Wie viele von euch mittlerweile wissen, komme ich aus Baden-Württemberg, genauer gesagt aus Weinheim. Weinheim ist eine Kleinstadt an der Bergstraße und nicht weit entfernt von Mannheim welches als Mekka der deutschen Drum & Bass-Szene galt und für mich immer noch eine der Hochburgen darstellt. In dieser Interviewreihe stelle ich euch nun die Crews aus meiner Szene vor.
Anfangen werde ich mit:
Beat.Stay.Love
Beat.Stay.Love („BSL“) ist eine junge, aufstrebende Crew mit insgesamt 7 Mitgliedern aus Darmstadt und Würzburg, die sich durch die gemeinsame Liebe für das Genre Drum & Bass gefunden haben. Seit Anfang 2016 sind die Jungs als Veranstalter im Rhein-Main-Gebiet aktiv mit dem Ziel, die Szene abseits des bekannten Mainstreams zu stärken und einen Raum für das gemeinsame Feiern von jung bis alt ohne Rassismus, Sexismus und Chauvinismus zu schaffen.
Mit 8 Events im ersten Jahr ihrer Tätigkeit, haben sie sich schnell in der regionalen Partyszene etabliert und gehören mittlerweile zu einem festen Bestandteil der regionalen Szene. Ihre Events stehen dabei stets unter dem gleichen Motto: „Drums, Bass, Beats they love!“. Aber nicht nur als Veranstalter starten die BSL Mitglieder durch, auch als DJs entwickeln sie sich stetig weiter zu einer Instanz des süddeutschen Drum & Bass. Ob bei der Cheeky Monday-Eventreihe in Amsterdam, der RAM-Records-Label-Night in Mannheim oder dem Starkenburg Festival in Heppenheim, neben Größen wie Mutated Forms oder Fre4knc – den BSL Residents gelang es immer wieder sowohl die feierwütige Crowd als auch die Organisatoren zu überzeugen. Mit Minzkönig und Klingostar hat die BSL Crew zudem zwei wahre Vinylvirtuosen in ihren Reihen und auch die monatlich erscheinende „Beats they love“-Podcasts der Crewmitglieder erfreuen sich stets großer Beliebtheit.
Eins ist klar, die Crew hat viel Potenzial, steckt voller Tatendrang und ist höchst motiviert. Wir werden auf jedenfalls auch in Zukunft noch einiges von ihnen zu hören und zu sehen bekommen.
Mitglieder:
der Schlagabtausch mit O7T, Scaletta und LB
TuB: Wo und wie hat euer/dein Stück Drum & Bass-Geschichte angefangen?
Chris: Vor knapp 10 Jahren wurde ich von Bekannten mit Drum & Bass infiziert und habe das Genre mit seinen vielfältigen Facetten sofort lieben gelernt. So blöd es klingt, man kann das Ganze schon mit einer Art „Erleuchtung“ gut beschreiben. Nachdem ich mich so sehr mit dieser Musik identifizieren konnte, war der Schritt zum DJing nicht weit. Die ersten kleinen BSL Partys, damals noch von einem guten Freund aus der Techno-Ecke angestoßen, gab es dann auch schon relativ bald so um 2010 rum, natürlich noch sehr improvisiert und inoffiziell.
Fabian: Wenn wir schon von Erleuchtung reden, dann war für uns, Sebi und mich, Chris dann quasi wie unser Messias, da er uns zum ersten Mal das Genre zeigte. Da wir drei an der hessischen Bergstraße aufgewachsen sind, hatten wir natürlich auch das Glück, dass mit Mannheim eine Bastion des deutschen Drum & Bass um die Ecke lag…
Sebastian: … so entwickelte sich das Ganze natürlich schnell zum wöchentlichen Feierngehen, dann zum DJing und schlussendlich nun zum Veranstalten eigener Events. Chris hat ursprünglich alles ins Rollen gebracht.
TuB: An welchen Künstlern habt ihr/hast du euch/dich damals orientiert und welche sind das jetzt?
