Eine Hausarbeit von Ronja Gro an der Universität zu Köln im Fach Erziehungs- & Musikwissenschaft (Kurs: Leitfadeninterviews und ihre Auswertung).
1.0 Einleitung
„With each passing decade, music evolves as society does, reflecting the beauty, struggle, happiness, and pain in life. Music’s journey cannot be stopped and it will continue to surprise us as society calls out for a new voice in both good times and bad.“ – Philip J. Mortenson
„Drum and bass music is one of the most innovative and amazing art forms. It’s like modern day jazz, it can encompass any style, it can convey any emotion, present any message, it can be entrenched in complexity or it can revel in genius simplicity. Like it or not drum and bass has been here for 20 years and we have brought it here with very little external support (not that we ever wanted any). It is the most amazing music both technically and emotionally – I look forward to another bright 20 years of amazing drum and bass and music and tunes like this demonstrate that that’s exactly what we will have.“ – Goldie
Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich mit der Drum and Bass-Subkultur. Die Frage nach der Wahrnehmung der Subkultur und den Entwicklungen, die das Genre seit Beginn seines Daseins durchlebte, ist von Interesse, da steigende Zahlen an Festivalbesucher:innen vermerkt werden, genauso wie das Erscheinen in der Popkultur.
Seit 2008 findet jährlich das mehrtägige Drum and Bass Open-Air-Festival “Let It Roll” in der Nähe von Prag statt. Das Festival startete mit einer Teilnehmer:innenzahl von 3000 und verzeichnete 2017, also neun Jahre später 25.000 Festivalbesucher:innen.
Auch in Werbung und Film taucht das Genre vermehrt auf. Marken, die Umsätze von Abermillionen verbuchen, wie Head & Shoulders, setzen auf Drum and Bass Sample Packs als musikalische Untermalung in ihren Werbespots.
Goldie, einer der Drum and Bass Pioniere, der die Geburtsstunde des Drum and Bass miterlebte und formte, wurde zum MBE (Member of the Most Excellent Order of the British Empire) ernannt für seine „services to music and young people“.
Doch woraus ist diese Bewegung hin zum Drum and Bass entstanden? Und wie sieht die Lebenswirklichkeit der Szeneanhänger:innen aus? Eine Frage, die ich am Ende dieser Arbeit zwar nicht konkret beantworten können, aber es werden Theorien generiert, die dieses Phänomen umschließen und benennen können.
Die unterschiedlichen Phasen der empirischen Untersuchung und die Ergebnisse der Analyse bilden den Hauptaspekt der Arbeit. Zuerst gehe ich auf die acht verschiedenen Schritte ein, in die ich die Phasen der empirischen Untersuchung aufgeteilt habe. Methoden werden beleuchtet, begründet und es wird herausgearbeitete, welche Vorteile sie im Forschungsprozess mit sich bringen.
Durch ein Leitfadeninterview mit anschließender qualitativer Inhaltsanalyse nach Mayring wird in dieser Arbeit versucht ein Abbild der Lebenswirklichkeit eines Mitglieds der Subkultur zu geben. Ebenso versuchte ich anhand des Leitfadeninterviews zu erarbeiten, wie die Wahrnehmung eines Einzelnen um die Veränderung in der Drum and Bass Szene aussieht.
Auf die Frage, wie die Mentalität der Kölner Drum and Bass Subkultur aussieht und sich der erste Kontakt gestaltet, kann im Rahmen dieser Arbeit nicht eingegangen werden, jedoch finden Sie im Anhang Material, das ich zu dieser Thematik erarbeitet habe.
- Phasen der empirischen Untersuchung
- Formulierung des Forschungsproblems
2.0 Phasen der empirischen Untersuchung
2.1 Formulierung des Forschungsproblems
Seit Anfang der 1990er Jahre existiert das Genre Drum and Bass. Es handelt sich um eine elektronische Musikrichtung, die um die 160 bis 180 Beats pro Minute schnell ist und auf einem Breakbeat-Rhythmus und Resampling basiert.
Seitdem wächst die musikalische Diversität innerhalb dieses Genres. Subgenres wie Liquid Funk, Jump Up oder Neurofunk sind Produkte dieser Vielfalt. Gewachsen ist allerdings nicht nur die Diversität, sondern auch die Anzahl der Anhänger und die Größe der Veranstaltungen. Früher war Drum and Bass dem Underground verschrieben und kaum mainstreamtauglich. Heutzutage besuchen über 15.000 Personen, an einem einzigen Abend, Events, wie Rampage und Drum and Bass Singles wie „Nobody to love“ von Sigma halten sich wochenlang in den Charts.
Da Underground und Mainstream grundverschieden sind, kommt ein Gedankengang auf, der sich damit beschäftigt, wie das Eine aus dem differenten Anderen entstanden sein könnte.
2.2 Auswahl des Forschungsgegenstandes
Auch ich bin eine der Anhängerinnen, die sich im Laufe der Zeit dem Genre Drum and Bass verschrieben hat. Gegen Ende 2012 besuchte ich erstmalig Drum and Bass Partys im Kölner Raum. Zirka ein Jahr vorher entdeckte ich dieses Genre durch Freunde und YouTube-Kanäle, von dessen Existenz ich zuvor nichts wusste oder es zumindest nicht bewusst wahrgenommen hatte.
Mittlerweile sind fast sechs Jahre vergangen. Diese sechs Jahre brachten intensive Emotionen, neue Bekanntschaften, Erfahrungen und veränderte Ansichten mit sich. Früher selber von der sogenannten Rave Culture vereinnahmt, habe ich jede Party mitgenommen, die ging. Mittlerweile sieht es anders aus. Die Zeit bewirkte Veränderungen in mir, doch auch in der Szene änderte sich etwas.
Oft hörte ich Leute aus der Szene sagen, dass sie jetzt nicht mehr das Gleiche sei, wie vor 5 oder 10 Jahren. Diese Veränderung wurde oftmals negativ aufgefasst. Auch in Foren und Chats las ich ähnliches.
Das Empfinden von Veränderung und Entwicklung ist Teil unserer subjektiven Wahrnehmung. Hinter diesen Meinungen, egal ob positiv oder negativ, stehen immer Menschen, deren Geschichte und Werdegang (innerhalb der Szene) individuell sind und einen Beitrag zu ihrer jetzigen Auffassung geleistet haben.
Nun interessierte mich die Frage, wie die Wahrnehmung und Wirklichkeit einer anderen Person aussieht und vor allem, welche Annahmen in anderen Köpfen kursieren, wie es zu dieser Entwicklung gekommen sein könnte.
2.3 Erhebungsverfahren – Qualitative Sozialforschung
Im Rahmen meines erziehungswissenschaftlichen Studiums ist es erforderlich, sich mit Forschungsmethoden auseinanderzusetzen. Ich besuchte das Seminar „Leitfadeninterviews und ihre Auswertung“, welches von der Dozentin Dr._in Thamar Klein abgehalten wurde. Zuvor hatte ich weder mit qualitativen noch mit quantitativen Forschungsmethoden Erfahrung. Einen kleinen Einblick in quantitatives Forschen hatte ich bereits durch Freunde erlangt, die sich in ihrem Studium damit beschäftigen.
Um was es sich genau bei qualitativer Forschung handelt, habe ich erst im Kurs erfahren. Ich war allerdings recht interessiert daran, einen Einblick in eine Ecke der Forschung zu bekommen, die mir bis dahin nicht bekannt war.
Meinen Kommiliton_innen und mir wurde im Seminar die Aufgabe erteilt, uns im Laufe des Semesters mit dem Aufbau und der Durchführung eines Leitfadeninterviews zu beschäftigen, sowie mit der Auswertung dessen.
Diese Forschungsmethode erwies sich als gut geeignet, um an Ergebnisse zu meiner Forschungsfrage zu gelangen. Entdeckende statt überprüfende Forschungslogik ist hier angebracht. Ein quantitatives Erhebungsverfahren wäre hierbei nicht hilfreich gewesen, da zum Herantragen von Ergebnissen bereits Theorien oder Modelle zur untersuchten Thematik gegeben sein müssten und es Ziel ist, unter anderem durch numerische Daten Verhalten vorhersehbar zu machen.
Solche wissenschaftlichen Hypothesen gibt es zum einen nicht in Bezug auf die Entwicklung und Veränderung in der Drum and Bass Subkultur, die ich untersuche, und zum anderen konzentrierte sich meine Arbeit und mein Interesse auf die Darstellung der Lebenswirklichkeit einer Person und das Herausarbeiten von Deutungsmustern.
Da ich selbst mit dem Thema meiner Seminararbeit vertraut bin, war es für mich wichtig, auf meine Interviewpartner_innen individuell eingehen zu können und die Möglichkeit zu haben, meine Fragen oder Erzählaufforderungen anzupassen, da dies Unklarheiten eliminieren und Hintergründe aufdecken kann. Diese Flexibilität wäre im Rahmen einer quantitativen Befragung nicht möglich gewesen.
2.4 Erstellung des Leitfadens
Im Zuge des von mir besuchten Seminars, versuchte ich einen Leitfaden für meine geplante Befragung zu erarbeiten. Bei Leitfadeninterviews handelt es sich um halbstandardisierte offene Interviews. Hierbei handelt es sich um eine Art Grundgerüst, das Struktur während der Befragung geben soll.
Dies bedeutet, dass vor Beginn des Interviews bestimmte Themenkomplexe festgehalten wurden, die mittels Erzählaufforderungen angesprochen werden sollen. Jedoch bleibt dem/der Interviewer_in die Option, durch konkreteres situationsabhängiges Nachfragen, auf die/den Befragte_n einzugehen und dadurch mehr Informationen aus dem Gespräch zu ziehen. In offenen Interviews bekommt die/der Befragt_e die Möglichkeit, sich ohne Vorgaben zu den angesprochenen Themen zu äußern und selber das anzusprechen, was für ihn/sie wichtig ist.
Das Prinzip der Offenheit ist wichtig im Forschungsprozess. Dies bedeutet, dass beispielsweise Hypothesen erst im Forschungsprozess entstehen und nicht vorab formuliert wurden. Das Interview muss erzählgenerierend sein und darf keine geschlossenen Fragen enthalten.
Nach dem SPSS-Prinzip versuchte ich meinen Leitfaden zu konstruieren. Die Abkürzung SPSS steht für: Sammeln – Prüfen – Sortieren – Subsumieren.
Zunächst sammelte ich sämtliche Fragen, die mir in Verbindung mit Drum and Bass in den Kopf gekommen sind, sowohl in Bezug auf die Subkultur als Ganzes als auch auf den Werdegang eines Einzelnen in der Szene, sowie die Musik selber.
Beim 2. Schritt des SPSS-Prinzips, dem Prüfen, konnte ich bereits ein paar Fragen von meiner Liste streichen, da sie inhaltlich nicht dazu beigetragen hätten, neues Wissen heranzutragen. Hinzu kam, dass es sich für mich zunächst als schwierig erwies, offene Fragen zu generieren, die nicht zur reinen Informationsabfragung dienen. Nach einigen Versuchen gelang es mir, dies besser umzusetzen.
Im nächsten Schritt geht es um das Sortieren der erarbeiteten Fragen. Zum einen gilt es, der natürlichen Erzählung folgend, die zeitliche Abfolge der Fragen zu strukturieren. Zum anderen besteht in diesem Schritt die Möglichkeit, inhaltliche Aspekte so zu sortieren, dass passende Unterpunkte eines Themenkomplexes einander zugeordnet werden. Zudem achtete ich darauf, nicht mehr als 4 Themenblöcke zu bilden, da der Leitfaden sonst möglichweise zu überladen gewesen wäre.
In der letzten Instanz des SPSS-Prinzips geht es um Subsumierung. Aufgabe in diesem Arbeitsschritt ist es, Erzählaufforderungen zu finden, die die Fragen aus den Themenblöcken abdecken. Zu guter Letzt ordnete ich alles in Spalten, um einen besseren Überblick über meinen Leitfaden zu haben. Erzählaufforderungen, eine Stichwortliste sowie Aufrechterhaltungs- und Steuerungsfragen sind in meinem Leitfaden zu finden, jedoch habe ich auf Fragen mit festgelegter Formulierung verzichtet. Diese Fragen sind von Vorteil, wenn man eine höhere Zahl an Menschen befragt, um bestimmte Fragen zu stellen, die in jeder Befragung vorkommen und so vergleichend ausgewertet werden können.
Am Ende meines Leitfadens habe ich noch eine sogenannte „Gute-Fee-Frage“ eingearbeitet. Sie ist dafür da, um der befragten Person Gedanken und Wünsche zum angesprochenen Thema zu entlocken. Ob das, was die/der Befragte äußert, realistisch oder utopisch ist, ist hier nicht von Belang.
Die vier Erzählaufforderungen, die ich generierte, beschäftigen sich mit:
- dem ersten Kontakt des/der Befragten mit Drum and Bass und der dazugehörigen Subkultur,
- dem Reiz und der Faszination, die das Genre bei dem/der Befragten auslöst,
- der Wahrnehmung von Veränderung und Entwicklung in der Drum and Bass Szene,
- den Faktoren, die eine Rolle in diesem Entwicklungsprozess gespielt haben könnten.
Die zu den vier Erzählaufforderungen dazu kommenden spezifischen Nachfragen gestalten sich beispielsweise wie folgt:
- „Erster Kontakt“: Erzähl doch bitte, wie dein erster Kontakt mit Drum and Bass aussah und in welchem Alter dieser stattgefunden hat.
- „Faszination und Reiz“: Ist dein Freundeskreis ebenfalls Teil der Subkultur und was macht die Faszination für dich aus?
- „Veränderungen und Entwicklung“: Hast du Veränderungen wahrgenommen? Gab es Schlüsselmomente, in denen dir die Entwicklung bewusst wurde?
- „Faktoren der Entwicklung“: Erzähl bitte, welche Faktoren, deiner Meinung nach, zur Entwicklung beigetragen haben.
Im Laufe des Forschungsprozesses stellten sich einige der spezifischen Nachfragen als weniger geeignet dar als zuvor angenommen. Entweder wurden diese aus dem Fragenkatalog genommen oder überarbeitet. Das Endergebnis sehen Sie im Leitfaden, welcher im Anhang einsehbar ist.
2.5 Forschungsethik
2.5.0 Forschungsethik – Einleitung
Forschungsethik beschreibt das Spannungsfeld zwischen Forschungsinteresse und ethischen Werten. Die Notwendigkeit des Forschungsthemas sollte begründet sein. Das methodische Vorgehen im Forschungsprozess sowie die Umstände der Mitwirkung der Proband_innen sollten zuvor im Detail besprochen werden, um Überraschungen zu vermeiden.
Die ethisch relevanten Auswirkungen, unbedeutend ob positiv oder negativ, gilt es ebenfalls zuvor abzuschätzen. Oftmals gibt es Forschungsprojekte, die in sehr persönliche Bereiche des Lebens der Befragten eindringen und diesen Details entlocken wollen. Unter solchen Umständen sollte zuerst die Frage nach möglichen Folgen von Forschung und Verantwortung abgeschätzt und abgeklärt werden. Es sollte vermieden werden, die Beteiligten zu schädigen. Um an Forschungsergebnisse zu gelangen, sollte davon abgesehen werden, ebenjene durch falsche Angaben zu täuschen. Die Sparsamkeitsregel sollte in jedem Fall Anwendung finden. Hierbei handelt es sich um eine Regel, die besagt, dass ethisch korrekt geforscht werden kann, unter der Bedingung, dass jegliche Belastung für die Proband_innen so gering wie nur möglich gehalten werden muss.
Das Bundesdatenschutzgesetz befasst sich mit dem Schutz der Persönlichkeitsrechte eines Individuums. Dieses Gesetz besagt unter anderem, dass es grundsätzlich verboten ist, personenbezogene Daten zu verarbeiten und sieht die direkte Löschung von nicht benötigten personenbezogenen Daten vor. Durch eine schriftliche Einwilligung der Proband_innen kann das Verbot, das die Verarbeitung dieser Daten untersagt, aufgehoben werden. Wie solch eine Einwilligung aussieht und was diese zu beinhalten hat, wird im weiteren Verlauf dieser Hausarbeit erläutert werden.
In Bezug auf Forschung ethisch korrekt zu handeln, beinhaltet den sensibilisierten Umgang mit vulnerablen Gruppen. Dazu gehören Kinder und Jugendliche, diskriminierte Gruppen, kranke und auch alte Menschen. Bei Minderjährigen gilt es insbesondere darauf zu achten, dass ihre erziehungsberechtigte Person in die Teilnahme am Forschungsprojekt einwilligt. Wenn es sich bei den Proband_innen oder Befragten um alte oder kranke Menschen handelt, kann es unter Umständen dazu kommen, dass medizinisches Personal oder Angehörige hinzugezogen werden, um die Person, zum Beispiel während eines Interviews, in der Kommunikation zu unterstützen.
Bezüglich Forschungsethik gibt es einige aktuelle Entwicklungen, besonders im angloamerikanischen Raum. Forschungsvorhaben, die von der Ethikkommission begutachtet werden, müssen vor ihrer Durchführung darauf geprüft werden, ob sie sich an forschungsethische Richtlinien halten. Unter Umständen kommt es zu einer erneuten Prüfung, wenn beispielsweise das methodische Vorgehen verändert wurde. Durch Auflagen wird es den Forschenden erschwert, die Forschungsfragen situativ anzupassen. Jenes ist vor allem in der qualitativen Forschung ein Nachteil, da diese, um ein Beispiel zu nennen, versucht, durch situationsabhängiges Nachfragen an Wissen zu kommen. Die Auflagen und Prüfverfahren werden von einigen Forschenden als überreguliert aufgefasst. Sie haben Bedenken, dass die Überregulierung gleichzeitig bedeutet, dass ihre Handlungsmöglichkeiten eingeschränkt werden.
