Umut stellt seine Szene vor 004: MA:SSIVE

Im neuen Teil meiner Interviewreihe hab ich mir Marius und Simon, die Neurofunkspezialisten des Rhein-Neckar-Deltas, vorgenommen. Euch erwartet ein informatives Interview.

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TuB: Wo und wie hat euer Stück Drum&Bass-Geschichte angefangen?

Simon: Also angefangen hatte es bei mir alles im Jahre 2006, als sich bei mir der Switch vom jahrelangen „Metal-Dasein“ in die Welt von Drum&Bass vervollständigte. Mit Verantwortlich und prägend zu der Zeit waren für mich Releases wie: Concord Dawn ‎– Chaos By Design / Black Sun Empire ‎– Driving Insane / Black Sun Empire ‎– Cruel & Unusual. Geschwindigkeit, Energie und Eskalation sind sich daher schon auch noch sehr ähnlich zu Metal – nur die Art zu feiern war für mich zu dem Zeitpunkt komplett neu und hat mich vollständig in ihren Bann gezogen. 2008 bin ich dann letztendlich nach Mannheim gezogen und habe dann direkt Kontakte zu DJ E.Decay (welcher einer der ersten Drum & Bass Pioniere in Deutschland war und die Szene bis heute prägte) und deren Konsorten geknüpft, welche dann darauf hin die Drum&Bass-Partyreihe „Feelings“ im MS Connection gründeten und mich wenig später mit in die Crew aufnahmen.

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Ende 2011 löste sich die Crew dann auf und ich startete mit eigenem Team im Januar 2012 eine eigene Drum&Bass-Partyreihe im MS Connection – „MA:SSIVE“ war geboren. Wir waren zu dem Zeitpunkt ein 4-Köpfiges Team (Grüße an: Phil, Tim und Felix), welches dann Events wie die Samurai Labelnight, Trust in Music Labelnight, oder Renegade Hardware Labelnight aus dem Boden stampfte. Allerdings hatten wir schnell gemerkt, dass es uns noch an nötiger Erfahrung und das entsprechende Feintuning fehlte. Wir wechselten dann vom Mainfloor des MS Connection runter in den „Tanzsaal“, welcher der Größe unserer Veranstaltung eher gerecht wurde und veranstalteten Newcomer Contests, wo „Cimply“ (Damals noch unter dem DJ-Synonym: „Christoph Becht“) den ersten Contest gewann und daraufhin von uns als Resident aufgenommen worden wurde. Kurz darauf folgte ein weiterer DJ Contest, wo auch DJ ResQ teilnahm und durch seine sympathische Art, persönlich überzeugte – der Kontakt war geknüpft. Leider war es dann gegen Ende des ersten Jahres so, dass Phil, Tim und Felix die Marke, aus finanziellen Gründen, einstampfen wollten. Für mich kam das keineswegs in Frage, da es für mich bis heute, in erster Linie ein Projekt mit Leidenschaft ist – ein neues Team musste her.

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Ich plante für die Übernahme das erste eigene Booking: Neonlight, im Januar 2013 – wieder hoch auf den Mainfloor des MS Connection. Steffen (ResQ) war zu dem Zeitpunkt hoch begeistert von dem Konzept und hatte auch schon Erfahrungen im veranstalterischen Bereich, Cimply war auch immer mehr Interessiert sich in der Hinsicht zu etablieren – ein neues Team entstand. Wir ruderten uns über die Jahre dann durch mit Bookings wie: Mefjus, InsideInfo, BTK, The Upbeats, bis hin zu Black Sun Empire, aber merkten auch schnell, dass es, gerade hier in Mannheim (wo die Szene seit 20 Jahren durch Jump Up geprägt wurde) sehr schwer ist einen neuen Sound (Neurofunk) zu pushen und zu etablieren.