Chris: Calibre & Marcus Intalex, eher Liquid Funk-Bereich. Heute höre ich fast alles was DnB zu bieten hat. Am liebsten die „angedeepte“ Neuroschiene, habe aber keinen festen Interpreten den ich über alles feier. ´Break´ ist ein Ausnahmeproducer, aber es gibt zurzeit sehr viele gute Künstler die einen sehr guten Output haben.
Fabian: Zu Beginn war es bei mir dagegen eher härterer Neuro, hauptsächlich alles was von Eatbrain in den ersten Jahren released wurde. Mit der Zeit hat sich das ganze aber dann eher in Richtung deepen bzw. minimalistischen, basslinebetonten Drum & Bass entwickelt. Zurzeit gehören Bredren, DLR und ebenfalls Break zu meinen absoluten Favoriten.
Sebastian: Ja, auch für mich gehört Break schon lange zu den Top-Producern der Szene. Zu Beginn meiner Drum & Bass-Karriere war ich noch ziemlich auf Jump Up getrimmt. Ansonsten ist und bleibt es bei mir ziemlich variantenreich.
TuB: Wie ist der Name entstanden?
Chris: Auf den Namen sind wir, ganz unspektakulär, durch den Film Eat.Pray.Love gekommen.
Sebastian: Und jetzt kommt das Grandiose (lach): spricht man „Beat.Stay.Love“ liegt die Abwandlung „Beats they love“ nahe. Und dafür stehen wir nun mal, wir liefern die Beats, die die Leute feiern und lieben .
TuB: Wie beschreibt man euren Stil am Besten?
Fabian: Da wir mit mittlerweile sieben Crewmitgliedern recht viele Einflüsse haben, und wie man vorhin gesehen hat ist der Geschmack auch unter uns dreien ja keineswegs deckungsgleich, ist unser Stil sehr breit gefächert. Von sonnigem / fröhlichem DnB bis zum düsteren Bereich.
Chris: Vibes und Vorwärts!
Sebastian: High quality music ist unser Anspruch und wir beschränken uns dabei nicht auf einzelne, spezifische Genres. Von A bis Z – alles, was gut ist, ist dabei.
TuB: Was war euer/dein persönlicher Höhepunkt bezüglich DnB und was steht noch auf der Liste?
Chris: Mein persönlicher Höhepunkt war eigentlich unsere erste selbst veranstaltete Party, welche voll besucht war und wir eine gute Resonanz der Gäste hatten. Weitere Ziele sind auf jeden Fall, dass die nächsten Partys genauso aussehen sollen wie unsere erste Party und natürlich, dass die deutsche DnB-Szene weiterwächst und viel mehr auf die Beine stellt.
Fabian: Natürlich sind unsere Events auch immer ein Highlight für mich. Das Ganze nach vorne zu treiben und ein langjähriges Bestehen unserer Crew (wir stehen nach 2 Jahren ja immer noch in den Kinderschuhen) steht natürlich ganz oben auf der Liste.
Sebastian: Meine ersten Auftritte als DJ (z.B. bei der RAM Records Label Night im MS Connexion Mannheim zum Beispiel) haben damals natürlich viele positive Gefühle hervorgerufen. Das erste Mal bei Rough Tempo zu spielen war natürlich auch krass. Für mich als DJ kommen in Zukunft hoffentlich auch mal ein paar Festival-Gigs auf mich zu. Nun sind es wohl unsere eigenen Events, soweit alles glatt läuft natürlich.
TuB: Produziert ihr?
Chris: Ich bastele immer mal gerne etwas rum, bin aber noch weit davon entfernt, mich als wahren Producer zu beschreiben. Meine Karriere in diesem Sinne steht also noch ganz am Anfang, aber ich will meine Tätigkeiten diesbezüglich definitiv intensivieren! Es sind schon producertypisch viele Projekte angefangen und diese möchte ich dieses Jahr vervollständigen oder neue Projekte verwirklichen.