2.5.1 Einwilligungserklärung
Um meinen Befragten den größtmöglichen Schutz zu bieten und um selbst die Möglichkeit zu haben, die im Interview erhaltenen Daten auswerten zu dürfen, ging es im nächsten Schritt darum, eine Einwilligungserklärung anzufertigen.
Sie ist dafür da, den rechtlichen Rahmen abzuklären und gibt mir bei Einwilligung das Recht, personenbezogene Daten speichern, verarbeiten und nutzen zu dürfen. Personenbezogene nicht benötigte Daten gilt es dennoch zu löschen. In der Einwilligungserklärung muss klar aufgeführt sein, für welche Zwecke die Daten verwendet werden. Ebenso wichtig ist es, dass die Teilnahme am Interview freiwillig ist und das dies in der Einwilligungserklärung thematisiert wird. Der / Die Studienteilnehmer_in kann sein/ihr Einverständnis in eine Aufzeichnung und Niederschrift zurückziehen, ohne dass der Person jegliche Nachteile entstehen. In meiner Einwilligungserklärung habe ich den Proband_innen die Möglichkeit gegeben, ihre Einwilligung innerhalb der zwei Wochen nach dem Interview zurückzuziehen.
Zudem habe ich in meiner Einwilligungserklärung darauf hingewiesen, dass die Studie nicht von Dritten finanziert wird. Dies ist wichtig, da hier klargestellt wird, dass kein Unternehmen hinter meinem Forschungsvorhaben steht. Wäre dies der Fall, könnte angenommen werden, dass die Finanzierung durch ein Unternehmen die Forschungsresultate beeinflusst.
Wenn ein / eine Studienteilnehmer_in sich unwohl mit der Teilnahme am Forschungsprojekt fühlt oder aus anderen Gründen das Verlangen hat, Details zur Studie abzuklären oder auszusteigen, kann man mich über meine Kontaktdaten erreichen, die ich am Fuß der zweiten Seite der Einwilligungserklärung hinterlegt habe.
Die beiden Personen, die von mir befragt worden sind, wovon hier nur ein Interview weitestgehend analysiert wird, haben mehrfach unabhängig voneinander betont, dass, wenn es nach ihnen gehen würde, sowohl eine Einwilligungserklärung, als auch Anonymisierung oder Pseudonymisierung nicht nötig wäre. Dennoch habe ich aus rechtlichen Gründen darauf bestanden, dass sie, wenn sie an dem Interview teilnehmen wollen, die Einwilligungserklärung unterschreiben. Keiner der Befragten hat im Nachhinein die Einwilligung zurückgezogen.
2.5.2 Pseudonymiserung
Um die Daten der Befragten mit größtmöglicher Vertraulichkeit zu behandeln, um sie davor zu schützen, dass das Interview mit der Person selber in Kontakt gebracht werden könnte, anonymisiert oder pseudonymisiert man sämtliche Informationen, die zu einer Identifizierung der Interviewteilnehmer_innen beitragen könnten.
Ich habe mich dazu entschieden, die Daten, die zu einer Identifizierung führen können, zu pseudonymisieren. Dem Befragten, dessen Interview hier ausgewertet wird, gab ich die Chance, selber ein Pseudonym für seine Person zu wählen. Andere Identifikationsmerkmale wie Wohnort, Namen von Bekannten, Freunden und Labels wurden ebenfalls pseudonymisiert, damit es drastisch erschwert wird oder sogar ausgeschlossen ist, dass der Befragte bestimmt wird.
2.6 Das Interview und die interviewbegleitende Dokumentation
Bei der forschungsbegleitenden Protokollierung des Interviews geht es darum, Details zu der personellen Beziehung zwischen befragter Person und Interviewer_in, nicht ausgesprochenen Informationen, zur Atmosphäre und zu Nonverbalem, festzuhalten. In diesem Schritt werden Angaben über die Erzählperson festgehalten, wie beispielsweise das Alter. Informationen zu Set und Setting sollen ebenfalls verschriftlicht werden. Ebenso gilt es einen Laufzettel auszufüllen, der im Forschungsablauf der Überprüfung des aktuellen Standes dient und unter anderem festhält, wann das Band/ die Aufnahme des Interviews gelöscht wurde.
Da ich, wie zuvor schon angesprochen, Teil der (Kölner) Drum and Bass Szene bin und dachte, ich könnte dieses Interesse mit meiner Arbeit im Seminar verbinden, versuchte ich, Teilnehmer in meinem Umfeld zu finden. Meine Anforderung an die Teilnehmer der Studie waren, dass sie sich mindestens seit 5 Jahren in der Drum and Bass Subkultur bewegen und aus dem Kölner Raum kommen oder hier zumindest regelmäßig auf Veranstaltungen unterwegs sind. Auf der Social Media Plattform Facebook startete ich einen Aufruf. Über 20 Personen waren neugierig genug, sich bei mir zu melden, um teilnehmen zu können. Dieses rege Interesse überraschte und erfreute mich. Jedoch stand ich nun vor der Qual der Wahl, zwei Interviewpartner aus den vielen Interessent_innen herauszupicken. Nach einigen Überlegungen entschied ich mich für zwei Männer, die mir auch persönlich bekannt sind. Der Pretest wurde mit „Meyer Lansky“ durchgeführt und da dieser meines Erachtens nach besser gelaufen ist als das Interview, das darauf folgte, entschied ich mich dazu, den Pretest auszuwerten. Somit ist es hier etwas verquer, dass der Pretest statt dem „ersten richtigen“ Interview ausgewertet wird. Demnach werde ich in der weiteren interviewbegleitenden Dokumentation auf das Pilotprojekt eingehen.
Mit „Meyer Lansky“ entschied ich mich bewusst für jemanden, der zwar auch Teil der Kölner Drum and Bass Szene ist, und das schon seit über 10 Jahren, aber innerhalb dieser Subkultur andere Ansichten pflegt und mir nicht zu nah steht. Er liebt zum Beispiel Subgenres, mit denen ich persönlich wenig anfangen kann. Allerdings dachte ich, dies könnte auf Forschungsebene eine gute Basis sein. Denn zuvor kam mir der Gedanke, dass ich, wenn ich die Wahrnehmung, Erfahrung und Ansichten einer Person wiedergebe, die meiner sehr ähnelt, mich selber interviewen könnte, um es einmal lapidar auszudrücken. Dies hätte mit Forschung im eigentlichen Sinne recht wenig zu tun, würde kaum neues Wissen hervorbringen und eher dem Abfragen oder Bestätigen meiner Annahmen und Ansichten gleichkommen.
Als erstes telefonierte ich mit „Meyer Lansky“, nachdem er sein Interesse am Projekt äußerte, um ihm zu erläutern, worum es geht und wozu ich ihn gerne befragen würde. Zwei Termine haben mein Interviewpartner und ich insgesamt vereinbart, bis es zur Befragung kam. Er hielt sich diesen Tag extra frei für unser Interview, das in der Küche seiner Wohngemeinschaft stattfand. Es war sehr ruhig im Haus und wir wurden weder durch seine Mitbewohner noch durch andere Vorkommnisse gestört. Die einzige „Störung“ die uns zuteilwurde, war die Waschmaschine, die sich während des Interviews meldete, da der Waschgang beendet war. Dies störte „Meyer Lansky“ anscheinend nicht, so dass er mit unserem Gespräch fortfuhr.
Dadurch, dass „Meyer Lansky“ mit Equipment zur Soundaufnahme vertraut ist, irritierte es ihn nicht, dass ich ein Aufnahmegerät auf dem Tisch zwischen uns platzierte.
Die Stimmung während des Interviews war sehr positiv. „Meyer Lansky“ erwähnte mehrfach, dass er sich auf das Interview freut, beziehungsweise es ihm Spaß gemacht hat an der Befragung teilzunehmen.
Auf sprachlicher Ebene war der Austausch sehr gut. Mir wurde nicht der Eindruck vermittelt, dass „Meyer Lansky“ etwas verschwieg oder Bedenken hatte, sich offen zu äußern. Eine Person, die selber nicht mit der Thematik oder der Drum and Bass Szene im Allgemeinen vertraut ist, hätte stellenweise Probleme gehabt, dem Gespräch zu folgen. Es gelang mir im Interview nicht permanent, die professionelle Seite aufrecht zu erhalten, sodass das Interview zeitweise zu einem Gespräch zwischen zwei Bekannten wurde.
2.7 Pretest
Wie schon zuvor thematisiert, habe ich den Pretest ausgewertet und nicht das Interview, welches darauffolgte. Dennoch werde ich nun auf die Änderungen eingehen, die ich, nachdem das Pilotprojekt-Interview durchgeführt wurde, vorgenommen habe.
In 2.6 habe ich angesprochen, dass unser Interview zeitweise die Tendenz hatte, ein angeregtes Gespräch zwischen Bekannten zu sein. Aufgrund dieser Tatsache nahm ich mir vor, während dem nächsten Interview darauf zu achten, dass ich nicht wieder in eine semiprofessionelle Rolle rutsche. Dies habe ich, soweit ich das einschätzen kann, im zweiten Interview besser umgesetzt.
Nachdem der Pretest durchgeführt wurde, wurde mir bewusst, dass einige meiner Fragen, die in der „Stichwortliste“ notiert wurden, nicht relevant sind für das, was ich herausfinden möchte. Außerdem versuchte ich die Fragen, die ich in der Stichwortliste eingetragen habe, zu kürzen, so dass in meiner Liste auch nur noch wirklich Stichworte eingetragen sind. Denn durch die komplett ausgeschriebenen Fragen hatte ich den Hang dazu, mich an dem Wortlaut festzuhalten.
2.8 Die Transkription
Nachdem die Befragung abgeschlossen war, ging es im Anschluss darum, die Audiodatei zu verschriftlichen. Im Seminar wurde uns das „Praxisbuch: Interview, Transkription & Analyse“ ausgehändigt. In diesem Buch werden verschiedene Beispiele für eine Transkription aufgeführt. Entschieden habe ich mich für eine inhaltlich-semantische Transkription, da mir dies für meinen Bereich der Forschung am geeignetsten erschien. Ich erstellte einen Regelkatalog, nachdem ich meine Audiodatei transkribierte. Dieser Regelkatalog veränderte sich im Verlauf des Forschungsprozesses mehrmals. Unter anderem entschied ich mich im Nachhinein dazu, Wörter ans Schriftdeutsche anzunähern, da mir dies dabei half, die Lesbarkeit zu fördern.
Da dies meine erste Transkription war, fiel es mir nicht leicht, das Gehörte zügig niederzuschreiben. Dadurch, dass ich das Programm f4transkript teilweise nutzte, wurde mir die Arbeit dennoch etwas erleichtert. In diesem Programm gibt es die Funktion, die Audiodatei im Tempo anzupassen, ohne dass sich die Tonhöhe verändert, was für mich sehr angenehm war. Auf Zeitmarken verzichtete ich, da ich zeitweise ohne Software transkribierte.
„Mündliche Aussagen sind flüchtig und die Erinnerungen an Gespräche oft lückenhaft“, genau deshalb transkribieren wir Audioaufnahme des Interviews. Für wissenschaftliche Auswertungen ist es nötig, auf verschriftlichte Daten zugreifen zu können. Dieses Schriftstück bildet die Basis der Analyse, auf die ich in einem späteren Teil eingehen werde.
2.9 Qualitative Inhaltsanalyse
Durch die Teilnahme an dem Seminar „Leitfadeninterviews und ihre Auswertung“, beschäftige ich mich mit der qualitativen Inhaltsanalyse nach Dr. Philipp Mayring. Diese Technik ermöglicht es, durch systematisches Vorgehen die auszuwertenden Daten methodisch kontrolliert schrittweise zu analysieren. Die qualitative Inhaltsanalyse ebnet den Weg für eine regelgeleitete Analyse und bietet einen klaren Einblick in den Forschungsprozess.
Im ersten Schritt erkundete ich die Daten, die bisher herangetragen wurden und notierte mir Auffälligkeiten und Fragen, die beim Lesen des Transkripts aufkamen und versuchte im weiteren Verlauf einen zusammenfassenden Schnitt durch das Material darzustellen.
Anschließend versuchte ich deduktive und induktive Kategorien zu bilden, in denen der Inhalt des Transkripts abstrahiert wird. Bei deduktiven Kategorien handelt es sich oft um jene, die im theoretischen Teil des Forschungsablaufes entwickelt wurden und typischerweise Oberkategorien bilden. Induktive Kategorien, welche erst im Laufe des Forschungsprozesses aus dem Material entwickelt wurden, bilden häufig Unterkategorien.
Mithilfe der Software MAXQDA codierte ich das zuvor angefertigte Transkript Zeile für Zeile und sammelte Textstellen in den dazugehörigen Kategorien. Mittels MAXQDA fiel es mir leichter, im zu codierenden Text den Überblick zu bewahren. Ich wies Textstellen erst der einen und dann der anderen Unterkategorie zu, veränderte die Definitionen der von mir angelegten Kategorien, und benannte häufig Kategorien um. Das Codieren und Kategorisieren per Bleistift und Papier wäre für mich persönlich aufwendiger und umständlicher gewesen.
Ein Kategoriensystem bestehend aus Kategoriebezeichnungen, Definitionen der Kategorien (Codierregeln) und Ankerbeispielen erstellte ich im darauffolgenden Schritt. Dieses System bildet sich aus den folgenden Ober- und Unterkategorien:
- Erster Kontakt (OK)
- Freundschaft (UK)
- Fluktuation (UK)
- Rauschmittel (UK)
- Reiz und Faszination (OK)
- Lebensumstände (UK)
- Gemeinschaft (UK)
- Diversität (UK)
- Wohlbefinden (UK)Reiz und Faszination (OK)
- Köln (OK)
- Wahrnehmung der Entwicklung und Veränderung (OK)
- Divergenz (UK)
- Popularität (UK)
- Schnelllebigkeit (UK)
- Faktoren der Entwicklung und Veränderung
3.0 Ergebnisse der Analyse
3.0 Ergebnisse der Analyse – Einleitung
Im folgenden Teil der Hausarbeit werde ich auf die Ergebnisse meiner Analyse eingehen. Da das Kategoriensystem, das ich angefertigt habe, recht umfangreich ist, werde ich bei der Analyse nur auf Oberkategorien und Unterkategorien eingehen, die zur Hypothesengenerierung nützlich sind, bezüglich der Entwicklung und Veränderung in der Drum and Bass Subkultur. Zusätzlich werde ich die Kategorien beleuchten, die dem Befragten im Zusammenhang mit meiner Forschungsfrage wichtig zu thematisieren waren.
3.1 erster Kontakt
3.1.0 erster Kontakt – EInleitung
Der Befragte wurde durch eine Erzählaufforderung darum gebeten, von der Zeit zu erzählen, in der er mit Drum and Bass in Kontakt gekommen ist. Darauf hin sprach er über sein persönliches Interesse, Vorerfahrungen und Umstände, die ihn in die Situation brachten, erstmalig mit Drum and Bass, sowohl in Anbetracht der Subkultur als auch des Genres selbst, Kontakt zu haben. Außerdem ging er auf Erlebnisse und Emotionen ein, die auf diesen Kontakt folgten.
3.1.1 Freundschaft
Im Zusammenhang mit seinem ersten Kontakt zu Drum and Bass thematisierte der Befragte Freundschaft. Ich definierte die Unterkategorie Freundschaft wie folgt: „Freunde, die den Impuls zum erstmaligen Kontakt mit Drum and Bass gegeben haben und Emotionen, die mit ihnen durchlebt wurden.“ Die folgenden Stellen im Transkript brachten dies Beispielsweise zum Ausdruck:
„Ich bin in Drum and Bass reingekommen (…) über einen sowieso schon bunt gemischten Freundeskreis.“
„Dieses “hey-ya hey-ya heeey” Getanze mit dem Jürgen um den letzten Tropfen Crowd, der an dem Abend übriggeblieben ist, werde ich nicht vergessen. Wir saßen da und haben uns angeguckt und der war genauso überglücklich wie ich.“
3.2 Reiz und Faszination
3.2.0 Einleitung
In der nächsten Oberkategorie versuchte ich, den Reiz und die Faszination zu erfassen, die hinter Drum and Bass für den Interviewten stehen. „Meyer Lansky“ sprach mit mir über Gründe und Umstände, die dazu führten, dass er Teil der Subkultur wurde und heute noch ist. Außerdem sprach er an, welche Veränderungen dies mit sich brachte.
3.2.1 Gemeinschaft
Eine wichtige Unterkategorie stellte Gemeinschaft für den Befragten dar. Er thematisierte gegenseitige Verbundenheit unter Mitgliedern der Szene. Ein familiäres „Wir-Gefühl“, das Mitglieder dieser Gemeinschaft wahrnehmen sprach „Meyer Lansky“ mit den folgenden Aussagen an:
„Drum and Bass ist eine Familie.“
„Und es war egal, was du machst, wer du bist, woher du kommst. Du warst da wegen Jungle und Drum & Bass. (…) Also gehörst du dazu.“
Zum Prinzip der Gemeinschaft in der Drum and Bass Subkultur gehört es ebenfalls zu „Meyer Lansky“, andere Mitglieder der Szene zu unterstützen.
„Hatte Freunde die Partys organisiert haben irgendwann. Man hat einfach mit angepackt.“
„Dass Leute für dich dahin kommen und hinter dir stehen […]“
3.2.2 Diversität
Ein anderer Punkt, den der Befragte ausführlich zum Ausdruck brachte, war die kulturelle und musikalische Diversität innerhalb des Genres Drum and Bass, die ihm wichtig ist. Jene Vielfalt bildet für ihn das Herzstück der Musikrichtung und der Kultur, die sich um diese gebildet hat.