Im September 2014 wechselten wir darauf hin den Club, in die Mannheimer Quadrate: „Disco Zwei“, welcher im Gesamten besser zu unserer Veranstaltung passte und gaben mit unserer legendären “MA:SSIVE RELOADED feat. AUDIO” Party den Startschuss für eine neue Ära. Zu diesem Zeitpunkt kam auch Marius (PowerOne) mit ins Boot und überzeugte durch seine überragenden Artwork-Designs, welcher die Stimmung auf den Events sehr gut einfing und in den Designs visualisierte. Es folgten tolle, aufregende zwei Jahre mit monatlichen Events und internationalen Bookings – doch irgendwann war Crew-Intern die Luft raus, wir waren durch den enormen Zeitaufwand, welcher so ein Projekt mit sich bringt, schlichtweg ausgebrannt. Steffen (ResQ) wechselte daraufhin die Crew zu unseren Freunden der Basskantine. Marius hatte glücklicherweise dennoch stets motivierende Worte parat und wir gaben noch ein letztes Mal Feuer in den Ofen und heizten noch einmal so richtig, zusammen mit „Zombie Cats“, die Disco Zwei ein.

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4 Monate stillstand… doch dann zündeten wir erneut die Bombe in unserem neuen Zuhause, dem Loft Club in Ludwigshafen – das Feuer lodert wieder. Wir nahmen uns vor uns lieber auf 3-4 Events im Jahr zu konzentrieren, aber dadurch auch ein größeres Paket zu schnüren. Es folgten Bookings wie Enei, Ivy Lab, Kasra, S.P.Y, A.M.C und June Miller. Ende des Jahres 2017 musste sich Cimply aus der Rolle des Veranstalters zurückziehen, um weiter Fokus auf seine berufliche Zukunft zu legen. Seit diesem Moment besteht die MA:SSIVE lediglich aus Marius und mir. Da es aber für uns definitiv weitergehen musste, beschlossen wir 2018 nochmal alles zu geben. Bis jetzt folgten Bookings wie Pythius, Disphonia, Counterstrike, The Upbeats, L 33, Dub Elements und im September kommt unser bisher größtes Booking: Noisia!

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Marius: Schon von Kindheit an hatte ich eine Vorliebe für schnelle und futuristische und endzeitlastige Musik und Filme etc. Zunächst durch Fabio, Grooverider und LTJ Bukem begeistert begann die Suche dann nach der dunklen Seite des Drum&Bass. Als dann Dieselboy mit ‘The 6^th Session’ (2000) und später mit ‘Project Human’ (2002) auf meinen Kopfhörern lief war klar: Das ist meine Musik! Black Sun Empire’s ‘Driving Insane’ (2004) hat dem ganzen dann den Rest gegeben. Ganz zu schweigen von den Kemal-Sets etc. Genauso wichtig waren aber die damaligen Raves: das Tanzen, die Stimmung, der Sound, die Masse, der Regen(!) und die Aufregung vor dem nächsten großen Rave.

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Insbesondere der düstere, technoide und rollende Sound hat mich bis heute in seinen Fängen.  Die Jahre zogen ins Land und es wurde fleißig gefeiert. Ansonsten diente die Musik immer als Inspiration für meine Gestaltungen. Bis eines Tages unser gemeinsamer Freund ‘Mutterkorn’ mir Simon vorstellte, da er der Meinung war, dass ich das MA:SSIVE-Team gut ergänzen würde. Insbesondere durch meine Fähigkeiten als Grafiker und dem Bezug zur Musik. Mit der Zeit wurde das Ganze ernster und ich wuchs immer mehr in die Rolle des Veranstalters hinein. Durch meinen Einstieg wurde auch zügig das Design, Konzept usw. umgestellt. Mit einher gingen der Umzug in die Disco Zwei und kurz darauf auch der bewusste Verzicht auf MCs. Eine Partyreihe die sich ausschließlich auf die Musik fokussiert fehlte meiner Meinung nach schon immer im Delta. Ich sah in dem Konzept sehr viel Potential und wollte sehen wohin die MA:SSIVE wachsen kann. Seitdem geht’s mit Volldampf voraus und wir feilen wie die Bekloppten an Konzepten für die Zukunft.

