seit neuestem bin ich allerdings auf dem Film, erst einen klassischen Reggae-Riddim zu produzieren, den voicen zu lassen und mich dann quasi selbst zu remixen. Ist ein bißchen aufwendiger, gibt aber sehr interessante Ergebnisse.
Seit neuestem bin ich allerdings auf dem Film, erst einen klassischen Reggae-Riddim zu produzieren, den voicen zu lassen und mich dann selbst zu remixen.
TuB: Ich habe momentan das Gefühl, dass wir ein »Junglecomeback« erleben dürfen, in Form von verstärkten Drumfunk-Elementen wie zum Beispiel bei Paradox, Saba etc., jenseits des Ragga-Jungles. Siehst du das auch so und lässt du dich davon inspirieren?
Brian: Ich sehe mich selbst gar nicht als klassischen Ragga-Jungle-Artist… Von daher bekomme ich schon auch sämtliche neue Entwicklungen im gesamten Drum & Bass-Spektrum mit. »Junglecomeback« würde ich das allerdings nicht nennen. Drum & Bass wird einfach wieder vielseitiger, Grenzen werden häufiger gesprengt. Und es ist ja auch egal, in welche Richtung es geht: je vielseitiger die Musik ist, desto besser. Das muss ich mir selbst häufig genug sagen.
TuB: Im Einleitungstext sprach ich ja bereits die Partyreihe »Bassliebe« an, die leider nicht mehr existiert und der ich auch immer noch hinterher trauere. Wie sieht da die Zukunft aus, wird es etwas Vergleichbares geben?
Brian: Man sollte die Bassliebe Zeit vielleicht in zwei verschiedene Phasen unterteilen. Zuerst stand dieser Name vor allem für Dubstep und ich finde in den letzten Jahren haben sich genügend Partyreihen in Köln etabliert, die diesen Sound ordentlich pushen. Ab 2015 stand Jungle dann im Mittelpunkt und neben unserem Floor bei den Kollegen vom Kingtone Soundsystem haben wir zusammen mit Pathfinder Acts wie Benny Page, Serial Killaz und Marcus Visionary regelmäßig nach Köln geholt. Die Bassliebe-Zeit war irgendwann vorbei und das ist auch vollkommen okay. Aber den Jungle- und Dubwise-Sound werden Macoboy, Brother Charity und ich auch weiterhin in Köln pushen. Wir machen halt keine halben Sachen. Deswegen dauert es vielleicht noch eine Weile, bis die Kölner Junglists wieder voll auf ihre Kosten kommen, aber wir arbeiten dran.
Aber den Jungle- und Dubwise-Sound werden Macoboy, Brother Charity und ich auch weiterhin in Köln pushen.
TuB: Was steht 2019 bei dir so an Releases und Gigs an?
Brian: Im Januar wurden ja schon drei neue Remixes auf Deep In The Jungle und Raider Records von mir veröffentlicht und es befinden sich auch noch einige weitere in der Pipeline. Es kommen noch Remixes auf Serial Killaz und Dub Shotta sowie neue Tunes auf Liondub International, Run Tingz, Born On Road, Basswerk und South Yard Recordings. Da sind unter anderem Kollaborationen mit Ricky Tuff, Dubtime, The Green Man, DJ Freeze, Navigator und Marvel Cinema dabei. So, ich glaub, das war genug Name-Dropping.
TuB: Was machst du in deiner Freizeit sonst noch so, außer Drum & Bass zu produzieren und aufzulegen?
Brian: Also, da ich ja noch einen normalen Job habe, der auch ziemlich viel Zeit und Energie frisst, bleibt da gar nicht mehr so viel Freizeit übrig. Beruflich stehen momentan einige ziemlich wichtige Projekte an. Manche Booking- oder Release-Anfragen musste ich deswegen leider auch schon ablehnen, so unangenehm das auch ist. Die Arbeit hat aktuell für mich die höchste Priorität. Und ansonsten ist mir einfach nur wichtig, so viel Zeit wie möglich mit meiner Gang und mit meiner Freundin zu verbringen. Shout out an dieser Stelle an diese geilen Menschen.
TuB: Und zu guter Letzt, die berühmt-berüchtigte Frage: Trommel oder Bass?
Brian: Ich würde an dieser Stelle gerne den grandiosen Dirk Albert Felsenheimer zitieren: »Bin ein Mensch ohne Sinn, nirgends gehör ich hin. Weil ich Schlagzeuger bin, weil ich Schlagzeuger bin.«
TuB: Danke für deine Zeit. 🙂
Brian Brainstorm
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