„Und beim Drum and Bass kamen Leute aus allen Ecken wegen irgendwas. Es kamen Leute aus Reggae und bla wegen jungligen Vibes und Ragga-Samples und dem ganzen Zeug, das quasi, Roots-Culture da reingezogen hat. Du findest harten Drum & Bass, der fast Death Metal ist. Crossbreed- und Uptempo-Sachen, die im gleichen Tempo laufen […] Das ist sehr Hip-Hop-Business-mäßig, was im Jump Up abgeht. Liquid, da haben wir unsere schön geföhnten Stars. Die HÜBSCHEN, HÜBSCHEN gebräunten Jungs mit den nach hinten gegelten Haaren, die beide Finger hochreißen, wie Guetta. (…) Wir BRAUCHEN all diese. Das haben wir alles. All das hat Drum & Bass. In einer Musik hast du das, was FÜR MICH, das ganze Spektrum der ganzen Musik widerspiegelt. Das gibt es in einer Miniaturform in einer Musikrichtung wie Drum and Bass […] Weil das halt so voll die kulturvereinende Sache ist. Dass ist das, warum ich auch immer ein Junglist bleiben werde und immer Drum and Bass-Head bin. […] Ja, das ist cool. Ich habe gesehen, dass da Menschen von überall aufeinandertreffen.“
„[…] Das sich Drum and Bass schon in so viele Subgenres aufgesplittet hat. Und sich quasi von seiner / von seinem Muttergenre gelöst hat und neben Jungle nochmal das Genre Drum and Bass geschaffen hat, das sich wiederum aufgesplittet hat.“
3.3 Wahrnehmung der Entwicklung
3.3.0 EInleitung
In meiner Ausarbeitung wollte ich mich vor allem mit der persönlichen Wahrnehmung des Befragten auseinandersetzen. Ich bat „Meyer Lansky“, die Veränderungen in der Drum and Bass Szene zu thematisieren.
3.3.1 Divergenz
In „Meyer Lanskys“ Wahrnehmung haben sich in den letzten Jahren innerhalb der Drum and Bass Szene Differenzen unter Mitgliedern der Subkultur ergeben. Auch auseinandergehende Meinungen wurden energisch diskutiert.
„Also ich weiß nicht mehr wann das genau war, weil ich habe über Social Media (…) irgendwann mitbekommen wie es eine kleine, ich sag mal / es hat sich angefühlt, wie so eine kleine Meinungsspaltung. Die gibt’s oft im Drum and Bass. […] Du weißt, der Beef ist always (…) very close.“
Dies wertete der Befragte als tendenziell negative Veränderung, die sich allerdings in der Norm abspielt:
„„Was ich gelernt habe über das aktive Mitmischen, dass da voll viel Scheiße abgeht. Und ich dachte “Wo ist die ganze Harmonie hin? Wo ist der ganze Vibe hin?” Und man denkt sich so “Fuck, okay.” Und dann redet man, man hat Kontakt. Man redet mit alten Hasen, mit Leuten, die seit 10 Jahren dabei sind. Seit 10 Jahren aktiv mitmischen. Labels haben. Bekannte Künstler sind. Und die sagen: “Ey Junge, zieh die Flossen ein. Und halt’s Maul. Hör dir an was abgeht. Guck‘s dir an. Bild dir deine Meinung. Halt die Klappe und versuch dein Kopf aus der Schussbahn zu halten.” (…) Ja, das ist ein guter Ratschlag, für jeden der, das hier mal lesen könnte. Und sich überlegt, er mischt im Drum and Bass. Man schafft das auch nicht immer, irgendwann wird man getroffen. Irgendwann schießt einer in deine Richtung. Und du bist nicht schnell genug. Oder du schießt in die falsche Richtung. Passiert.“
Mit der sogenannten „Gute-Fee-Frage“ am Ende meines Interviews, bat ich „Meyer Lansky“ darum, einen utopischen oder umsetzbaren Gedanken zu äußern, was er sich für die (Kölner) Drum and Bass Szene wünscht. Bei der Antwort auf diese Frage sprach er wieder die Divergenz an.
„Boah, dass tatsächlich mal dieser (…) nationale, lokale und internationale Beef aufhört und mal alle, und damit‘s utopisch ist, ausnahmslos alle, mal an einem Strang ziehen, weil das wäre drin. Das wäre drin. Und einfach was Fettes machen. Drum and Bass Worldwide Takeover.“
3.3.2 Popularität
Zusammenhängend mit der Oberkategorie „Wahrnehmung der Entwicklung“ bildete ich die Unterkategorie „Popularität“. Durch Platzierungen von Drum and Bass Tracks in den Top 10 der Popcharts und Produzenten, die so in den Fokus der Öffentlichkeit geraten sind, dass sie nur noch Veranstaltungsorte bespielen, die Platz für Tausende haben, wurde dem Befragten der Eindruck vermittelt, das sich der Beliebtheitsgrad des Genres immens gesteigert hat.
„[… [Ja, Drum and Bass hat angezogen. Also Drum and Bass ist, für mich, lang nicht mehr der […] der kleine Player im großen Business elektronischer Musik. Es haben Leute (…) geschafft Weltstar Status anerkannt zu bekommen und Touren zu fahren, die ausverkauft sind. Ich, wenn ich an Leute wie Macky Gee und SaSaSaS/ Wenn ich an Leute wie Andy C denke, der Mann wird so viel gebucht, der nimmt fast keine normalen Clubanfragen mehr an. Der spielt nur noch Festivals und große Hallen, der kriegt sonst seine Fans nicht gedeckelt. […]“
„Das Ding ist Platin gegangen innerhalb kürzester Zeit. Es war wochenlang auf der Welt in den Top 100 Charts. Man hört’s rauf und runter. Rauf und runter. Immer wieder auf Spitzenplätzen und auf einstelligen Plätzen. Du kannst es nicht verleugnen. Drum and Bass hat Weltniveau erreicht, das war vorher nicht so.“
3.3.3 Schnelllebigkeit
Der Befragte sprach über die Schnelllebigkeit, die sich entwickelt hat. Er nimmt zeitgleich steigende und fallende Qualität der Medien wahr. Heutzutage lässt sich Musik per Mausklick innerhalb von Sekunden herunterladen, während es vor 15 Jahren der Fall war, dass man Vinylplatten bei Labels oder Distributoren bestellt und lange Wartezeiten von Wochen oder sogar Monaten hatte.
„Und das hat aber auch eine Schnelllebigkeit reingebracht. Früher hast du dir Platten gekauft. Dann haben wir uns 5 neue Platten bestellt und hatten 10 neue Tracks. Das war schon ein Haufen Geld, den wir ausgegeben haben. Und wir mussten die uns im Internet anhören, zum Teil die aus England bestellen, mit Zoll und was weiß ich was. Teilweise sind welche nicht angekommen und solche Späße. Und heute bei Beatport oder Juno oder irgendwo im Internet bei ITunes einfach reinzugehen und für 99 Cent eine MP3 kaufen zu können. […] für 1,80 oder 2 Euro ein WAV-File kaufen zu können und Zugriff haben auf Global unlimitierte Musik. Früher waren das zum Beispiel 50 gepresste White Labels.“
Andererseits sagte er im gleichen Zug:
„Sachen sind schneller wieder raus und es schwieriger, Sachen präsent zu halten“
Hier zählte „Meyer Lansky“ sämtliche Punkte auf, die für ihn, durch die Schnelllebigkeit beeinflusst werden.
3.4 Faktoren der Entwicklung und Veränderung
Nun kommen wir zum Kern dieser Studie. In meiner letzten Erzählaufforderung bat ich die befragte Person darum, mir Gründe oder Faktoren zu nennen, die zu dieser Entwicklung geführt haben. Er sprach direkt technischen Fortschritt an.
„Technischer Fortschritt! Auf jeden Fall. Ein schneller Wandel. Ich denke, dass das ist komplett auf technischem Fortschritt raus.“
Er verband diesen Gedanken mit der zuvor angesprochenen Thematik der Popularität.
„Das heißt viele Künstler haben sich einfach durch technischen Wandel mehr Gehör verschaffen können, was zu einem Wachstum einer gut funktionierenden, populären Musikrichtung halt beiträgt.“
„Meyer Lansky“ sprach auch darüber, dass nicht nur technischer Fortschritt und Wandel im Allgemeinen einen Einfluss auf die Veränderung hatten, sondern, um es zu konkretisieren, insbesondere Social-Media-Plattformen wie Facebook, Instagram, und so weiter.
„Die Welt der Social Media und die Welt des Internets haben da natürlich / Wie bei vielen und bei anderen Sachen ist es kein Geheimnis, das hat mega dazu beigetragen.“
3.5 Querschnitt
Dem Befragten war es sehr wichtig, über Themen wie Freundschaft, Gemeinschaft und Divergenzen im Interview zu sprechen. Obwohl es eigentlich um die Liebe zur Musik geht, scheinen soziale Aspekte eine große Rolle in der Wahrnehmung der befragten Person darzustellen. Für ihn ist es sehr bedeutsam, was sich um den Klang der Musik selbst abspielt. Er ist durch Freunde in den Kontakt mit der Drum and Bass Szene gekommen und hat über Jahre hinweg seine eigene kleine Familie in der Subkultur aufgebaut. Sich gemeinschaftlich zu betätigen oder auszutauschen lässt ihn ein Wir-Gefühl verspüren. Die Differenzen, die er in der Szene mehr erlebt, geben ihm zeitweise einen anderen Blick auf die Szene, dennoch verspürt er diese Meinungsverschiedenheiten als herkömmlich in einer Gemeinschaft.
Um zu meiner eigentlichen Frage in dieser Arbeit zurück zu kommen, möchte ich noch einmal einen Blick auf die Aussagen werfen, die „Meyer Lansky“ zu den letzten beiden Erzählaufforderungen getätigt hat. Er sprach von Schnelllebigkeit, Popularität und Divergenzen, die sich in seiner Wahrnehmung gesteigert haben. Diese sind, laut seiner Annahme, Produkte des technischen Wandels und Fortschrittes, dem unsere Welt immer mehr zuteilwird.
Das Interview mit „Meyer Lansky“ skizziert den Gedanken, dass die Popularitätssteigerung des Genres aus technischem Fortschritt resultierte und durch den Zuwachs an Anhängern, der dem Genre zuteilwurde, ein erhöhtes Potenzial gegeben ist, mit Differenzen konfrontiert zu werden.
3.6 Literaturvergleich
Literatur heranzutragen, die sich explizit mit der Forschungsfrage in Bezug auf Drum and Bass auseinandersetzt, war mir leider nicht möglich. Ein Buch habe ich dennoch gefunden, dass sich mit technischem Fortschritt und sozialem Wandel in elektronischer Musik im Allgemeinen beschäftigt.
„Meyer Lansky“ sprach über die Popularitätssteigerung und sagte „Plötzlich touren die, die Welt […]“. Die herangetragene Literatur bestärkt die Aussage des Befragten: “Jetting globally from party to party across time zones, an international elite of DJs appear on well-lit stages at super raves, festivals,[…]“ Aussagen aus einem Interview mit einem Drum and Bass Produzent decken sich ebenfalls mit den Aussagen des Befragten: „My career started happening about nine years ago, and over that time I’ve got to play at more and more festivals and done bigger shows.“
Des Weiteren redete die befragte Person über kulturelle Vielfalt und gemeinschaftlichen Aspekte, als ich sie bat, über den Reiz zu erzählen, den das Genre für sie ausmacht. Diversität und Gemeinschaft werden ebenfalls mit „In instances of sonic dominance, as during dub reggae events, an acid house party or underground disco, the dance event may be understood as a communal celebration of togetherness in the context of marginalization, away from the perhaps offensive differentiating daylight, a powerful celebration embodied in the shared sensuous force of the bass.“ , und „Drum’n’bass represents a metonymic formulation of the long history of race and migration and its (often invisible) effects on the nature [of British] cultural identity in particular and popular music in general“ angesprochen.
Der Befragte betitelte sich selbst als „Junglist“, der für immer mit dem Genre verbunden sein wird. Als „junglist identity“ wurde diese Zugehörigkeit in „DJ culture in the mix“ benannt.
„[…] Such arguments illustrate the shift from an industrial society – based on economic producitivity within relatively stable social and employment structures – to a society that has become dependent on informational speed.“, der zweite Teil dieses Satzes passt zu den Aussagen, die „Meyer Lansky“ getätigt hat. Er beschrieb eine Schnelllebigkeit, die sich aufgebaut hat und uns beeinflusst. Datenfluten von 30.000 neuen Tracks pro Woche sprach er an, und dass Tracks schneller wieder aus den (Beatport/Juno-Download) Charts verschwunden sind, als man den Umfang dieser Datenflut an neuen Soundmaterial „sichten“ kann.
Die von mir herangetragene Literatur gleicht sich größtenteils mit den Aussagen von „Meyer Lansky“. Da es problematisch war, Lektüre zu finden, die sich speziell auf Drum and Bass und den sozialen Wandel der dazugehörigen Subkultur konzentriert, musste ich Vergleichslektüre herantragen, die sich inhaltlich zwar überschneidet, jedoch teilweise in Bezug auf andere elektronische Genres geschrieben wurde.
4.0 Resümee
Die zu Anfang herausgearbeitete Forschungsfrage fand im Rahmen dieser Hausarbeit eine Antwort. Mit meiner Arbeit sollte die Wahrnehmung und Empfindung über die Drum and Bass Szene festgehalten werden, sowie die Veränderungen, die das Genre durchlebt hat und Schlüsse gezogen werden, wie es zur Entwicklung gekommen ist. Es wurde deutlich, dass mit einem Genre verbunden zu sein viel mehr bedeutet als nur Musik zu konsumieren. Vor allem ein gemeinschaftliches Erleben bindet den Befragten emotional an Drum and Bass. Dass die Entwicklung auf technischem Fortschritt beruht, ist eine Annahme, die „Meyer Lansky“ aussprach und auch in der herangetragenen Lektüre thematisiert wurde.
Durch die methodische Arbeit, an die wir im Seminar herangeführt wurden, versuchte ich zeitweise offen und zeitweise regelgeleitet weiter an Daten zur Auswertung meines Materials zu kommen. Da ich ungeübt im Transkribieren und Auswerten bin und bisher keine Hausarbeit verfasst habe, haben sich einige Arbeitsschritte auf sehr lange Zeit hingezogen. Ich hatte zunächst Probleme, zu codieren beziehungsweise ein Kategoriensystem zu erstellen, denn ich war mir sehr unsicher, wie ich Textstellen „richtig“ zuordne. Nach einigem Hin und Her fanden dann aber doch sämtliche Textstellen ihren Platz in der dafür vorgesehenen Kategorie. Ich fand den Prozess des Kategorisierens zwar spannend, trotzdem raubte es mir aber einige meiner Nerven aufgrund meiner Unsicherheit im Umgang, und ebenso meine Zeit, die ich besser in andere Phasen der Hausarbeit investiert hätte. Die Literatursuche stellte sich als kompliziert heraus, da ich entweder Artikel, die nicht in Fachzeitschriften oder ähnlichem herausgebracht wurden, oder Bücher fand, die in der Bibliothek der Uni für die nächsten Monate vorgemerkt waren, dass sie jemand anderes ausleiht, oder aber ich mir Lektüre aus Großbritannien hätte bestellen müssen, was auf der einen Seite kostspielig ist und es auf der anderen Seite wochenlang dauert, bis es bei mir ankommt.
Im Nachhinein stellte ich fest, lange nachdem das Interview geführt wurde und die endgültige Version des Transkripts vorlag, dass es eine Passage im Interview gab, in der „Meyer Lansky“ und ich aneinander vorbei kommunizierten. Ich hatte ihn gefragt, ob für ihn „in den letzten Jahren der Geschäftsfaktor größer geworden ist“. Daraufhin antwortete er, dass es auf jeden Fall so wäre. Meine Intention bei dieser Frage war eigentlich, herauszufinden ob für meinen Befragten, der Geschäftsfaktor in der Szene größer geworden ist und nicht für ihn persönlich. Dies ist mir erst weit nach dem Interview aufgefallen, so dass es nicht möglich war, an diesen Punkt im Gespräch nochmals anzuknüpfen und ich diese Interviewpassage nicht auswertete.
Durch die Phasen im Interview, in denen ich mich nicht professionell in der Rolle der Forschenden befunden habe, habe ich Bedenken, dass dies Einfluss auf das Ergebnis der Forschungsprozesses nahm.
Es wäre interessant, im Rahmen meiner Forschungsfrage weitere Interviews mit verschiedenen Menschen zu führen, aus diversen Altersklassen, mit unterschiedlichen Geschlechtern und Hintergründen, um den Reiz, der für sie hinter dem Genre steht, auszuarbeiten und um die Möglichkeit zu haben mich intensiver mit der Veränderung in der Drum and Bass Subkultur zu beschäftigen. Ein quantifizierbares Ergebnis sollte hier dennoch nicht zu erwarten sein.
Alles in allem würde ich nach dieser Ausarbeitung sagen, dass der Forschungsprozess zwar interessant war, vor allem dadurch, dass ich etwas thematisieren konnte, dass meinem persönlichen Interesse entspricht, aber der Arbeitsaufwand war enorm. Einerseits lag es sicherlich daran, dass ich ungeübt bin und für Schritte länger brauche als jemand, der routiniert im Umgang ist, andererseits weil man viel Vorarbeit leisten muss, bevor man mit der Analyse und der Beantwortung der Forschungsfrage starten kann.
Ich würde mich freuen, wenn mehr im Bereich der Drum and Bass Subkultur geforscht werden und sich in einigen Jahren vieles an Fachlektüre dazu finden lassen würde, die ich gebannt lesen würde. Durch meine Arbeit wurde die Forschungslücke, die hier existiert, nicht im Ansatz gefüllt. Auch wenn Drum and Bass erst Anfang der 1990er entstanden ist, hat sich schon einiges getan und das sollte wissenschaftlich festgehalten werden. In Anbetracht der Tatsache, dass Drum and Bass sich weiter in Richtung Popularität entwickelt, können wir vielleicht hoffen, dass einige Forscher darauf aufmerksam werden und sich mehr auf dieses recht unangetastete Terrain zubewegen.