Auch wenn wir nur noch zu zweit im Kernteam sind, ist das alles dank unserer Helfer noch irgendwie umsetzbar. <3 Und ohne das unglaubliche Feedback und die unnormale Stimmung unserer Gäste auf den Floors wäre es schon längst vorbei.

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TuB: An welchen Künstlern habt ihr euch damals orientiert und welche sind das jetzt?

Simon: Black Sun Empire, Concord Dawn & Techstep

Marius: LTJ Bukem, Fabio, Grooverider, Dieselboy, Kemal, Black Sun Empire, Bad Company und die ganze darke Schiene Anfang 2000-2008.

Beide: Heutzutage feiern wir ganz klar alle Künstler die wir buchen. Aber sind auch immer nach neuen Talenten auf der Suche. Aber es darf auch gerne mal etwas liquider oder deeper sein. Auch komplett andere Musikstile haben ihren Einfluss auf das, was wir täglich hören und im Club buchen.

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TuB: Wie ist MA:SSIVE entstanden?

Simon & Marius: Szenenah sollte es sein und die Heimat repräsentieren (Mannheim – „MA:“). Massive war damals ein omnipräsentes Wort, insbesondere durch die MC’s und ihren Lines über die damalige 68er Massive etc

TuB: Was ist die Idee dahinter?

Simon & Marius: Es sollte etwas Eigenständiges sein, kein Abklatsch. Ebenso sollte das Programm sich vom Rest der Szene abgrenzen um dem Ganzen neue Facetten beizusteuern. Heute hat sich daraus eine ganz eigene Form von Rave entwickelt, welche sich vom klassischen Drum & Bass Rave unterscheidet. Des Weiteren feiern wir die Musik selbst nach wie vor. Somit soll die Party auch von der Crowd für die Crowd sein. Und natürlich, dass wir an die legendären Zeiten in Mannheim weiter anknüpfen wollen. 🙂

TuB: Wie beschreibt man euren Stil am Besten?

Simon & Marius: Energetisch, technisch, intelligent, fugging EPIC und ganz klar tanzbar. MA:SSIVE-Sound halt!

TuB: Was war euer persönlicher Höhepunkt bezüglich DnB und was steht noch auf der Liste?

Simon & Marius: Wenn du deine Lieblingsmusik über ein fettes Soundsystem hörst und dabei Gänsehaut hast ist das jedes Mal ein Höhepunkt. Egal ob auf der Stage oder beim Tanzen. Dieses Gefühl haben wir nach wie vor und genauso machen wir weiter. Spätestens wenn man einen Moment inne hält und sich die tanzende, eskalierende und grinsende Menge auf der MA:SSIVE anschaut weißt du wofür du das machst.

Mit unseren Partys werden wir nach wie vor versuchen einen drauf zu setzen. Darauf ist Verlass. Ansonsten sind wir gespannt wohin das alles noch wachsen kann. Ideen haben wir genug.

Ansonsten möchten wir persönlich gerne musikalisch weiter wachsen. Sprich mehr auflegen und hoffentlich auch irgendwann produzieren. Ein weiteres Highlight ist definitiv unser Roadtrip zur Let It Roll. Vollgepackt bis oben hin reisen wir gemeinsam mit unseren Drum&Bass-Freunden in einem Reisebus. Einfach mal zusammen feiern, am See entspannen und eine gute Zeit haben runden unser Jahr immer schön ab.

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TuB: Produziert ihr?

Simon & Marius: In gewisser Weise ja. Für eigene Musikproduktionen fehlt uns aktuell leider die Zeit. Die Produktion der MA:SSIVE frisst schon einen Großteil unserer Freizeit auf (Grüße an alle Promoter!). Insbesondere die Konzeption, welche uns extrem am Herzen liegt, ist da sehr zeitintensiv. Ob nun das Lineup, die Planung im Hintergrund (Booking, Travel, Marketing etc.) oder die handgefertigten Artworks und Visuals, wir stecken viel Detailarbeit in das gesamte Projekt. Die Produktion muss im Gesamten einfach stimmig sein. Ähnlich wie bei der Musik an sich auch.

