Hanzom Music ist ein neues Label am Kölner Nachthimmel, welches zu Beginn des Jahres gegründet wurde von Rene, auch bekannt unter seinem DJ-Pseudonym Badlokk. Das Label möchte einen breiten Kosmos zwischen Halfstep, Deep, Neurofunk, Techstep und Hard-DnB bespielen. Den ersten beiden EPs gelingt das schon ziemlich gut – eine vielfältige Mischung, die überwiegend begeistert. Und das Beste ist: Beide EPs kosten keinen Cent.
Genesis EP – Part I
Den Auftakt des Labels macht die bereits zu Beginn des Jahres erschienene Genesis EP Part I. Auch wenn vier Wochen in Zeiten des Internets bereits uralt anmuten, möchte ich darüber ein paar Zeilen schreiben, denn ein Lied begeistert mich nachhaltig: Es handelt sich dabei quasi um den Titeltrack des gesamten Labels, und auch das erste Stück der EP. Mit gleich zwei Vocalists (JungleLady & MC Na) haben die BorkerBrothers aus Münster für Hanzom kollaboriert. Und das Quartett funktioniert. Afrikanisch angehaucht, deep, locker. Vor allem die Vocals von JungleLady besitzen eine Naivität, die den gesamten Track super sympathisch machen. Dazu die tiefe Stimme von MC Na und ein funky Unterbau der Gebrüder Borker. Ein wirklich toller Titel.
Ebenfalls mit Freude erfüllt mich OaT mit seinem deepen Track Sunk. Die Drums zuckeln über den tiefen Bass, wie Finger über eine heiße Herdplatte. Und der Track kommt an: Er wurde bereits auf Noisia Radio geadelt – nicht das erste Mal für den Mastering-Engineer aus Bochum. Auch die anderen Titel sind gut. Von hartem Geschredder über Neuro bis hin zu eher deepen Gefilden ist auf der EP eine breitgefächerte Auswahl vertreten.
Genesis EP – Part II
Morgen (01.02.2019) erscheint die Fortsetzung der Genesis-Serie. Auf ihr tummeln sich einige Kölner Produzenten mit internationalen Kollegen. Aber die Kölner müssen hier nicht zurückstecken. Ehrlich gesagt gefallen mir ihre Tracks mit am besten. Seibel liefert für mich den allerstärksten Track der EP. Ein schöner Roller, mit wundervoll spacey, und chilli Geräuschkullisse. Timelaps heißt der Titel, der unglaublich groovt. Auch Jumpats Beitrag gefällt. Ein jungliger Stampfer mit Atmosphäre, der den Start des Labels um eine weitere Facette bereichert. Basic ist der dritte Kölner in der Runde und auch er liefert ein spannendes Stück: Simpel im Aufbau, mit Jump-Uppigen Drums, aber einer Lockerheit, die ich Suche im DnB. Doch wir wollen uns nicht nur mit den Lokal-Matadoren begnügen, auch ein paar internationale Toreros seien erwähnt. Hekrim und TaureX aus Ost-Europa liefern einen melodischen Neuro-Track, der fetzt. Und wer es voll auf die Zwölf mag, ist mit Crawler von Cranium und Confusion aus Wien gut bedient. Der Track drückt und krabbelt nachdem dem Drop in nur eine Richtung: Nach vorne.
Und der nächste Part?
Der Start des Labels ist damit bereits geglückt. Die Frage ist, wie sich das Label entwickelt, und ob es Hanzom Music schafft, trotz der Diversität einen eigenen Sound zu kreieren. Geplant hat das Label für die Zukunft zumindest schon einiges: Freut euch auf Kollabos mit einem deutschen und einem internationalen Label, Label-Nights in Köln, sowie die erste EP gegen Cents. Soviel sei verraten: Das Artwork sieht schonmal richtig gut aus.
Hanzom Music
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Artworks: Laura Abelen
Feyd
•6 Jahren her
Vielen Dank für den Hinweis. Sehr cool, was in Kölle geht und es nun ein neues Label gibt, auch wenn nicht alles meinen persönlichen Geschmack trifft.
Einen Kritikpunkt am Post erlaube ich mir aber mal: Wenn in einer Rezension das Kompliment, was man einer Frau im Drum’n’Bass macht, die ‘Naivität’ ihres Gesangs ist, dann muss man sich nicht wundern, dass DnB immer so ne Würstchenparty ist. Ich unterstell mal, dass das nun nicht wirklich beabsichtigt ist, aber es liest sich nunmal irgendwie so seltsam von oben herab. Nichts für Ungut, ist eben mein persönlicher Leseeindruck.
Linus
•6 Jahren her
Hey Feyd, vielen Dank für deine Meinung. Wie du schon vermutest, war es gar nicht meine Absicht, von oben herab zu schreiben, vielmehr sollte dieser Satz ein Kompliment werden. Denn auch »Naivität« ist eine Eigenschaft, die ich in der Musik suche. Eben Probleme draußen lassen, und einfach mal Spaß haben. Im Nachhinein, wäre aber wohl »Unbekümmertheit« ein geeigneteres Wort gewesen.
Feyd
•6 Jahren her
Danke für die Antwort!