5.0 Literaturverzeichnis
Titelbild: https://splice.com/blog/wp-content/uploads/2014/11/Screen-Shot-2014-11-21-at-11.27.40-AM-1.png (Zuletzt aufgerufen am 16.09.2018)
Mortenson, Philip J.(2009): Zitation aus dem Internet http://fairfieldmirror.com/Uncategorized/sound-tribe-sector-9-combines-music-and-social-change/ (Zuletzt aufgerufen am 14.09.2018)
Price, Clifford Joseph (2013): Zitation aus dem Internet https://www.dummymag.com/lists/the-10-best-drum-and-bass-tracks-according-to-goldie (Zuletzt aufgerufen am 14.09.2018)
https://letitroll.eu/about-let-it-roll/ (Zuletzt aufgerufen am 15.09.2018)
https://www.youtube.com/watch?v=cNh_WJskaN0 (Zuletzt aufgerufen am 15.09.2018)
https://www.thegazette.co.uk/London/issue/61450/supplement/N23 (Zuletzt aufgerufen am 15.09.2018)
http://www.rampage.be/info/ (Zuletzt aufgerufen am 15.09.2018)
https://www.offiziellecharts.de/suche?artist_search=Sigma&do_search=do (Zuletzt aufgerufen am 15.09.2018)
Wetzel, Kathrin & Röbken, Prof. Dr. Heinke (2016): Qualitative und quantitative Forschungsmethoden. 2. Auflage. Oldenburg: Carl von Ossietzky Universität Oldenburg – Center für lebenslanges Lernen C3L S. 12 ff
Helfferich, Cornelia (2011): Die Qualität qualitativer Daten: Manuell für die Durchführung qualitativer Interviews. 4. Auflage. Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften / Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH S.167-211
von Unger, Hella; Dilger, Hansjörg & Schönhuth, Michael (2016). Ethikbegutachtung in der sozial- und kulturwissenschaftlichen Forschung? Ein Debattenbeitrag aus soziologischer und ethnologischer Sicht
[19 Absätze]. Forum Qualitative Sozialforschung / Forum: Qualitative Social Research, 17(3), Art. 20,
http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:0114-fqs1603203. (Zuletzt aufgerufen am 15.09.2018)
Dresing, Thorsten & Pehl, Thorsten (2018): Praxisbuch: Interview, Transkription & Analyse. Anleitungund Regelsysteme für qualitativ Forschende 8. Auflage. Marburg: dr. dresing & pehl GmbH
Mayring, Philipp (2016): Einführung in die qualitative Sozialforschung 6. Auflage. Weinheim: Beltz Verlag S.114 ff
Rietveld, Hillegonda C. (2013): Journey to the life? Immersion, spectacle and meditation. In: Attias, Bernardo Alexander / Gavanas, Anna / Rietvield, Hillegona C. (Hrsg.): DJ culture in the mix: Power, technology and social change in electronic dance music. 1. Auflage. New York, NY [u.a.]: Bloomsbury S.93-97
https://www.redbull.com/gb-en/drum-and-bass-still-on-top (Zuletzt aufgerufen am 15.09.2018)
Christodoulou, Chris (2013): DJs and the aesthetic of acceleration in Drum’n’Bass. In: Attias, Bernardo Alexander / Gavanas, Anna / Rietvield, Hillegona C. (Hrsg.): DJ culture in the mix: Power, technology and social change in electronic dance music. 1. Auflage. New York, NY [u.a.]: Bloomsbury S.207-211
Quinn, Steven (2002): Rumble In The Jungle: The Invisible History of Drum’n’Bass. In: Transformations journal. 2002. 3. Ausgabe. S.1-12 http://www.transformationsjournal.org/wp-content/uploads/2017/01/Transformations03_Quinn.pdf (Zuletzt aufgerufen am 15.9.2018)
6.0 Anhang
6.1 Glossar
Begriff: Definition/Erklärung:
Andy C | Drum and Bass Pionier und Besitzer des Labels RAM Records |
Bass House | Genre, das sich aus UK Bass und Garage entwickelte und um die 130 BPM schnell ist |
Bassliebe | Ehemaliges Kölner Musiklabel und Eventreihe |
Beatport | Online-Musikdienst |
Blackout | Niederländisches Musiklabel und Eventreihe des Produzenten-Trios Black Sun Empire (Hier ist das Event gemeint) |
Clown Music Recordings | Label des Befragten * |
Connex | MS Connexion Complex Mannheim ist ein Veranstaltungsort |
Crossbreed | Subgenre, welches immer wieder als Mischung aus Drum and Bass und Hardcore Techno definiert wird, daher der Name |
DJ Guv | Englischer Jump Up DJ und Produzent |
Freestyler | Lied, dass 1999 veröffentlicht und mehrfach mit Gold und Platin ausgezeichnet wurde |
Hatebreed | Hardcore Band aus den USA |
High Duty | Ehemalige Kölner Eventreihe |
Hardcore | Hardcore Techno |
Hakken | Tanzstil zu Hardcore Techno |
Jump Up | Subgenre, oftmals mit simplen Trackstrukturen und eingängigen Basslines |
Jungle | Genre, aus dem sich Drum and Bass in den 1990er Jahren abgespaltet hat |
Junglist | Person, die Jungle (oder Drum and Bass) hört und ihr Leben dem Genre widmet |
Juno | Online-Musikdienst |
Liquicity | Niederländisches Musiklabel, Eventreihe und Festival |
Liquid | Subgenre, dass oft mit melodischen und harmonischen Jazz-, Ambient- und Souleinflüssen gespickt ist |
Local | Hier ist ein Local DJ gemeint. Ein DJ aus der Region/Umgebung. |
Macky Gee | Britischer Jump Up Produzent und DJ |
Neurofunk | Subgenre, entwickelte sich gegen Ende der 1990er aus dem Untergenre Techstep. Rollender Beat mit düsterem Klangbild. |
Panacea, The | Drum and Bass Produzent, DJ und Label-Owner aus Berlin |
Phace | Drum and Bass Produzent, DJ und Label-Owner aus Hamburg |
Prodigy, The | Britische Band, die in den 1990er bekannt geworden ist und Elemente aus Jungle, Hardcore und Trip Hop nutzt |
Riddim | Dubstep Subgenre, oftmals mit harten und spacigen Sounds um die 160 BPM |
SaSaSaS | Projekt aus Zwei Jump Up DJs und vier MCs, inklusive Macky Gee |
Sigma | Drum and Bass Produzenten- und DJ-Duo, das 2014, mit ihrem Hit „Nobody to love“, die Top 10 Charts in Deutschland, Österreich, Großbritannien und der Schweiz knackte |
White Labels | Testpressungen oder sehr geringe Auflagen von Vinylplatten |
* Aufgrund der Anonymisierungs- und Pseudonymisierungsregel veränderter Name
6.2 Leitfaden
Erzählaufforderung:
|
Stichwortliste:
|
Aufrechterhaltungs-/Steuerungsfragen:
|
Erzähl mir doch bitte von der Zeit, in der Du mit Drum and Bass in Kontakt gekommen bist. |
Alter Besonders gut gefallen Erste Eindrücke/ Emotionen |
Kannst du mir noch etwas mehr dazu erzählen? |
Erzähl mir doch bitte von der Faszination/ dem Reiz, dass dieses Genre/ diese Subkultur heutzutage für dich ausmacht. |
Festivals /Partys
Freundeskreis/ Umfeld
Drogen
Veranstaltungsorte
| Könntest du diese Faszination/den Reiz genauer beschreiben? |
Erzähl mir bitte von den Veränderungen und Entwicklungen, die du in den letzten Jahren wahrgenommen hast. (In Bezug auf Musik und soziale Strukturen) +(Blick auf Köln) | Entwicklung/Veränderung positiv oder negativ Schlüsselmomente Köln im Vergleich Mentalität Köln Erster Kontakt heute? Gedanken über Entwicklung/ Veränderung | Was meinst du damit genau? Fällt dir in Bezug auf Köln etwas ein? |
Erzähl mir doch bitte, was du denkst, woraus diese Veränderungen entstanden sind. | Massenzugänglichkeit (Weiter-)Entwicklung (Medien-)Formate Schnelllebigkeit | Kannst du das genauer erläutern? Wie empfindest du diese Entwicklung? |
6.3 Einwilligungserklärung
Forschungsprojekt:
Veränderung und Entwicklung in der Drum and Bass Subkultur
Durchführende Person / Interviewer*in:
Ronja Grob
Interviewdatum:
24.06.2018
Beschreibung des Forschungsprojekts (zutreffendes bitte ankreuzen):
0 mündliche Erläuterung
X schriftliche Erläuterung
Im Rahmen eines Seminars im Modul „Forschungsmethoden“, beschäftige ich mich mit Leitfadeninterviews und deren Auswertung. Im Interview zu meinem Forschungsprojekt „Veränderung und Entwicklung in der Drum and Bass Subkultur“ sollen Daten erhoben werden zu folgende Bereichen:
- Einstieg in die Drum and Bass Szene
- Faszination, die das Genre ausmacht
- Wahrnehmung, der Entwicklung und Veränderung
Die Interviews werden mit einem Aufnahmegerät aufgezeichnet und dann von der Fragestellerin, des Forschungsprojekts, in Schriftform gebracht. Für die weitere wissenschaftliche Auswertung der Interviewtexte werden alle Angaben, die zu einer Identifizierung der Person führen könnten, verändert oder aus dem Text entfernt.
Personenbezogene Kontaktdaten werden von Interviewdaten getrennt für Dritte unzugänglich gespeichert. Nach Beendigung des Forschungsprojekts werden Ihre Kontaktdaten automatisch gelöscht. Nicht benötigte personenbezogene Daten werden direkt gelöscht. Wenn Sie möchten, dass ihre Daten früher gelöscht werden, bitte ich Sie, mich zu kontaktieren. Die Primärdaten werden für mindestens 5 Jahre aufbewahrt.
Die Teilnahme an dem Interview ist freiwillig. Sie haben die Möglichkeit, das Interview abzubrechen und weitere Interviews abzulehnen. Ein nachträglicher Entzug der Einwilligung der Aufzeichnung und Niederschrift, ist bis zum 30.06.2018 möglich. Ihr Einverständnis in eine Aufzeichnung und Niederschrift des Interviews können Sie zurückziehen, ohne dass Ihnen dadurch irgendwelche Nachteile entstehen.
Dieses Interview bzw. die Studie wird nicht von Dritten finanziert.
6.4 Interviewbegleitende Dokumentation
Zu Anfang des Seminars „Leitfadeninterviews und ihre Auswertung“, hatte ich noch keinerlei Erfahrungen mit Interviews und deren Auswertung. Den Studierenden aus meinem Seminar und mir wurde die Möglichkeit geben, frei ein Thema wählen zu dürfen, dass nicht zwangsweise erziehungswissenschaftlichen Inhalt aufweisen muss. Also entschied ich mich dazu, die Aufgabe, die uns gestellt wurde, mit meinem persönlichen Interesse zu verknüpfen. Da ich seit über fünf Jahren Teil der (Kölner) Drum and Bass Szene bin und ich über die Jahre Veränderungen und Entwicklungen wahrgenommen habe, sowohl in Bezug auf die Musik, als auch in Bezug auf soziale Strukturen, habe ich mir vorgenommen, dies im Seminar und in meiner Hausarbeit zu thematisieren.
Da ich recht aktiv innerhalb der (Kölner) Szene bin, habe ich einen Aufruf per Facebook gestartet um Interviewpartner*innen zu finden, der wie folgt aussah:
„Liebe Kölner DNB Community, ich brauche eure Hilfe!
Ich bin auf der Suche nach Interviewpartnern, die ich, im Rahmen meiner Hausarbeit, befragen kann. Da ich mich mit der Entwicklung von Drum and Bass beschäftigen möchte, wäre es schön, wenn sich Leute melden, die schon etwas länger in der ‘Szene’ unterwegs sind (5 Jahre mindestens – 10 wären noch besser) Das Interview soll etwa 30 bis 60 Minuten lang sein und ich geb dir gerne ein kühles Bier oder einen Kaffee aus, damit du die Zeit mit mir überstehst! Da alles anonymisiert wird, musst du auch keine Bedenken haben, deine Gedanken ehrlich zu äußern oder über etwas Illegales zu sprechen. Sofern Interesse besteht, melde dich bitte bei mir! Gerne auch per PN, falls du vorab Fragen hast. Und falls nicht: Spread the word!“
In diesem Aufruf habe ich kurz erläutert, um was es gehen soll und welche Voraussetzungen mein*e Interviewpartner*in erfüllen muss. Eine Voraussetzung war beispielsweise, dass meine Interviewpartner*innen mindestens seit fünf Jahren aktiv in der (Kölner) Drum and Bass Szene sein müssen.
Im Endeffekt entschied ich mich für zwei Interviewpartner, die sich schon seit über 10 Jahren mit Drum and Bass beschäftigen und eine Erfahrungsspanne aufweisen. Innerhalb der Drum and Bass Musik und Subkultur gibt es deutliche Unterschiede, die meist mit verschiedenen Subgenres einhergehen. Ich habe mich bewusst für Interviewpartner entschieden, die innerhalb des Drum and Bass Kosmos eine Meinung und Anschichten aufweisen, die sich von meinen unterscheiden.
Im folgenden Text werde ich auf die interviewbegleitende Dokumentation zu meinem Leitfadeninterview eingehen, das ich in meiner Hausarbeit auswerten werde.
Insgesamt habe ich zwei Termine mit meinem Interviewpartner ausmachen müssen. Beim ersten Termin kam es leider dazu, dass meine Bahn ausfiel und die darauffolgenden sich verspäteten. Angekommen bei meinem Interviewpartner fragte er, wie viel Zeit für das Interview meinerseits eingeplant wäre, denn er sei abends noch zum Essen verabredet. Nach kurzer Überlegung entschieden wir uns einvernehmlich dazu, dass Interview auf das kommende Wochenende zu verlegen, damit wir ohne Zeitdruck einen stressfreieren Rahmen haben.
Einige Tage später kam es zum richtigen Treffen für das Interview in der Wohngemeinschaft meines Interviewpartners. Dieser hatte sich dieses Mal extra den ganzen Tag freigehalten, damit es seinerseits nichts zu Komplikationen kommen kann. Er schien sehr interessiert an der Befragung zu sein, denn er betonte mehrfach vor, während und nach dem Interview, dass er sich freut, an dem Forschungsprojekt teilhaben zu dürfen und sich gerne über Drum and Bass im Allgemeinen unterhält. An dem Tag des Interviews waren seine Mitbewohner ausgeflogen und wir konnten uns in einer ruhigen Umgebung unterhalten. Wir setzten uns in seine Küche bzw. den Essraum, er bat mir einen Tee an, den ich dankend annahm, und fingen das Interview an. Ich stellte einen mobilen Rekorder (Zoom H2), den ich mir zuvor ausgeliehen habe, zwischen uns, um das Interview aufzunehmen. Mir erschien es so, als würde es meinen Interviewpartner nicht nervös machen oder das Interview beeinflussen, dass ein Aufnahmegerät zwischen uns steht, da er selbst routiniert ist im Umgang mit derartigen Geräten. Die einzige Störung, die uns während des Interviews widerfuhr, war die Waschmaschine, die sich meldete, als der Waschgang fertig war. Dies irritierte und störte meinen Interviewpartner anscheinend nicht und er redete weiter über die gerade angesprochene Thematik.
Wir führten ein Interview auf Augenhöhe, ohne Störungen, die den Fluss des Interviews unterbrachen, in einer uns bekannten Umgebung. Mein Interviewpartner fühlte sich sichtlich wohl und war begeistert vom Interview. Ich würde sagen, dass mein Interviewpartner durch meine Fragen nicht in Bedrängnis oder eine unangenehme Situation gebracht wurde.
Alles in allem, würde ich behaupten, dass sowohl Set als auch Setting sehr gut waren und es eine gute Entscheidung war, den Termin einmal zu verschieben, damit man einen idealeren Tag zum Treffen vereinbaren kann.
Pretest (Hier: das ausgewertete und oben beschriebene Interview):
- am 17.06.2018 von Ronja Grob durchgeführt
Protokoll:
- am 17.06.2018 von Ronja Grob ausgefüllt
Transkription (Endgültiges Transkript, nach mehrfacher Überarbeitung):
- am 20.08.2018 erfolgt durch Ronja Grob
Pseudonymisierung (Erfolgte vor dem endgültigen Transkript):
- am 15.07.2018 durch Ronja Grob durchgeführt
Tonaufnahme:
- am 20.07.2018 von Ronja Grob gelöscht worden
6.5 Transkriptionsregeln
Um den Inhalt meines Interviews am besten darzustellen, habe ich mich für eine inhaltlich-semantische Transkription entschieden. Tonhöhenverlauf, Nebenakzente, Lautstärke und Sprechgeschwindigkeit habe ich nicht miteinbezogen. Der Fokus liegt auf dem Gesprächsinhalt. Auf Details zur Aussprache habe ich verzichtet. In meinem Regelkatalog habe ich mich sehr stark an denen orientiert, die in „Praxisbuch – Interview, Transkription & Analyse“ aufgeführt sind. Einige Punkte wurden weggelassen, da sie für mein Interview bzw. dessen Auswertung nicht relevant sind. Beispiele wurden teilweise abgeändert, damit sie mehr Bezug zu dem von mir geführten Interview haben.
Inhaltlich-semantische Transkription
- Es wird wörtlich transkribiert, also nicht lautsprachlich oder zusammenfassend.
- Wortverschleifungen werden an das Schriftdeutsch angenähert. Es wird beispielsweise aus „Das’n guter Track“ „Das ist ein guter Track“. Die Satzform wird beibehalten, auch wenn sie syntaktische Fehler beinhaltet.
- Wort- und Satzabbrüche, genauso wie Stottern werden ausgelassen. Wortdoppelungen werden immer erfasst. „Ganze“ Halbsätze, denen die Vollendung fehlt, werden mit dem Abbruchzeichen / gekennzeichnet.