TuB: Digital oder Analog?

Simon & Marius:Im Club ganz klar digital, ist gerade auch bei aktuellen Produktionen essentiell um ein breit gefächertes Soundspektrum genießen zu können. Im Idealfall auch „lossless“ (an alle die Mp3’s spielen) 😉

TuB: Wie sieht es denn mit der Zukunft aus?

Simon & Marius:Rosig Freunde, rosig! <3

Es geht auf jeden Fall weiter. Die Events für 2018 stehen soweit im Wesentlichen und wir spielen auch schon mit den ersten Ideen für 2019.
Der aktuelle Rhythmus mit vier Events pro Jahr fühlt sich gut an und wir möchten das auch weiterhin so fortführen. Dazu kommen dann noch die Bustour und die ein oder andere offizielle und inoffizielle Überraschung verteilt über das Jahr. Mosaik! *räusper*

Der Event im September wird nach der Mai-Party unsere größte Herausforderung aber bringt auch die gesamte Veranstaltungsreihe auf ein neues Level. Darüber hinaus freuen wir uns auf weitere Kooperationen mit Crews aus der eigenen, sowie aus anderen Städten. Am Spirit wird sich sonst hoffentlich so schnell nichts ändern.

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TuB: Was gefällt euch am meisten an der jetzigen Szene und was fehlt ihr?

Simon & Marius:Mit am meisten erfreut uns, dass es auch der Nachwuchs wieder in die Clubs schafft und sich daraus neue Crews und Veranstalter herauskristallisieren. Am Nachwuchs hat es sehr lange gefehlt. Die Szene ist allgemein wieder sehr bunt und alle Generationen sind vertreten, was wir sehr begrüßen. Das Spektrum an Events sowie in der Musik ist wesentlich breiter geworden. Dadurch fühlt sich die Szene wieder wesentlich vitaler an.

Auch das Publikum kommt primär wegen der Musik auf die spezifischen Veranstaltungsreihen, was das ganze enorm begünstigt. Somit gibt es größere bis mittlere Raves mit ausgefallenen Bookings und auch die kleineren Local-Partys erfreuen sich steigender Beliebtheit. Das Klima allgemein ist sehr friedlich und familiär.

Eine wichtige Rolle spielen dabei auch die einzelnen Veranstalter-Crews. Diese kommunizieren untereinander, sprechen sich ab und versuchen in den meisten Fällen an einem Strang zu ziehen. Dadurch kommt definitiv weniger Negativität auch bei den Gästen an, wenn Konflikte vermieden werden können. Die Szene im Rhein-Neckar Delta weiß auch noch immer wie man am krassesten feiert. Zumindest wir finden selten so eine heftige Stimmung.

TuB: Welchen Track feiert ihr am meisten?

Simon & Marius: Black Sun Empire – Arrakis; und das ganz klar einstimmig. Allein der erste Ton sagt alles. Der Rest ist Geschichte. Absolutes Meisterwerk, welches unseren Sound auch noch immer auf seine Weise repräsentiert.

TuB: Trommel oder Bass?

Simon & Marius: Die Mischung macht’s! Und wer bei uns schon mal auf dem Mainfloor stand, weiß was ihn erwartet. Klugschiss der Woche: „Im klassischen Sinne produziert ja eine Trommel auch Bass :P“ Oder ums ganz einfach zu sagen:

Bumtschak, bumtstschak, brrrrrrp, brrrrrp, tschikkatschikka, tschikkatschikka, Bumtschak, bumtstschak, brrrrrrp, brrrrrp…

Ganz riesige und herzliche Grüße an all unsere Crew-Mitglieder, Künstler und Helfer in jeglichem Bereich, ohne die wäre das nicht möglich. Ganz zu schweigen von unseren unglaublichen und treuen Gäste, ihr seid einfach der Abschuss 🙂

Und Danke an T&B für das Interview. Wir sehen uns auf der Tanzfläche!

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Simon (Primetime Project)
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zu den anderen Teilen der Serie:
Umuts Szene

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