Sebastian: Dito.
Fabian: Leider nein, wobei ich aber auch ehrlich zugeben muss, dass ich dafür in meiner jetzigen Situation viel zu wenig Zeit hätte.
TuB: Digital oder Analog?
Chris: Beides, aber ich bin ja ein Digital-Native also eher Digital.
Sebastian & Fabian: Von den vorhandenen Skills her Digital, jedoch mit großer Schätzung analoger Optionen.
TuB: Wie sieht es denn mit der Zukunft aus?
Chris: Wir wollen unser Konzept beibehalten und die lokale Szene voranbringen indem wir nationale und internationale Acts buchen und gut für Stimmung sorgen. Darmstadt soll Drumstadt werden.
Fabian: Natürlich wollen wir das ganze auch noch weiter verbessern. Die ersten zwei Jahre waren geil, aber es ist noch viel Luft nach Oben. Größere Bookings und eine geeignete Location für diese Events in Darmstadt stehen in der näheren Zukunft auf jeden Fall an. Wir hoffen, dass wir das 806qm (sobald es wieder für größere Events eröffnet) für uns gewinnen können.

TuB: Was gefällt euch am meisten an der jetzigen Szene und was fehlt ihr?
Chris: Mir gefällt es, dass es wieder viele Crews gibt die ordentlich veranstalten. Es gab eine kleine Ebbe in der DnB-Szene, welche aber auf jeden Fall wieder zur Flut geworden ist. Es werden sehr geile Acts gebucht, sodass man immer mindestens eine Party hat auf die man sich freuen kann. Was mir nicht so sehr an der DnB-Szene gefällt, ist dass es immer wieder sinnloses Gehate untereinander gibt. Das nützt keinem was und bringt selten gutes hervor. An einem Strang zu arbeiten macht oft mehr Sinn. Nur weil es andere Veranstalter gibt, heißt es nicht, dass man in Konkurrenz steht. Mit guter Absprache kann man viel zur Kultur beitragen!
Sebastian: Ich finde die Liebe der ganzen DNB-Heads zur Musik einfach nur unvergleichlich. Besonders im Mannheimer Raum haben einfach so viele Menschen so eine krasse Passion für die gleiche Sache – das ist einfach geil und verbindet extrem. Leider kommt es mir aber in letzter Zeit immer mehr vor, dass es zu viel Rumgestreite etc. gibt.
Fabian: Ich kann mich dem nur anschließen. Die Szene hatte sich immer durch ihre Offenheit, Liebe (nicht nur zur Musik sondern auch zwischenmenschlich), und insbesondere durch das Ablehnen von dem ganzen unnötigen Statussymbolscheiß ausgezeichnet. Besonders der letzte Punkt scheint gerade in Mannheim und drumherum immer mehr verloren zu gehen und zu fehlen, gerade wenn ich das Ganze mit der Psytrance-/Goa-Szene vergleiche. Die Frage „wer ist der coolste, weil er am krassesten in der Szene drin ist“ sollte sich eigentlich nicht stellen.
TuB: Welchen Track feiert ihr am meisten?
Chris: Kann ich auch sehr schlecht sagen, welcher Track jetzt mein Lieblingstrack ist. Ich mag Tracks die abwechslungsreich sind, aber nicht zuviel. Weniger ist mehr. Aber wenn ich mich für eine Platte entscheiden muss, dann ist es aktuell Transmitter von Enei, Kasra und Jakes.
Sebastian: Entweder Ghostfish von DLR & Quadrant oder Get Out The Way von Jam Thieves mit MC Coppa.
Fabian: Aktuell feier ich wieder Ghost Palace von Bredren & Philth (von 2015) extrem und, was aktuellere Releases angeht,
Crunch Time von T>I.
TuB: Trommel oder Bass?
Chris: Das Eine funktioniert nicht ohne das Andere.
Sebastian: Trommel oder Bass? Fahrrad oder Kette?
Fabian: Ba dum ts…
Beat.Stay.Love
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