- Interpunktion wird zugunsten der Lesbarkeit geglättet, das heißt, bei kurzem Senken der Stimme oder nicht eindeutiger Betonung wird eher ein Punkt als ein Komma gesetzt. Sinneinheiten sollen beibehalten werden.
- Rezeptionssignale wie „hm, aha, ja genau“, die den Redefluss der anderen Person nicht unterbrechen, werden nicht transkribiert. Sie werden dann transkribiert, wenn sie als direkte Antwort auf eine Frage genannt werden.
- Umgangssprachliche Partikeln wie z.B. „joa“ oder „ne“ werden ans Schriftdeutsche angepasst, da die Lesbarkeit gefördert werden soll. Wenn jedoch mein Interviewpartner Wörter extra betonte oder über korrekt aussprach, habe ich dies durch Versalien gekennzeichnet. (Da mir mein Interviewpartner schon vorher näher bekannt war, glaube ich einschätzen zu können, wann er etwas sprachlich mehr Ausdruck verleihen wollte.) (Siehe Punkt 8)
- Pausen ab ca. 3 Sekunden werden durch (…) markiert.
- Besonders betonte Wörter oder Äußerungen werden durch Versalien (Hier: GROßSCHREIBUNG) gekennzeichnet.
- Jeder Sprecherbeitrag erhält eigene Absätze. Zwischen den beiden Sprechern gib es eine freie, leere Zeile. Auch kurze Einwürfe werden in einem separaten Absatz transkribiert.
- Emotionale nonverbale Äußerungen der befragten Person und des Interviewers, welche die Aussage unterstützen oder verdeutlichen (wie lachen oder schluchzen), werden beim Einsatz in Klammern notiert.
- Unverständliche Wörter werden mit (unv.) gekennzeichnet. Vermutet man einen Wortlaut, wird die Passage mir einem Fragezeichen in Klammern gesetzt, z.B. (Only?).
- Die interviewende Person wird durch ein „I:“, die befragte Person durch ein „B:“ gekennzeichnet.
- Sprecherüberlappungen werden mit „//“ gekennzeichnet. Bei Beginn eines Einwurfes folgt ein „//“. Der Text, der gleichzeitig gesprochen wird, liegt dann innerhalb dieser „//“ und der Einwurf der anderen Person steht in einer separaten Zeile und ist ebenfalls mit „//“ gekennzeichnet.
- Zögerungslaute werden immer „ähm“ geschrieben.
- Wird in der Aufnahme wörtliche Rede zitiert, wird das Zitat in Anführungszeichen gesetzt: „Und ich sagte dann ‚Lass uns feiern gehen‘“.
- Wortverkürzungen wie „runtergehen“ statt „heruntergehen“ oder „mal“ statt „einmal“ werden genauso geschrieben, wie sie gesprochen werden.
- Englische Begriffe werden nach deutschen Rechtschreibregeln in Groß- und Kleinschreibung behandelt. Beispiel: „Track“
- Redewendungen/Idiome werden wörtlich wiedergegeben, z.B. „übers Ohr hauen“ (statt: „über das Ohr hauen“).
- Einzelbuchstaben werden immer großgeschrieben, z.B. „die Abkürzung für Drum and Bass lautet DNB“.
- Einen großen Teil der Füllwörter, wie „so“ und „halt“, habe ich beim Transkript ausgelassen, wenn es mir so vorkam, als wären diese nicht für die Auswertung relevant, da dies zum natürlichen Redefluss von meinem Interviewpartner und mir gehört. Dies soll für bessere Lesbarkeit sorgen.
- Zeitmarken habe ich ausgelassen, da ich sowohl mit f4transkript als auch unterwegs mit meinem Handy, ohne dazugehörige Software, transkribiert habe und es einheitlich sein soll.
6.6 Transkript
B: (unv.) Hi.
I: Sag doch erst mal wie du heißt, wie // alt du bist.
B: Ja, okay. //
I: Und vielleicht noch was du so machst.
B: Willst du meinen vollen Namen, oder?
I: Du darfst machen, was du willst. Das muss ich sowieso rausschneiden.
B: Das musst du eh rausschneiden?
I: Ja. (lachen)
B: Okay, cool. Nice. Ich bin DJ Dynamite. (lachen) Nein, mein Name ist Meyer Lansky. (…) Ich bin noch 27.
I: Club 27. (lachen)
B: Ja, den überleb ich noch. Ja, ich wohn in Köln-Vingst. Da bist du ja auch gerade / (lachen) für dieses Interview.
(Schlucken) (Umrühren des Löffels in der Tasse)
B: Ja, Kaffeetassengeräusche gehören ja auch dazu. (…) Sag du mir doch mal, was du von mir möchtest?
I: Ähm, ja. Genau. Erzähl mir doch mal bitte von der Zeit, als du mit Drum and Bass in Kontakt gekommen bist. Wie alt du da warst / deine ersten Erfahrungen.
B: Ähm, also meinen ersten (…) unbewussten Kontakt hatte ich tatsächlich mit 15. Der Sohn einer Freundin der Familie, die hier in Köln gewohnt haben, Jens, der lange auch ein guter Freund von mir war, hat gesagt, er kennt hier in Köln einen Club, da kommen wir als 15-Jährige, wenn wir uns auftakeln, rein. UND ich habe mir dann noch meinen damaligen besten Freund, den Karl, geschnappt. Und dann hab ich gesagt: “Karl, ich hab da einen Kumpel, der bringt uns in Köln in einen Club.“ Ich stand damals überhaupt nicht auf elektronische Musik. Also, The Prodigy fand ich gut. Ich hab viel Rock, Metal gehört, bisschen Dub und Reggae. So waren meine Einflüsse. Das war halt einfach nur eine spaßige Aktion mit Freunden. Jedenfalls sind wir in den Sensor Club, den es jetzt nicht mehr gibt, in Ehrenfeld. Also auf der Straße wo auch die Werkstatt, oder jetzt das Jungle, das bald abgerissen wird, ist. Wo am Ende auch die // Papierfabrik war.
I: (leise) Traurige Geschichten. // (Schmunzelndes Lachen)
B: (Lachen)(schnaufen) Ja, auf jeden Fall. Vorne rechts, also am Ende der Straße auf der rechten Ecke, gab’s dann, wenn ich mich richtig erinnere, den Sensor Club. Da waren wir auf so einer Tropical House Party. Da lief Tropical House auf dem Mainfloor, glaube ich. Ich hoffe das stimmt. Ich hab damals echt keine Ahnung von den Genres gehabt. Aber was ich auf jeden Fall weiß, ist das auf dem 2. Floor(…) Jungle und Drum and Bass lief. Und ähm (…) meine Jungs waren da auf ihrem House Floor. Da ging offensichtlich, für Leute, die auf solche Mukke stehen, mehr der Punk ab so. Aber ich war so bei ein paar alten Junglists. Ich war auch ziemlich betrunken. (Lachen) Und 15. Und ziemlich überwältigt vom Kölner Nachtleben. Und hatte sowas halt vorher noch nicht gesehen. Und bin dann da halt abgegangen auf diese Musik, die mir dann lange Zeit unbekannt geblieben ist. Um es genau zu sagen: 2 Jahre. Bis das erste Mal ein Kollege, der was älter war, gesagt hat, er hätte so was Geiles entdeckt. Er wäre in Köln feiern gewesen und er war glaube ich auf einer High Duty. Und er hat gesagt wir müssen da mithinkommen. Und naja, ich bin mit 15 schon mal in den Club gekommen. Dachte das klappt mit 17 auch nochmal. Hat auch tatsächlich funktioniert. Im Bogen 2 damals. Das war dann der erste bewusste Kontakt. Auch an dem Abend ist mir wieder eingefallen, was ich da mit 15 gesehen hatte und gesucht hatte irgendwie, aber nicht gefunden hab. Ich weiß nicht warum. Aber das Schicksal hat uns dann wieder zusammengebracht.
I: Das ist gut. (lachen)
B: Mich und den Drum and Bass.
I: Und ja genau: hast du noch irgendwelche Eindrücke, die dir irgendwie so am Anfang in Erinnerung geblieben sind. Also was dir halt besonders gut gefallen hat, als du dann so das erste Mal, vielleicht auch bewusst, auf der Party gelandet bist. Oder auch auf deiner ersten unbewussten Party, was dir da aufgefallen ist?
B: Ähm (…) / Also an dem einen Abend mit 15, muss ich ganz ehrlich sagen, das war nur Spaß. Keine bewusste Reflexion. Es hat mich auf jeden Fall mitgerissen, das kann ich darüber sagen. Aber tatsächlich, meine erste bewusste Party, die wirklich mit 17 oder 18 / Ich mein ich wäre wirklich noch 17 gewesen, hätte mich da reingeschlichen / war für mich, ja keine Ahnung, ein bisschen eine spirituelle Erfahrung. Also ich hatte mir da gedacht: jemand hat für mich, ich der auf Rock steht, auf Punk steht, auf so gebrochene Beats steht. Jemand hat Clubmusik für mich gemacht. So hat sich das angefühlt. Das war so ein ganz VERRÜCKTES, VERRÜCKTES Gefühl. An dem Abend hat ich auch echt MEGA Spaß. Ich kann mich erinnern, wie ich mit meinem Kumpel Jürgen, gegen Ende des Abends ziemlich betrunken, wie Zwei I[…] um ein Lagerfeuer tanzte. Wir wussten nicht wie wir tanzen sollten auf die Musik. Alle Leute haben getanzt, wie sie wollten. Das war einfach was um frei zu sein. Ich war nie der Tänzer. Ich konnte moshen, das kann ich auch immer noch. Aber ja, tanzen war nie so meins und es war immer eigentlich ein beklemmendes Gefühl, wenn man das machen musste und darum war ich nie Freund der Clubszene. Also eine wunderschöne Erinnerung, die ich an Drum and Bass hab und an die ersten Eindrücke, ist das mir gezeigt hat: Fühl den Vibe und lass ihn raus, wie du willst. Das kannte ich von anderen Sachen nicht. Das kannte ich halt von Drum and Bass oder hab es durch Drum and Bass kennengelernt. Ja und ich hätte diesen… Dieses “hey-ya hey-ya heeey” Getanze (klatscht) mit dem Jürgen um den letzten Tropfen Crowd, der an dem Abend übriggeblieben ist, werde ich nicht vergessen. Wir saßen da und haben uns angeguckt und der war genauso überglücklich wie ich. (…) Wir haben uns angeguckt und es waren wirklich an dem Abend NOCH, NOCH nicht Drogen im Spiel. Nur Alkohol, guter alter Alkohol (lacht). Und sehr, sehr viel, keine Ahnung, SEHR, SEHR viel (…) Liebe, die uns diese Musik gegeben hat. Cool, einfach, ja.
I: Das ist auf jeden Fall, das klingt echt nach einer coolen Erfahrung.
B: (Only?) Drum & Bass.
I: Das find ich auch.
B: Schreib das bitte auf. (lacht)
I: Das find ich aber wirklich ganz cool, weil ähm es gibt viele Menschen, die halt wirklich in diesem Drogenkontext sozusagen mit Drum & Bass in Kontakt gekommen sind. Ich find es immer noch ganz cool, dass es genug Leute auf jeden Fall gibt, die halt einfach (…) in dieser kompletten Nüchternheit so dahin gekommen sind Einfach dann auch wirklich von Freunden dahingeschleppt worden sind, weil die gesagt haben “Das ist eine coole Sache” oder “Das könnte dir vielleicht gefallen, ist mal was anderes”. Aber ich kenne auch selber Leute, (…) die haben sich halt immer was geballert und dann wurden die irgendwann mal mitgenommen oder irgendwie sowas. (Lachen) Deine Story zeigt mir auf jeden Fall mal so einen ziemlich korrekten Verlauf.
B: Ja, ich muss sagen, ich bin bei Musik wegen Musik. (…) Also, ich bin der Meinung, ich bin großer Musikfan. Ich höre SEHR, SEHR viel unterschiedliche Musik. Es gibt nichts, was ich mir nicht anhöre. Weniges, das ich verteufle oder nicht verstehe, dann aber auch nicht höre. Aber das ist nicht viel. Für mich ist Musik so / (…) Das soll einen mit auf eine Reise nehmen, und wenn es das tut, (…) jetzt will ich nix Falsches sagen, aber wenn es das tut, können Drogen so was natürlich verstärken. Aber man sollte nicht wegen so was bei Musik sein, weil Musik kann mich schicken, das kann kein LSD-Trip. Das möchte ich wirklich so sagen. Ich hab / (…) Ich liege gerne im Bett / Das hab ich früher mehr gemacht als ich es heute mache und ich werde es auch immer wieder mehr machen. Aber ich liege gerne im Bett und mach ein Album an von einem Künstler auf den ich Bock hab. Wenn ich Bock auf ein Lied aus dem Album hab, höre ich das Album von vorne bis hinten. Und wenn das Lied in der Mitte ist, hör ich das Album trotzdem zu Ende. Wenn das Lied am Ende ist, hör ich das Album trotzdem vom ersten Track, und ich liege einfach da und ich höre. Ich genieße die Musik und nehme das irgendwie für mich auf. Musik ist für mich halt so was. Und klar, holt einen abgespacete elektronische Musik mit völlig abstrakten und unnatürlichen Geräuschen zum Teil bei so was auch ab. Und ich kann halt auch verstehen, dass Leute so was machen. Ich find es aber auch schade, dass dann Leute nur wegen sowas / weil (…) chemische Drogen zu elektronischer Musik irgendwie gehören.
I: Ja, oder weil’s halt irgendwas steigert, im Zweifel.
B: (…) Dass Leute, sowas irgendwie als Einstieg haben / Das ist schon schade. Aber ich hoffe, dass es immer noch bei vielen nicht so ist und ich glaube, dass das auch bei vielen nicht so ist. Viele wandern dann zwischen den Musikrichtungen, die das elektronische Genre und das Nachtleben so zu bieten hat. Aber ich finde es gehört dazu.
I: Ich muss gestehen, ich war am Anfang sehr oft auf Bassliebe-Partys. Auf Bassliebe-Partys lief ja Drum & Bass, Dubstep und Trap teilweise. Das fand ich immer ganz cool. Mittlerweile möchte ich auf eigentlich nicht unbedingt mehr Trap hören oder so was. Diese wechselnden Genres finde ich auch ganz interessant bei den Leuten. Ich kenne das auch von supervielen Leuten, dass sie halt früher härtere Rockmusik gehört haben oder irgendwie in die Richtung Metal gegangen sind. Beatdown, Hardcore, also nicht elektronischer Hardcore, und dann auf diese Drum and Bass Schiene rübergegangen sind. Das find ich auch ganz interessant.
B: Ja, das ist halt ein interessanter Aspekt, den ich generell bei, ähm, Drum and Bass auch festgestellt hab, der eigentlich zu deiner Frage von vorhin dazu gehört nach einer guten Erinnerung oder einem guten Eindruck. Ganz besonders guter Eindruck, der mir jetzt unglücklicherweise als zweites erst einfällt, aber vielleicht auch hier richtig positioniert ist, ist einfach, dass / (…) Weißt du, das Gefühl, warum ich mich so wohlgefühlt hab, was ich eben beim Tanzen beschrieben hab und dem, dass ich eigentlich kein Mensch bin, der tanzt, ist, / ich greife das noch mal kurz auf / dass ich bei zum Beispiel auf Techno Partys auch war, mir so was angeguckt hab. Leute shufflen da und stampfen und haben ihren Tanzstil. Ich war auf Hardcore, also elektronischen Hardcore-Veranstaltungen, habe gesehen, wie die Leute da gehakkt haben, und entweder du machst das oder du stehst. Fürs falsch machen und fürs Rumstehen wirst du manchmal komisch angeguckt. Kein schönes Gefühl. Auf einem Rock-Konzert moshst du oder du stehst oder gehst ab, oder headbangst. Das ist jedem egal. Auf ‘nem Hip-Hop-Konzert bouncest du. Du springst. Du hüpfst. Dieses / (…) Du gehst mal in so andere Musikrichtungen, in Live-Veranstaltungen von sowas. Und beim Drum and Bass kamen Leute aus allen Ecken wegen irgendwas. Es kamen Leute aus Reggae und bla wegen jungligen Vibes und Ragga-Samples und dem ganzen Zeug, das quasi, Roots-Culture da reingezogen hat. Du findest harten Drum & Bass, der fast Death Metal ist. Crossbreed- und Uptempo-Sachen, die im gleichen Tempo laufen, die einfach auch Einzug gehalten haben und eine Kombination / Die ziehen solche Menschen mit rein. Und Jump Up, der zieht viel Hip-Hop. Das ist sehr Hip-Hop-Business-mäßig, was im Jump Up abgeht. Liquid, da haben wir unsere schön geföhnten Stars. Die HÜBSCHEN, HÜBSCHEN gebräunten Jungs mit den nach hinten gegelten Haaren, die beide Finger hochreißen, wie Guetta. (…) Wir BRAUCHEN all diese. Das haben wir alles. All das hat Drum & Bass. In einer Musik hast du das, was FÜR MICH, das ganze Spektrum der ganzen Musik widerspiegelt. Das gibt es in einer Miniaturform in einer Musikrichtung wie Drum and Bass, weil das halt / (…) Weiß ich nicht / Weil das halt so voll die kulturvereinende Sache ist. Dass ist das, warum ich auch immer ein Junglist bleiben werde und immer Drum and Bass-Head bin. Das ist / (…) Ja, das ist cool. Ich habe gesehen, dass da Menschen von überall aufeinandertreffen. Und es war egal, was du machst, wer du bist, woher du kommst. Du warst da wegen Jungle und Drum & Bass. (…) Also gehörst du dazu.
