Die Hürde, um in die Musikproduktion einzusteigen, ist in den letzten Jahrzehnten immer weiter gesunken. Der Technische Fortschritt sorgt dafür, dass Bandmaschine, Equalizer, Kompressoren und Synthesizer, die damals ganze Räume eingenommen haben, in einen Laptop passen. Trotz alledem ist eine große Hemmschwelle, gerade elektronische Musik zu produzieren, immer noch in den Köpfen der Leute verankert. Worte wie Frequenz, Modulation und Samplingrate erinnern an den lange zurückliegenden Physikunterricht.
Mit diesem Beitrag möchte ich einen kleinen Guide starten und versuchen das Thema etwas zu entmystifizieren. Ziel ist es, den Einstieg in diese kreative, aber zunächst überwältigend wirkende Welt so einfach wie möglich zu machen.
Das richtige Mindset?!
In vielen Köpfen steckt das Bild, dass der Computer die Musik macht und die Person hinter den Bildschirmen nur auf einen Knopf drücken muss und der fertige Song aus der Maschine kommt. Das ist falsch!
Elektronische Musikproduktion ist wie ein analoges Instrument – man muss es spielen lernen. Gutes Schlagzeug spielen lernt ihr auch nicht innerhalb kürzester Zeit und die Wenigsten schaffen es innerhalb von zwei Wochen zum neuen Beethoven. Mental an die Decke zu gehen, wenn ihr euch bei jedem Noisia Song den ihr hört, fragt, wie die drei ihre Basslines so fett und die Mixdowns so definiert produzieren, gehört dazu.
Top-Produzentinnen und Produzenten machen das schon über Jahrzehnte und mussten sich meist von Grund auf alles selbst beibringen. Da habt ihr einen entscheidenen Vorteil. Das Internet. Durch Web-Blogs und vor allem YouTube könnt ihr euch unzählige Tutorials angucken und die Zeit sparen, die ihr durch lästiges Trial & Error und fehlenden Lernfortschritt „verschwendet“. Das steigert die Lernkurve natürlich enorm. Spaß und der Prozess stehen im Vordergrund.
Das Cliché „Tonstudio“
Gebt ihr das Wort „Studio“ bei Google ein, dann seht ihr große Pulte mit vielen Knöpfen an denen gedreht werden kann, sämtliche Regler und Effekte. Ein sehr überwältigendes und absolut schönes Bild zugleich. Generell gilt allerdings:
Es kommt nicht auf die Technik an, die ihr benutzt, sondern auf die Art und Weise wie ihr sie benutzt.
Ein bisschen Interesse an Technikverständnis ist unvermeidlich, aber habt ihr die Oberfläche eines Programmes einmal verstanden, könnt ihr euch ganz dem Kreativen hingeben. Spielt mit den Reglern und Knöpfen rum, schaut wie sich der Höreindruck verändert und macht euch mit der Oberfläche des Programm vertraut. Auch hier gilt: je länger ihr es macht, desto mehr Verständnis kommt über die Zeit. Es ist so als würdet ihr eine Sprache lernen. Je mehr Vokabeln ihr drauf habt, desto besser könnt ihr euch ausdrücken und desto mehr Spaß habt ihr dabei die Sprache zu sprechen.
Die technischen Essentials:
Die zunächst gute Nachricht ist, dass ihr zu Beginn nicht zwingend tausende Euros in zunächst überwältigendes Equipment investieren müsst, um los zu legen. Schnappt euch den nächst besten Rechner, ladet euch eine Testversion einer Digitalen Audio Workstation (DAW) runter und schon kann es los gehen.
Programme wie Reaper, Ardour und Samplitude sind kostengünstig und können für den Einstieg schon reichen. Ableton Live, Cubase, Logic Pro und Fruity Loops sind allerdings die vorherrschenden DAWs auf dem Markt. Jedes Programm hat seine Vor- und Nachteile und verfügt über sämtliche Features, die zur Produktion von elektronischer Musik notwendig sind. Habt ihr erstmal ein Programm verstanden, findet ihr euch auch in anderer Software schnell zurecht. Im Endeffekt bleibt es eine Sache des Workflows. Einfach ausprobieren und schauen was euch am besten liegt. Sucht im Netz nach Gratis Sample-Packs, arrangiert Audioclips, klickt jeden Knopf und bewegt jeden Regler. Beobachtet dabei, wie sich der Sound verändert und wie sich das Programm verhält. Die „Hilfe“ Sektion und das Handbuch sind auch ein guter Anlaufpunkt, um zu verstehen was die Schaltflächen machen.
Wenn ihr etwas Geld investieren möchtet, empfehle ich in ein vernünftiges Audiointerface und Mittelklasse Kopfhörer oder Studiomonitore zu investieren. Denn qualitativ hochwertige Abhöre ist unabdingbar, wenn ihr euch mit Musik beschäftigen möchtet.
Ein Audiointerface ist ein Gerät zwischen Computer und Boxen/Kopfhörer, dass die Audioverarbeitung für den Rechner übernimmt. Die richtige Wahl der Kopfhörer ist abhängig vom eigenen Befinden. Es gibt geschlossene, offene und halboffene Modelle. So wird die Schalldurchlässigkeit der Kopfhörer bezeichnet. Setzt ihr Kopfhörer auf, die geschlossen sind, dann seid ihr weitest gehend von der Umwelt abgeschottet. Offene Kopfhörer sind genau das Gegenteil und halboffene sind eben ein Mittelding. Geht in den nächsten Musikfachhandel und lasst euch beraten.
Über die Zeit ist es ein natürlicher Prozess sein Equipment aufzubessern – im Kern bleibt die Kombi allerdings die selbe: ein Computer, Audiosoftware und irgendeine Art von Abhöre.
Die Quintessenz
Was war jetzt die Idee dieses Beitrags? – Nun ja, in erster Linie möchte ich euch motivieren mit dem Produzieren anzufangen. Technik und physikalische Begriffe sollen euch davon nicht abhalten und sobald ihr etwas mit der Software eurer Wahl rumgespielt habt, werden viele Begriffe entmystifiziert. Alles scheint intuitiver als gedacht.
In den folgenden Beiträgen werden wir euch einige Basics vorstellen. Ihr werdet erfahren was es mit Samples auf sich hat und wir werden euch zeigen, wie ein einfacher Beat programmiert werden kann.
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