I: Das find ich gerade auf jeden Fall / Also das was du gerade gesagt hast, das war auch immer meine Meinung. Also da wusste ich auch nicht, ist das meine persönliche Meinung oder mein persönliches Empfinden, dass es mir auch vorkommt, als würde Drum and Bass wiederum viele Sachen zusammenfassen, die in verschiedensten Musikgenres vorhanden sind. Du kannst halt dein Jungle z.B. haben, wo du halt deine, wie du schon gesagt hast, die Reggae-Samples drin hast, irgendwie einen Dub Einfluss vielleicht oder so. Du kannst dann halt so einen Sunshine Vibe sozusagen damit verbreiten. Du kannst aber auch Liquicity mäßig zum Beispiel unterwegs sein und so einen Liquid machen. Du kannst auch einen melancholischeren Liquid machen. Du kannst Neurofunk, komplettes Gebretter machen. Du kannst alles Mögliche. Das ist eine bestimmte Taktrichtung und irgendwie ist damit so viel machbar, mit diesem Breakbeat. Das hast du auf jeden Fall gerade eben sehr, sehr schön beschrieben. (lachen)
B: Ja, ich find das sieht man halt auch. Man hat dieses / Also man hat dieses / (…) Diese Beat Art ist ja nicht quasi nur dem Drum and Bass verschrieben. Sie ist entstanden durch Resampling und du wirst / sorry, wenn ich da jetzt / das kannst du cutten, wenn ich da nicht drauf verweisen darf, aber das wirst du vom Marc besser hören als von mir, was das angeht. Ja, aber was du hast, ist halt der gebrochene Beat, der einfach nach vorne galoppiert und ich denke, das ist zum Beispiel was, was gerade so Metalheads (unv.). Also mit solchen musikalischen Vorlieben oder Interessen, dahin zieht ist, dass / Drum and Bass marschiert halt nach vorne. Es steht nicht auf der Stelle, wie 4/4 Sachen. Es will immer einen Schritt weiter. Das kann es sanft und ruhig und das kann es melancholisch. Das kann es treibend, rollend. Das kann es krächzend, abgehackt. Und das kann es scheppernd, krachend und mit Volldampf nach vorne. Und das alles einzufassen / (…)
I: Ich glaub, du musst da mal ein Buch über Drum and Bass schreiben. (lachen) Das ist so schön, wie du gerade darin Gefühle verpackst. (unv.)
B: Das ist für mich / Ich rede da gern drüber. Wirklich. Habe ich dir gesagt. Ich red da gern drüber und du sollst dir keine Sorgen machen, du wirst mich nämlich kriegen, wenn du die richtigen Einleitungsfragen stellst. (lachen)
I: Ich muss sagen, dass ich mit der ersten eigentlichen Frage meine zweite auch schon abgehakt habe. Das find ganz gut. (lachen) (…) Ich würde dich dann nochmal zu etwas befragen wollen. Und zwar weiß ich ja schon bestimmte Dinge, aber die müssten wir hier nochmal thematisieren hier. Dein Freundeskreis und Umfeld sind ja auch teilweise Teil der Szene, wenn ich das richtig mitbekommen habe. Es ist für dich auch wirklich nicht mehr nur ein reines Party machen oder so, sondern das ist wirklich so ein //
B: Drum and Bass ist eine // / (…) (lachen) Drum and Bass ist eine Familie. Oh, ich habe mir jetzt / Oh, ich hätte jetzt gerne ein Füllwort benutzt. Ich find das richtige nicht. Nein, Drum and Bass ist ja / und dann also / Ich bin in Drum and Bass reingekommen (…) über einen sowieso schon bunt gemischten Freundeskreis. Und dann eben / wie wir’s eben hatten: der Besagte eine Pionier, der vorgedrungen ist in die unendlichen Weiten dieser Welt, kam wieder und brachte die Flagge des Drum and Bass nach Hause. Und der hat uns halt mitgezogen. Ich muss sagen, dieser eine Freundeskreis der hat sich / Also, das hat sich gespalten. Wir waren alle da und über Jahre von Drum and Bass (“eigentlich?”) mal bei uns und dem, dass es manchen nicht so gefiel, hat sich das wirklich aufgespalten. Nicht jetzt im schlechten, auch nicht im guten Sinne, sondern einfach so wie Menschen auseinander gehen. Also es wirklich irgendwann bei einem Teil von uns die Entscheidung für Drum and Bass und Richtung Drum and Bass, also Richtung Stadt ziehen und man wollte selber DJen und fing an sich zu beteiligen. Hatte Freunde die Partys organisiert haben irgendwann. Man hat einfach mit angepackt. Und ja ich bin dann mit meinen Dorfkumpels auf die Köln-Familie getroffen und irgendwann dann auch auf die internationale Familie des Drum and Bass.
I: Wo hast du vorher gewohnt?
B: Hab vorher in Kürten gewohnt, bin von da aus nach Lindlar gezogen. Das war noch // weiter raus (lachen)
I: Oh, ein kleines Upgrade. // (lachen)
B: Ja, noch weiter raus aber dafür besser an die Stadt angebunden. Und dann am Ende bin ich dann nach Köln-Vingst gezogen. Vor einem Jahr. Hab fast zwei Jahre in Lindlar gewohnt. (…) Genau. Davor habe ich mein Leben in Kürten verbracht.
I: Bist du denn z.B. auch wegen Clown Music Recordings hier hingezogen? Oder einfach wegen deinem /
B: Wegen meinem Hauptjob.
I: Ah, das wollt ich gerade // fragen
B: Also wegen meinem Hauptjob// aber das ist natürlich //
I: Ob du das deshalb verlagert hast. //
B: Das sind natürlich zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen.
I: Das echt schön, wenn man das Hauptberufliche und das nebenberufliche, bei dir die Musik ist, dann irgendwie zusammenbringen kann. Das ist eine gute Sache. (…) So was haben wir denn hier noch schönes. Denkst du, dass es irgendwie / also hast du irgendwie in den letzten Jahren zum Beispiel, egal ob das in Bezug auf Musik oder soziale Strukturen irgendwie eine Veränderung oder Entwicklung in der Drum and Bass Szene wahrgenommen?
B: (…) Ja, Drum and Bass ist / . Ja, Drum and Bass hat angezogen. Also Drum and Bass ist, für mich, lang nicht mehr der (…) keine Ahnung, der kleine Player im großen Business elektronischer Musik. Es haben Leute (…) geschafft Weltstar Status anerkannt zu bekommen und Touren zu fahren, die ausverkauft sind. Ich, wenn ich an Leute wie Macky Gee und SaSaSaS/ Wenn ich an Leute wie Andy C denke, der Mann wird so viel gebucht, der nimmt fast keine normalen Clubanfragen mehr an. Der spielt nur noch Festivals und große Hallen, der kriegt sonst seine Fans nicht gedeckelt. Das muss man mal so sehen. Er ist nicht ein Arschloch, weil der kein Bock hat hier im Wohnzimmer mit uns aufzulegen. Würde der mit Sicherheit machen. Hat aber keine Zeit. Der muss (…) / Ich sag mal so: Diese Entwicklung hat meiner Meinung nach / Also ich bin eingestiegen als Drum and Bass, glaube ich, einen kleinen Knick hatte. Und es gab nicht so viel davon noch hier. Und dann ist es durchgestartet. Ich glaub dieses Durchstarten habe ich mitbekommen. Das kann ich ja nicht anders so sagen, weil sonst hätte ich mich glaube ich nicht entschieden selber was zu machen, ne. Du hast es ja gerade angesprochen. Aber ja, es hat eine krasse Veränderung durchgemacht. Es ist sehr viel populärer geworden und hat einen Popmusik Zweig gekriegt. Allein wenn du dir anguckst, ich weiß nicht, wann war es? 2014? Sigma. // Nobody to love.
I: Nobody to love. // Immer noch im Radio.
B: Das Ding ist Platin gegangen innerhalb kürzester Zeit. Es war wochenlang auf der Welt in den Top 100 Charts. Man hört’s rauf und runter. Rauf und runter. Immer wieder auf Spitzenplätzen und auf einstelligen Plätzen. Du kannst es nicht verleugnen. Drum and Bass hat Weltniveau erreicht, das war vorher nicht so.
I: Zum Beispiel was ich auch als Kind hatte, war / ich hab Freestyler //
B: Jap. Ich auch. //
I: Hab ich Freestyler gehört und war mir bis vor, sagen wir Drei, Vier, Fünf Jahren, absolut nicht dessen bewusst, dass das Drum and Bass war. Und ich mir im Endeffekt, Ende der Neunziger, als ich Fünf Jahre alt war, mir so was zum Beispiel schon // angehört habe.
B: Wann kam der? ’97? //
I: ’97, ’98, so in etwa kam der Track heraus.
B: Ich hatte den auf einer Bravo Hits und dieser Track lief bei mir auch auf heavy Rotation.
I: Ich habe eine Schwester, die 10 Jahre älter ist und genau deshalb bekommt man das auch nochmal ein bisschen mehr mit, wenn sie dann im Teenager Alter ist und du bist das kleine Kind. // (unv.)
B: Hm, das ist meine erste / Stimmt. Ich hab dich eben angelogen. Das war meine erste Berührung mit Drum and Bass. Freestyler.
I: Das ist zum Beispiel etwas, das mir erst später bewusst geworden // ist.
B: Ja, mir ist das // dann schon bewusst geworden, als ich Drum and Bass wahrgenommen habe. Da dachte ich mir “Hä, warte. Moment mal. Dieses Lied, dass du // damals gehört hast.”
I: Ja, genau. Das // kam mir auch wieder ins // Bewusstsein.
B: Krass, man. Stimmt, ey. Ist ja verrückt.
I: (…) Gab es für dich denn vielleicht eine Art Schlüsselmoment wo dir dann / oder ein Aha-Erlebnis, wo dir bewusst geworden ist, das es überhaupt eine Veränderung oder eine Entwicklung gibt? Oder ist es einfach, weil du dann mitbekommen hast, “okay, es läuft mittlerweile im Radio auch” oder riesige Hallen werden gefüllt?
B: (…) Ja, in dem Moment eigentlich wo / Also ich weiß nicht mehr wann das genau war, weil ich habe über Social Media (…) irgendwann mitbekommen wie es eine kleine, ich sag mal / es hat sich angefühlt, wie so eine kleine Meinungsspaltung. Die gibt’s oft im Drum and Bass. Ich weiß, du bist ja auch kein Social Media fremder Mensch. Du weißt, der Beef ist always (…) very close. Ich denke einfach als es anfing, dass Leute verteufelt wurde, die so / es gab so eine kurze Empörungswelle als Leute verteufelt worden sind, die einfach plötzlich so krass gebucht worden sind. Ich weiß, ich war auch mit dabei. SaSaSaS. Drei Mal gesehen, Drei Mal enttäuscht. Ich hätte kotzen können. Ich wollt mein Geld zurück. Das hatte ich noch nie bei Drum and Bass. Die Typen (…). Okay, kein schlechtes Wort. (…) Scheiß Show. Ich habe mir eine Show gekauft und ich habe keine Show bekommen. Ich bin Kunde gewesen, ich bin kein Kritiker.
I: Wo hast du die gesehen?
B: In Heidelberg. Ähm, Entschuldigung. In Mannheim im Connex.
I: Oh, bist ja sogar extra ein kleines Stück dahingefahren und dann, // ja.
B: Plötzlich // touren die, die Welt, die Säcke /. Ey, ich find die (…) / Ich find die kacke. Sorry, ich sag das einfach. Ich sag das so.
I: Keine Bedenken, du darfst alles sagen was du möchtest.
B: Die sind kacke. Und keine Ahnung, die haben andere Sachen richtig gemacht. Die haben sich ihren Status verdient, das habe ich irgendwann erkannt. Und irgendwann dachte ich mir, du bist nur ein beschissener Neider gerade. Und dacht mir so ” Nein, das möchte ich nicht sein”. Also betrachte ich das Ganze mal anders. Die sind halt weg von “Das ist Fun”. Die ernähren ihre Familien damit. Die bestreiten ihren Lebensunterhalt damit. Die müssen eine Rente haben und die müssen irgendwas anderes haben, weil das werden die nicht ewig machen. Die wenigsten von denen werden mit 67 noch auflegen und so viel Geld verdienen wie heute und die gefeierten Stars sein. Das geht jetzt vielleicht, wenn das gut läuft, noch 10 Jahre gut. (…) Und dann (…) muss was Neues her. Das muss man anders betrachten. Und dann an dem Punkt war ich dann auch nicht mehr / Über Qualität lässt sich streiten. Über Geschmack lässt sich streiten, also gönnen wir dem Drum and Bass, dass das passiert, weil das gibt auch Leuten, die gerne zum Underground halten wollen, wie uns zum Beispiel (…) trotzdem eine breitere Masse zu erreichen. Das tut uns im Endeffekt auch gut. Wenn nur 100 Leute wissen, was Drum and Bass ist, dann wissen vielleicht 80 davon, von den dicken Fischen, die im Pool vorhanden sind. Aber nur Zwei, die meine Freunde sind, dass es mich gibt. In einem Pool von einer Million, wo 999.000, die all die dicken Fische kennen, hab ich eine Chance, das wenigstens / auch wenn’s nur 5000 sind, DICH kennen. Machen wir uns nichts vor, darum funktioniert das und darum (…) läuft das halt weiter. Darum kannst du als kleiner Hobby-Man auch mitmischen in dem Pool.
I: Ich find es muss auch nicht immer, sozusagen auf die Berühmtheitsschiene gehen. Sondern ich find’s auch genau gut, wenn dann / //
I: Ich find es muss auch nicht immer auf diese Berühmtheitsschiene gehen. Sondern ich find es auch genau gut, wenn man dann halt einfach sagt „Okay, ich bin jetzt hier nur als Local da, aber ich hab aber auch einfach hier meine Leute, die dann richtig Bock darauf haben, das ich auflege.“ Also nicht ich wirklich, da ich nicht selber auflege. Aber du weißt, was ich meine. Das Leute für dich dahin kommen und hinter dir stehen und da nochmal eine andere Mentalität hinter steht. Wenn man mit jemanden verbunden ist, ist das ein schöner Aspekt und man nicht dann unbedingt diese Drum and Bass DJs hat, die groß auf der Bühne vor einem stehen. Sondern das halt auch mal der nette Typ hier ist, der nette Meyer Lansky, der dann einfach mal mit dir an der Theke noch ein Wörtchen redet oder was weiß ich was. Oder gerade in seiner Küche in Köln-Vingst mit dir rumsitzt. (lachen)
B: Cool, danke. Das hast du nett gesagt. (lachen) Das ist ja auch bei den meisten so, aber du kannst es halt dann da den Leuten nicht verübeln. Wo halt / wo’s halt um die Wurst geht. Und die dann wirklich damit für ihren Lebensunterhalt kämpfen, das ist halt was anderes. Aber das ist auch gut so.
I: Das genau gibt’s in jeder Musikrichtung im Endeffekt. Es gibt genug Musiker, die gerne mit ihrer Akkustikgitarre durch die Welt ziehen würden, die auch super sind, aber die leider dann auch, also leider in Anführungsstrichen, nur Support aus ihrer // Umgebung bekommen.
B: Hast du das // Hast du das mitbekommen, das Passenger / Kennst du Passenger? Den Gitarrentypen.
I: Ja, schon mal von ihm gehört.
B: Der hat hier in der Schildergasse ein Free Konzert gegeben, in der Schildergasse vor einer Woche. Einfach unter der Woche um 13 Uhr, hat der sich an die Schildergasse gestellt. Oldschool Style mit einem batteriebetriebenen Verstärker, seiner Gitarre und seinem Mikrofon. Hat da dann ein gratis Konzert gegeben.
I: Das ist eine coole Sache.
B: Sowas halt. Das geht immer, das geht überall. Ich denke Leute sollten nicht zu sehr abheben.
I: So was gibt dann wieder Nähe.
B: Ich denke auch, das ist eine / Weißt du, weil Drum and Bass auch eine Family ist. Das lebt über den Kontakt und die Nähe zu Leuten. Weißte das, kann nicht / JA, das kann funktionieren, wenn du dann irgendwann einfach eine millionenschwere Marketingstrategie hinter dir hast, dann brauchst du nicht mehr mit jedem Handshake zu machen. Aber das ist das was ich daran / daran mag. Ich mags nicht darauf angesprochen zu werden, was / was ich tu in der Hinsicht, wenn ich auf eine Party bin oder so. Oder eine Party schmeiße. Ich will auch nur Party machen, Leute. Stresst euch nicht ab. Das ist der einzige Grund: Ich will das wir Party machen. Darum mach ich Partys oder darum bin ich auf anderen Party und feier mit. Keine Ahnung, Drum and Bass ist halt ein Lebensgefühl, eine Lebenseinstellung. Und ich find, wenn du da mitmachst / irgendwann hat das nicht mehr gereicht, ich wollt / ich hab / ich musste auch für mich realisieren ich bin ein Typ, ich bin brauch einen Job mit dem ich meinen Lebensunterhalt bestreite, und dann brauch ich was, was worauf ich abschalten kann und was mir Spaß macht. Das war dann für mich Drum and Bass. Und dann hab ich gedacht “Okay, du kannst nicht mehr der Raver sein” in dem Sinne. Misch mehr mit.
I: Also ist für dich die Raver Zeit langsam//
B: Die Raver Zeit ist // für mich seit langem vorbei.
I: Also dieses klassische ist vorbei? “Ich geh jetzt // straight auf die Party.”
B: Dieses voll Party//.
I: Bis zum Ende bleiben.
B: Ja, genau. Mit allem was dazu gehört. (lachen)
I: Wir wissen was gemeint ist. (lachen)
B: Und dann hab ich gedacht: “Okay, du kannst nicht mehr der Raver sein in dem Sinne.“. Misch mehr mit.
I: Jetzt ist es für dich mehr dieses sozusagen “Ich bin immer noch ein Teil von diesen ganzen Partysachen aber ich bin auch noch irgendwo // im Hintergrund.”?
B: Es ist ein // Business. Es ähm leider / Es ist leider, dann wie alles, Business. Ich kann mir nur mit Business leisten geile Partys für Leute zu machen. Aber ich will das die Leute von dem Business nicht so viel zwingend mitbekommen müssen. Weil das, was für das Label zum Beispiel gemacht wird so wieso Personen ungebunden über Facebook oder andere Social-Media-Kanäle und Plattformen, das läuft ja ohne das ich dafür eine Person brauche. Das sind mehrere Personen, die das im Hintergrund das Ding befeuern. Es ist viel Arbeit, das ans rollen zu kriegen. Aber wenn‘s rollt, dann rollts. Wenn du alles richtig machst und mal ein bisschen anschiebst. Ich denk halt, dass keine Ahnung / Man tut ja was für die Community. Also mein Hintergedanke war bei der Sache auch einfach was für die Community zu tun. Wenn, weiß ich nicht, irgendwas wegfällt was du dir wünschst, das war meine Grundintention dann biete es doch an, denn du bist ja mitten drin. (…) So schwer kann das nicht sein. Was ich gelernt habe über das aktive Mitmischen, dass da voll viel Scheiße abgeht. Und ich dachte “Wo ist die ganze Harmonie hin? Wo ist der ganze Vibe hin?” Und man denkt sich so “Fuck, okay.” Und dann redet man, man hat Kontakt. Man redet mit alten Hasen, mit Leuten die seit 10 Jahren dabei sind. Seit 10 Jahren aktiv mitmischen. Labels haben. Bekannte Künstler sind. Und die sagen: “Ey Junge, zieh die Flossen ein. Und halt’s Maul. Hör dir an was abgeht. Guck‘s dir an. Bild dir deine Meinung. Halt die Klappe und versuch dein Kopf aus der Schussbahn zu halten.” (…) Ja, das ist ein guter Ratschlag, für jeden der, das hier mal lesen könnte. Und sich überlegt, er mischt im Drum and Bass. Man schafft das auch nicht immer, irgendwann wird man getroffen. Irgendwann schießt einer in deine Richtung. (Piepsen, dass die Waschmaschine fertig ist) Und du bist nicht schnell genug. Oder du schießt in die falsche Richtung. Passiert. Aber das ist nur so, weil das so familiär ist. Glaube ich. Nur weil das / ich glaub, das ist wie in einer großen Großfamilie. (lachen) Drum and Bass ist eine Gang. (lachen) (…)
I: Wie die Bloods and Crips manchmal.
B: Ja, nur zum Glück nicht mit Schusswaffen, sondern mit Worten.
I: Worten und Bass.
B: Und Partys. Worten und Bass, genau. (…)
I: Dann würd ich noch zu was anderem kommen. Erzähl doch mal, ob du denkst, dass zum Beispiel / du warst ja schon öfters im Ausland oder anderen Städten unterwegs, wie du erzählt hast. Hast du einen Unterschied zwischen Köln festgestellt und dem was in anderen Städten los ist. Ist für dich etwas präsent, das Köln auszeichnet oder unterscheidet?
B: (lachen) Köln, ist irgendwie (…) Köln, ist (..) hart beschränkt. (…) Es tut mir leid.
I: Musikalisch?
B: (…) Ich glaub, es ist auch kein Geheimnis, dass ich ein Jump Up Head bin. Und ich den Scheiß hier nie zu hören bekommen hab. Ein bisschen auf einer Bassliebe vielleicht. Aber das war’s dann auch. Und (…) Ja, keine Ahnung. Das hat mich schnell in andere Städte getrieben. Auch mal nach Heidelberg oder Mannheim, wo viel, viel Jump Up Sound geht. Und das immer cool war. Oder nach Belgien.
I: Das ist ja die Hochburg in // der Umgebung.
B: Ja, die Hochburg // ohne Scheiß. Nach England, ist Belgien die Hochburg.
I: England ist für jedes Subgenre DIE Hochburg.
B: Ja, das ist auch krass. In England auch schon einige Partys erlebt.
I: Wenn man auf Jump Up oder Riddim steht, auf härteren Sound steht. Also DIESE Schiene harter Sound. Wenn man auf Crossbreed steht oder harten Neurofunk steht, sollte man mal eher in den Osten fahren, nach Tschechien.
B: Genau. Nee, das ist aber auch / Bin viel nach Belgien oft. Viel in England. In UK. Da reicht sich ja das who is who für’n 5. Da haste für 5 Euro Festival Line-Up und alle die du schon immer mal sehen wolltest an einem Abend abgefrühstückt. Und dann rastet es dann da völlig aus. Und dann fragst du dich “Wo bin ich hier gelandet?”. Ja, was ich mir mehr in Köln wünsche, was woanders viel geiler ist, wie die Leute abgehen. Wie die Leute abgehen. Ich will / (…) Also, wenn (unv.) einen Club wo 500 Leute reinpassen nicht so voll kriegen, dann müssen wir ihn kleiner machen. Dann geh ich mal runter und sag: “Ich will einen 150 Mann Club mit 200 Leuten drin, wie Presssardinen.” In einem Block, einfach nur abjumpen und mit mir, oder wem auch immer, da oben die Hütte abreißen. DAS ist meine Vorstellung. So was hab ich in Belgien erlebt. So was hab ich in der UK erlebt. Ähm (…) Aber das hab ich, (…) einen bisschen in Mannheim und Heidelberg erlebt. In Deutschland hat mir das generell gefehlt. Ich hab es in Belgien geliebt, weil ich wahrscheinlich aus Rock und Metal komme und am liebsten moshen würde. Tu ich aber nicht, weil wir auf einem Dance sind, also spring ich lieber in einem Pulk mit Menschen. Das find ich gut. (…)
I: Auf meinen ersten DNB Partys / Ich hab so 2012 angefangen feiern zu gehen /ich weiß auf jeden Fall, dass ich auf den ersten paar Partys immer mal wieder Leute gesehen hab / Das waren dann halt, öfters auch Drum and Bass und Dubstep Partys in einem, aber da haben die Leute auch gemosht und gepogt.
B: Ja, ich hab das am Anfang auch noch erlebt, aber das ist halt sehr verschrien. Also ich muss auch sagen, der letzte richtige harte Mosh, war auf einer Blackout in Belgien zu einem Set von DJ Guv. Das war ein harter Mosh für eine Party und für Drum and Bass auch. Das hatte schon Hatebreed Charakter. (lachen) Aber war geil. (…) Ja, aber es gehört halt nicht dahin. Nein, ich möchte auch in diesem Interview dazu Stellung beziehen: Moshpits gehören nicht in den Club! (…)
I: Ich würde gern noch was anderes besprechen: Was denkst du denn, wie heutzutage zum Beispiel Leute ähm erstmals in den Kontakt kommen mit Drum and //Bass?
B: Ich denke, dass nach wie vor Mundpropaganda und der Freund, der einen Freund, der einen Freund zieht ähm viel Zulauf bringen. Aber, was auch / weiß ich nicht ähm / Also für mich fühlt sich das recht neu an, das wirds wahrscheinlich nicht sein, dafür bin ich / Brauch ich ja jetzt nicht so zu tun als wäre ich 60 Jahre alt und hätte das aufkeimen der elektronischen Musik mitbekommen, aber die Leute wandern zwischen ihren Genres mehr. Ich bin da immer noch so ein bisschen (schluchzen) und geh da kurz auf den Techno Floor und denk “Ah, nee. Ich geh wieder hoch.” Aber das wandern zwischen den Genres bringt heutzutage, denke ich, den meisten Zulauf tatsächlich, würde ich sagen. Neben dem “ein Freund zieht einen Freund”, also dieses (…)/ Dass die Leute dann sagen “Oh, okay wir sind hier wegen House. Was geht da? Drum and Bass. Lass uns mal gucken. Oh, fett!” Per Zufall. Drei von Zehn gecatcht. Und die bleiben dann auf einmal an einem Abend auf dem Drum and Bass Floor. Und gehen nach Hause und sagen: “Ey, Drum and Bass ist ja richtig fett!” Und sind halt beim nächsten Mal auf beiden Floors. Und kommen einfach mal, ja. (…) Auch diese Musik, dass dazwischen die Übergänge verschwimmen. Das sich Drum and Bass schon in so viele Subgenres aufgesplittet hat. Und sich quasi von seiner / von seinem Muttergenre gelöst hat und neben Jungle nochmal das Genre Drum and Bass geschaffen hat, das sich wiederum aufgesplittet hat. Das ging ja auch bei Dubstep so los. Da gab’s auf einmal Riddim, Hard Dubstep, Soft Dubstep (lachen). Frag mich nicht. (lachen) Aber das ist ja dann irgendwie so, dass ändert sich nur ein bisschen im Tempo klingt aber eigentlich wie das. Was, was ich letztens übrigens für mich neuentdeckt hab, ist Bass House. Kennst du das? (Ahmt Beat nach) DAS ist so geil.
I: Ja, kenn ich. Find ich ist eine ganz geile Schiene. Aber das gibts hier ja so gut wie gar nicht.
B: Nein, überhaupt nicht. Aber weißt du wo es das gib? In England. Das geht durch die Decke. Das ist UK Bass House. Das ist krass. Das ist wirklich krass. Das geht voll durch die Decke. (…) Aber es gibt ja auch noch andere Sachen. Du machst hier was über Drum and Bass, sorry das ich dich auf UK Bass House / .
I: Alles darf gesagt werden.
B: Everything is evolving. (…)
I: Dann noch ein Punkt: Erzähl doch bitte, was du denkst, woraus diese Veränderungen entstanden // sind.
B: Technischer // Fortschritt! Auf jeden Fall. Ein schneller Wandel. Ich denke, dass das ist komplett auf technischem Fortschritt raus. Also Bekanntheitssteigerung würd ich sagen. Die Welt der Social Media und die Welt des Internets haben da natürlich / Wie bei vielen und bei anderen Sachen ist es kein Geheimnis, das hat mega dazu beigetragen. Auch so ein schneller Wandel und die Qualität der Musik, weißt du. Vorher war das halt so sehr Underground, die Leute, die das gemacht haben, sind normalen Jobs nachgegangen. Haben unter anderem 12 Stunden Schichten geschoben. Haben in ihrer Freizeit ein bisschen produziert, mit dem was sie sich leisten konnten. Mit alten Rechnern. Ja, solche Sachen. Das war nicht die Qualität wie heute und dieser technische Fortschritt hat halt viel mehr einer breiteren Masse an Leuten die Möglichkeit gegeben sich in der Musik zu PROBIEREN. Und damit auch was erreichen zu können. Das heißt viele Künstler haben sich einfach durch technischen Wandel mehr Gehör verschaffen können, was zu einem Wachstum einer gut funktionierenden, populären Musikrichtung halt beiträgt. Würde ich sagen. Und das hat aber auch eine Schnelllebigkeit reingebracht. Früher hast du dir Platten gekauft. Dann haben wir uns 5 neue Platten bestellt und hatten 10 neue Tracks. Das war schon ein Haufen Geld den wir ausgegeben haben. Und wir mussten die uns im Internet anhören, zum Teil die aus England bestellen, mit Zoll und was weiß ich was. Teilweise sind welche nicht angekommen und solche Späße. Und heute bei Beatport oder Juno oder irgendwo im Internet bei ITunes einfach reinzugehen und für 99 Cent eine MP3 kaufen zu können. (…) Oder für was weiß ich, für 1,80 oder 2 Euro ein WAV-File kaufen zu können und Zugriff haben auf Global unlimitierte Musik. Früher waren das zum Beispiel 50 gepresste White Labels. Und wenn die weg waren, dann waren die weg. Da musstest du mit dem Edding selber drauf schreiben, was es ist. Dadurch ist aber die Musik auch schn/ Also, das macht halt auch, oder gibt mir das Gefühl, dass es mehr zum Wegwerfartikel wird. Was halt Schade ist als jemand, der ein Label betreibt. Und sieht wie auch andere, oder Freunde hat, die so was machen / Und (schnippst mehrfach) jeden Tag gibt’s neues. Ich glaub, es werden wöchentlich 30.000 elektronische Musiktitel auf Juno Download, auf einem der größten englischen Portalen, angeboten. Das musst du dir mal vorstellen. 30.000 Tracks jede Woche, das ist so viel Hörzeit. Die könntest du in deinem Leben nicht alle anhören, geschweige denn dann kaufen und irgendwann mal spielen, weil du bist nur mit anhören beschäftigt. Das ist halt schon krass. Sachen sind schneller wieder raus und es schwieriger Sachen präsent zu halten. Qualitätsstandard ist extrem gestiegen, was mehr Ansporn für andere bedeuten muss. Auch für uns bedeutet hat. Aber was auch irgendwie alles besser macht, das trennt die Spreu vom Weizen, wenn wir über das geschäftliche reden. (lachen) (…) Und ansonsten glaube ich, das ist für die Leute nur gut. Aber es wird ein härteres, tafferes Geschäft wie andere Geschäfte auch sind. Früher war es Passion. Junge Outlaws, wenn ich das mal so sagen darf. Und jetzt gibt es in diesem Becken immer noch (…) Enthusiasten und Verrückte wie mich und meine Leute, unsere Leute, die Jungs in der Kölner Szene. Aber es gibt auch die knallharten Geschäftsmänner, die ihr Geld machen müssen, weil sie Miete bezahlen müssen und essen müssen. Das hatten wir eben schon, aber jetzt haben wir es auch für hinter den Kulissen. (…) Und ja genau, deshalb ist das leider so, wie in jedem anderen Geschäft. (lachen) (…)
I: Also ist für dich der Geschäftsfaktor über die letzten Jahre nochmal mehr mit dazugekommen?
B: JA, natürlich absolut. Ich würd das auch immer noch feiern, wenn ich das jetzt nicht mehr machen würde. Aber ich musste halt stellenweise umdenken was so was angeht, weil sonst funktioniert / geht es halt nicht. Du kannst nicht unkontrolliert Geld ausgeben und zum Fenster rausschmeißen. Machst du Zwei Mal eine geile Party, die Leute freuen sich und da 100 Leute waren und du 1000 gebrauchst hättest bei deinem Line-up dann funktioniert der Plan halt nicht. Aber dann hat man ja zum Beispiel Freunde wie den Ralf, der das bei uns einfach komplett in die Hand genommen hat und darum baut man dann auch ein Team auf. Aus der Familie entsteht nochmal so eine kleine Truppe. Und Katinka gehört da ja genauso dazu und ist ein wichtiger Faktor gewesen was das Marketing technisch angeht. Irgendwann muss man halt mal so denken. Aber ich bin ja immer noch mit Herzblut dabei und gib lieber einen Cent mehr aus, als irgendwie was Enttäuschendes für die Leute zu machen. Wenn ich Drum and Bass mache, dann mache ich es, weil ich es feire. Und ich will dann, dass die Leute auch was zu feiern haben und, dass das dem gerecht wird. Es ist sowas wie / wie ne (lachen) Opfergabe. Wir sind keine Atheisten. Wir sind (…) Junglists.
I: Bei dieser Religion läuft es ein bisschen anders. (Lachen)
B: Ja bei dieser / Ja bei der Religion läuft es ein bisschen anders.
I: Dann habe ich nur noch eine einzige Frage. Und sonst dank ich dir auf jeden Fall schon mal. Das war sehr gut, weil du hast viel von dir aus erzählt.
B: Das freut mich.
I: Da haben wir hier noch die Gute-Fee-Frage am Ende. Und zwar: Gibt es etwas Umsetzbares oder Utopisches, das du dir für die Drum and Bass Szene, egal ob’s international oder für die Kölner Szene ist, einfach wünschen würdest? Egal, wie bescheuert der Gedanke ist, einfach raus damit.
B: (…) (lachen) (…) Boah, dass tatsächlich mal dieser (…) nationale, lokale und internationale Beef aufhört und mal alle, und damit‘s utopisch ist, ausnahmslos alle, mal an einem Strang ziehen, weil das wäre drin. Das wäre drin. Und einfach was Fettes machen. Drum and Bass Worldwide Takeover. Keine Ahnung. (lachen)
I: Das war ein gutes Schlusswort.
B: Und streben nach Weltherrschaft. (lachen)
I: Das wäre natürlich auch gut.
B: Nein, nein. Spaß.
Anmerkung:
Einige Details, wie Orte und (Eigen-)Namen, wurden verändert, da sie sonst zu einer Identifizierung meines Interviewpartners führen könnten.
Zusätzlich finden Sie erklärende Informationen oder Definitionen im Glossar, die das Textverständnis fördern sollen.
Wir haben uns über gendersensible Sprache im Seminar unterhalten und ich möchte deutlich machen, dass der Ausdruck „DJane“ weder etabliert ist, in der Drum and Bass Szene, noch wirklich Gendersensibel ist. „DJ“ ist ein geschlechtsneutraler Ausdruck. Deshalb wird dieser Ausdruck weder in meinem Transkript vorkommen, noch in meiner Hausarbeit. Falls Interesse besteht, sich kurz mit dem Thema auseinanderzusetzen, würde ich folgenden Artikel empfehlen: https://trommel-bass.de/sexismus-nogata-schlagabtausch-0007/
Durch das Zusammenfügen der Dateien, ist es mir an dieser Stelle nicht mehr möglich, die Zeilen in diesem Teil der Hausarbeit einzustellen, ohne dass jede Zeile nummeriert wird. Ich werde extern noch eine Datei anhängen, in der das Transkript mit korrekter Zeilennummerierung einsehbar ist.
6.7 Kategoriensystem
| Kategorienbezeichnung | Definition | Ankerbeispiel |
OK 1 | Erster Kontakt | Persönliches Interesse oder Geschmack, Vorerfahrungen, Gegebenheiten und Umstände, die zum erstmaligen Kontakt mit Drum and Bass (sowohl Musik, als auch Subkultur) geführt haben und welche Erlebnisse und Emotionen darauffolgten. |
|
UK 1.1 | Freundschaft | Freunde, die den Impuls zum erstmaligen Kontakt mit Drum and Bass gegeben haben und Emotionen, die mit ihnen durchlebt wurden. |
„Ähm, also meinen ersten (…) unbewussten Kontakt hatte ich tatsächlich mit 15. Der Sohn einer Freundin der Familie, die hier in Köln gewohnt haben, Jens, der lange auch ein guter Freund von mir war, hat gesagt, er kennt hier in Köln einen Club, da kommen wir als 15-Jährige, wenn wir uns auftakeln, rein. UND ich habe mir dann noch meinen damaligen besten Freund, den Karl, geschnappt. Und dann hab ich gesagt: ‚Karl, ich hab da einen Kumpel, der bringt uns in Köln in einen Club.‘“ Z. 36-40
„Dieses “hey-ya hey-ya heeey” Getanze mit dem Jürgen um den letzten Tropfen Crowd, der an dem Abend übriggeblieben ist, werde ich nicht vergessen. Wir saßen da und haben uns angeguckt und der war genauso überglücklich wie ich.“ Z. 90-93 „Ich bin in Drum and Bass reingekommen (…) über einen sowieso schon bunt gemischten Freundeskreis.“ Z. 213-214 |
UK 1.2 | Fluktuation | Fluktuieren zwischen verschiedenen (Sub-)Genres und dieser Wechsel was bewirkt beziehungsweise eröffnet hat. |
„Viele wandern dann zwischen den Musikrichtungen, die das elektronische Genre und das Nachtleben so zu bieten hat.“
Z. 134-136
„Ich stand damals überhaupt nicht auf elektronische Musik. Also, The Prodigy fand ich gut. Ich hab viel Rock, Metal gehört, bisschen Dub und Reggae. So waren meine Einflüsse.“ Z. 40-42 „Also ich hatte mir da gedacht: jemand hat für mich, ich der auf Rock steht, auf Punk steht, auf so gebrochene Beats steht. Jemand hat Clubmusik für mich gemacht. So hat sich das angefühlt. Das war so ein ganz VERRÜCKTES, VERRÜCKTES Gefühl.“ Z. 79-81 „Dass die Leute dann sagen “Oh, okay wir sind hier wegen House. Was geht da? Drum and Bass. Lass uns mal gucken. Oh, fett!” Per Zufall. Drei von Zehn gecatcht. Und die bleiben dann auf einmal an einem Abend auf dem Drum and Bass Floor. Und gehen nach Hause und sagen: “Ey, Drum and Bass ist ja richtig fett!” Und sind halt beim nächsten Mal auf beiden Floors.“ Z. 520-524 |
UK 1.3 | Rauschmittel | Legale und illegale Substanzen, die zur Unterstützung des Spaßfaktors und der Intensivität der Wahrnehmung, eine Rolle spielen |
„Wir haben uns angeguckt und es waren wirklich an dem Abend NOCH, NOCH nicht Drogen im Spiel. Nur Alkohol, guter alter Alkohol (lacht).“ Z. 93-94
„Das soll einen mit auf eine Reise nehmen, und wenn es das tut, (…) jetzt will ich nix Falsches sagen, aber wenn es das tut, können Drogen so was natürlich verstärken.“ Z. 117-118 „Und ich kann halt auch verstehen, dass Leute so was machen. Ich find es aber auch schade, dass dann Leute nur wegen sowas / weil (…) chemische Drogen zu elektronischer Musik irgendwie gehören.“ Z.127-129 |
OK 2 | Reiz und Faszination | Gründe und Umstände, warum der Befragte Teil der Subkultur wurde, bis heute noch ist und welche Veränderungen das mit sich brachte. |
|
UK 2.1 | Lebensumstände | Faktoren wie Wohnraum, Arbeitsplatz und Umfeld, die durch den Kontakt zu(r) Drum and Bass (Subkultur) angepasst wurde. |
„Wir waren alle da und über Jahre von Drum and Bass (“eigentlich?”) mal bei uns und dem, dass es manchen nicht so gefiel, hat sich das wirklich aufgespalten. Nicht jetzt im schlechten, auch nicht im guten Sinne, sondern einfach so wie Menschen auseinander gehen. Also es wirklich irgendwann bei einem Teil von uns die Entscheidung für Drum and Bass und Richtung Drum and Bass, also Richtung Stadt ziehen und man wollte selber DJen und fing an sich zu beteiligen.“ Z.217-221
„Ja, noch weiter raus aber dafür besser an die Stadt angebunden. Und dann am Ende bin ich dann nach Köln-Vingst gezogen. Vor einem Jahr. Hab fast zwei Jahre in Lindlar gewohnt. (…) Genau. Davor habe ich mein Leben in Kürten verbracht.“ Z. 233-235 „Das sind natürlich zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen.“ [Haupt- und Nebenberuf ist an ein und denselben Ort gebunden] Z. 247 |
UK 2.2 | Gemeinschaft |
Gegenseitige Verbundenheit, durch gemeinsames Interesse am selben Genre. Mitglieder dieser Gemeinschaft nehmen ein “Wir-Gefühl” wahr.
|
„Und es war egal, was du machst, wer du bist, woher du kommst. Du warst da wegen Jungle und Drum & Bass. (…) Also gehörst du dazu.“ Z. 171-172
„Drum and Bass ist eine // / (…) (lachen) Drum and Bass ist eine Familie.“ Z. 211 „Hatte Freunde die Partys organisiert haben irgendwann. Man hat einfach mit angepackt.“ Z. 222 „Das Leute für dich dahin kommen und hinter dir stehen und da nochmal eine andere Mentalität hinter steht. Wenn man mit jemanden verbunden ist, ist das ein schöner Aspekt und man nicht dann unbedingt diese Drum and Bass DJs hat, die groß auf der Bühne vor einem stehen.“ Z. 359-362 |
UK 2.3 | Diversität | Subgenres, kulturelle Einflüsse und Mikrokosmen, die die vielfältigen Aspekte innerhalb des Genres Drum and Bass ausmachen. |
„Und beim Drum and Bass kamen Leute aus allen Ecken wegen irgendwas. Es kamen Leute aus Reggae und bla wegen jungligen Vibes und Ragga-Samples und dem ganzen Zeug, das quasi, Roots-Culture da reingezogen hat. Du findest harten Drum & Bass, der fast Death Metal ist. Crossbreed- und Uptempo-Sachen, die im gleichen Tempo laufen, die einfach auch Einzug gehalten haben und eine Kombination / Die ziehen solche Menschen mit rein. Und Jump Up, der zieht viel Hip-Hop. Das ist sehr Hip-Hop-Business-mäßig, was im Jump Up abgeht. Liquid, da haben wir unsere schön geföhnten Stars. Die HÜBSCHEN, HÜBSCHEN gebräunten Jungs mit den nach hinten gegelten Haaren, die beide Finger hochreißen, wie Guetta. (…) Wir BRAUCHEN all diese. Das haben wir alles. All das hat Drum & Bass. In einer Musik hast du das, was FÜR MICH, das ganze Spektrum der ganzen Musik widerspiegelt. Das gibt es in einer Miniaturform in einer Musikrichtung wie Drum and Bass, weil das halt / (…) Weiß ich nicht / Weil das halt so voll die kulturvereinende Sache ist. Dass ist das, warum ich auch immer ein Junglist bleiben werde und immer Drum and Bass-Head bin. Das ist / (…) Ja, das ist cool. Ich habe gesehen, dass da Menschen von überall aufeinandertreffen.“ Z. 158-171
„Auch diese Musik, dass dazwischen die Übergänge verschwimmen. Das sich Drum and Bass schon in so viele Subgenres aufgesplittet hat. Und sich quasi von seiner / von seinem Muttergenre gelöst hat und neben Jungle nochmal das Genre Drum and Bass geschaffen hat, das sich wiederum aufgesplittet hat.“ Z. 524-527 „Ja, aber was du hast, ist halt der gebrochene Beat, der einfach nach vorne galoppiert und ich denke, das ist zum Beispiel was, was gerade so Metalheads (unv.). Also mit solchen musikalischen Vorlieben oder Interessen, dahin zieht ist, dass / Drum and Bass marschiert halt nach vorne. Es steht nicht auf der Stelle, wie 4/4 Sachen. Es will immer einen Schritt weiter. Das kann es sanft und ruhig und das kann es melancholisch. Das kann es treibend, rollend. Das kann es krächzend, abgehackt. Und das kann es scheppernd, krachend und mit Volldampf nach vorne. Und das alles einzufassen / (…)“ Z. 189-195 |
UK 2.4 | Wohlbefinden | Hörerlebnisse und positive Erfahrungen, die Genuss und Wohlbehagen impliziert haben. |
„(…) Ich liege gerne im Bett / Das hab ich früher mehr gemacht als ich es heute mache und ich werde es auch immer wieder mehr machen. Aber ich liege gerne im Bett und mach ein Album an von einem Künstler auf den ich Bock hab. Wenn ich Bock auf ein Lied aus dem Album hab, höre ich das Album von vorne bis hinten. Und wenn das Lied in der Mitte ist, hör ich das Album trotzdem zu Ende. Wenn das Lied am Ende ist, hör ich das Album trotzdem vom ersten Track, und ich liege einfach da und ich höre. Ich genieße die Musik und nehme das irgendwie für mich auf. Musik ist für mich halt so was..“ Z.120-126
„Wir wussten nicht wie wir tanzen sollten auf die Musik. Alle Leute haben getanzt, wie sie wollten. Das war einfach was um frei zu sein.“ Z. 83-84 |
OK 3 | Köln | Gedanken und Emotionen, die der Befragte gegenüber der Kölner Partyszene, -gästen und Feierkultur hegt. |
„Köln, ist irgendwie (…) Köln, ist (..) hart beschränkt. (…) Es tut mir leid.“ Z.455
„Ja, dieses Verlangen nach nur dem einen. (Schnaufen) (…) Das Publikum ist halt jung und ich mag es halt nicht, wenn (…) du Drei Mal im Jahr Phace hast. Ich mag Phace, ich kenn den Flo auch. Super DJ. Aber das habe ich dem schon so gesagt, wie ich es dir jetzt sage. Ich hab dem gesagt “Alter, das ist doch so kacke. Komm du doch einmal im Jahr, da freu ich mich mega drauf. Und da kommt da nochmal ein anderer. Und da nochmal ein anderer, DER NOCH NICHT in Köln war, damit wir hier mal was Neues sehen. Nein, Drei Jahre in Folge ist Drei Mal im Jahr Phace oder Panacea da, weißt du. Das ist zum Beispiel nichts für mich gewesen. Ich habe mich früh irgendwo in andere Städte geflüchtet, weil so was / Keine Ahnung, auf die Dauer / Ich wollt auch mal was anderes sehen. Ich wollt auch mal einen anderen Sound hören.“ Z. 459-467 „Und dann rastet es dann da völlig aus. Und dann fragst du dich “Wo bin ich hier gelandet?”. Ja, was ich mir mehr in Köln wünsche, was woanders viel geiler ist, wie die Leute abgehen. Wie die Leute abgehen. Ich will / (…) Also, wenn (unv.) einen Club wo 500 Leute reinpassen nicht so voll kriegen, dann müssen wir ihn kleiner machen. Dann geh ich mal runter und sag: “Ich will einen 150 Mann Club mit 200 Leuten drin, wie Presssardinen.” In einem Block, einfach nur abjumpen und mit mir, oder wem auch immer, da oben die Hütte abreißen. DAS ist meine Vorstellung. So was hab ich in Belgien erlebt. So was hab ich in der UK erlebt. Ähm (…) Aber das hab ich, (…) einen bisschen in Mannheim und Heidelberg erlebt. In Deutschland hat mir das generell gefehlt. Ich hab es in Belgien geliebt, weil ich wahrscheinlich aus Rock und Metal komme und am liebsten moshen würde. Tu ich aber nicht, weil wir auf einem Dance sind, also spring ich lieber in einem Pulk mit Menschen. Das find ich gut.“ Z. 479-489 |
OK 4 | Wahrnehmung der Entwicklung und Veränderung | Entwicklungen und Veränderungen innerhalb der letzten Jahre in der Szene, die der Befragte bewusst erlebt hat. |
|
UK 4.1 | Divergenz | Differenzen, die unter Mitgliedern der Subkultur ausgetragen wurden und auseinandergehende Meinungen, die untereinander diskutiert wurden. |
„Also ich weiß nicht mehr wann das genau war, weil ich habe über Social Media (…) irgendwann mitbekommen wie es eine kleine, ich sag mal / es hat sich angefühlt, wie so eine kleine Meinungsspaltung. Die gibt’s oft im Drum and Bass. Ich weiß, du bist ja auch kein Social Media fremder Mensch. Du weißt, der Beef ist always (…) very close.“ Z. 312-315
„Was ich gelernt habe über das aktive Mitmischen, dass da voll viel Scheiße abgeht. Und ich dachte “Wo ist die ganze Harmonie hin? Wo ist der ganze Vibe hin?” Und man denkt sich so “Fuck, okay.” Und dann redet man, man hat Kontakt. Man redet mit alten Hasen, mit Leuten die seit 10 Jahren dabei sind. Seit 10 Jahren aktiv mitmischen. Labels haben. Bekannte Künstler sind. Und die sagen: “Ey Junge, zieh die Flossen ein. Und halt’s Maul. Hör dir an was abgeht. Guck‘s dir an. Bild dir deine Meinung. Halt die Klappe und versuch dein Kopf aus der Schussbahn zu halten.” (…) Ja, das ist ein guter Ratschlag, für jeden der, das hier mal lesen könnte. Und sich überlegt, er mischt im Drum and Bass. Man schafft das auch nicht immer, irgendwann wird man getroffen. Irgendwann schießt einer in deine Richtung. (Piepsen, dass die Waschmaschine fertig ist) Und du bist nicht schnell genug. Oder du schießt in die falsche Richtung. Passiert.“ Z. 429-438 „Boah, dass tatsächlich mal dieser (…) nationale, lokale und internationale Beef aufhört und mal alle, und damit‘s utopisch ist, ausnahmslos alle, mal an einem Strang ziehen, weil das wäre drin. Das wäre drin. Und einfach was Fettes machen. Drum and Bass Worldwide Takeover. Keine Ahnung.“ Z. 607-610 |
UK 4.2 | Popularität | Hohe Positionierungen in den Popcharts, Starstatus für DJs / Produzenten und große Veranstaltungsorte, die gefüllt werden, zählen zu der wahrgenommenen Veränderung. |
„Ja, Drum and Bass ist / . Ja, Drum and Bass hat angezogen. Also Drum and Bass ist, für mich, lang nicht mehr der (…) keine Ahnung, der kleine Player im großen Business elektronischer Musik. Es haben Leute (…) geschafft Weltstar Status anerkannt zu bekommen und Touren zu fahren, die ausverkauft sind. Ich, wenn ich an Leute wie Macky Gee und SaSaSaS/ Wenn ich an Leute wie Andi C denke, der Mann wird so viel gebucht, der nimmt fast keine normalen Clubanfragen mehr an. Der spielt nur noch Festivals und große Hallen, der kriegt sonst seine Fans nicht gedeckelt. Das muss man mal so sehen. Er ist nicht ein Arschloch, weil der kein Bock hat hier im Wohnzimmer mit uns aufzulegen. Würde der mit Sicherheit machen. Hat aber keine Zeit.“ Z. 255-262
„Das Ding ist Platin gegangen innerhalb kürzester Zeit. Es war wochenlang auf der Welt in den Top 100 Charts. Man hört’s rauf und runter. Rauf und runter. Immer wieder auf Spitzenplätzen und auf einstelligen Plätzen. Du kannst es nicht verleugnen. Drum and Bass hat Weltniveau erreicht, das war vorher nicht so.“ Z. 273-276 „Plötzlich touren die, die Welt, die Säcke.“ Z. 329 |
UK 4.3 | Schnelllebigkeit | Schnelllebigkeit als Auswirkung |
„Und das hat aber auch eine Schnelllebigkeit reingebracht. Früher hast du dir Platten gekauft. Dann haben wir uns 5 neue Platten bestellt und hatten 10 neue Tracks. Das war schon ein Haufen Geld den wir ausgegeben haben. Und wir mussten die uns im Internet anhören, zum Teil die aus England bestellen, mit Zoll und was weiß ich was. Teilweise sind welche nicht angekommen und solche Späße. Und heute bei Beatport oder Juno oder irgendwo im Internet bei ITunes einfach reinzugehen und für 99 Cent eine MP3 kaufen zu können. (…) Oder für was weiß ich, für 1,80 oder 2 Euro ein WAV-File kaufen zu können und Zugriff haben auf Global unlimitierte Musik. Früher waren das zum Beispiel 50 gepresste White Labels.“ Z.
„Und (schnippst mehrfach) jeden Tag gibt’s neues.“
„Sachen sind schneller wieder raus und es schwieriger Sachen präsent zu halten.“ Z.
„Ich glaub, es werden wöchentlich 30.000 elektronische Musiktitel auf Juno Download, auf einem der größten englischen Portale, angeboten. Das musst du dir mal vorstellen. 30.000 Tracks jede Woche, das ist so viel Hörzeit. Die könntest du in deinem Leben nicht alle anhören, geschweige denn dann kaufen und irgendwann mal spielen, weil du bist nur mit anhören beschäftigt. Das ist halt schon krass.“ Z. 562-566 |
OK 5 | Faktoren der Entwicklung und Veränderung | Faktoren, die laut Befragten eine Rolle dabei spielten, dass es zur Veränderung/ Entwicklung gekommen ist. |
„Technischer Fortschritt! Auf jeden Fall. Ein schneller Wandel. Ich denke, dass das ist komplett auf technischem Fortschritt raus.“ Z.539-540
„Das heißt viele Künstler haben sich einfach durch technischen Wandel mehr Gehör verschaffen können, was zu einem Wachstum einer gut funktionierenden, populären Musikrichtung halt beiträgt“ Z. 548-550 „Die Welt der Social Media und die Welt des Internets haben da natürlich / Wie bei vielen und bei anderen Sachen ist es kein Geheimnis, das hat mega dazu beigetragen.“ Z. 540-542 „Qualitätsstandard ist extrem gestiegen, was mehr Ansporn für andere bedeuten muss“ Z. 567-568 |
Titelbild: https://splice.com/blog/amen-break/
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