Der Oktober war mal wieder voller Aufsehen erregender Veröffentlichungen. Neben TCs drittem Studioalbum, Part 1 von Turnos anstehender Power LP und dem ersten Album-Sampler von Drumsound & Bassline Smith’s Wardance LP gab es wieder reichlich Futter. Doch abseits des Haupt-Stroms an Tracks, die monatlich auf DJs wie Fans gleichermaßen herabregnen, habe ich mir im Oktober vier etwas speziellere Platten herausgepickt.
Misanthrop – Blurred EP [Neosignal, NSGNL016]
erschienen am 27.10.2017
Nach dem gleichnamigen Studioalbum, erschienen auf Neosignal, kommt Misanthrop nun mit der Blurred EP um die Ecke. Eigenen Worten zufolge wollte er was anderes ausprobieren und der erste Track, The Lick, spricht dahingehend auch schon Bände.
Jazzig funkt sich der Song mit echten, lebendigen Instrumenten immer drückender und schleppender Richtung Höhepunkt, während die Trompete Geradlinigkeit verschafft. Und selbst danach groovt es weiter, das Stück hat sogar Lounge-Charakter. Random dagegen ist schon fast wieder typischer misanthropischer Neurofunk mit schreienden, dröhnenden Röhrenbässen ins Gesicht wie man sie im Club gern hat. Kurzer Stop bei Short Stop. Neben 3:15 Tracklänge kommt der mit allerelei Geklimper um die Ecke das sich episch im besten Schmetter-Techno-Stil aufbauscht um dann ganz ruhig und sachlich davonzusteppen. Alles in allem also ziemlich technoid und treibend.
Nun zum Titelsong Blurred… Im Internet wurde bereits der Camo & Krooked-Einfluss gleichermaßen besungen wie beschrieen. Ein ziemlich untypischer Misanthrop-Track, manche würden die Sounds wohl als EDM bezeichnen. Neuropop? Prozessierte ruhige Instrumente treffen auf poppige Synths die einmal quer durch die Filterbank gejagt, und in bester Camo & Krooked-Manier arrangiert wurden. Exzellentes Stück Arbeit!
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NickBee – Alter Ego [Axon, AXR001]
erschienen am 13.10.2017
Vor kurzem ging NickBee mit Axon Records an den Start. Von vornherein ließ er bekannt werden, dass es ‘not only about Drum & Bass’ gehen soll. Trotz dieser vorsorglichen Info bin ich nach dem Hören des ersten Releases doch ein bisschen verwirrt.
Beim ersten Drop kann ich mich nicht entscheiden ob das jetzt Halftime oder schnellerer Hip-Hop ist, beim zweiten schwanke ich zwischen Trip-Hop und extrem langsamen Techno. Percussions a la NickBee gibt’s, allerdings doch einen Ticken anders, experimenteller. Die weiblichen Vocals tragen zu einer alles in allem gemütlichen Atmosphäre bei und der Track plätschert in einen imaginären, subreichen Sonnenaufgang davon. Geheimnisvoll, frisch, anders! Man darf sehr gespannt sein was da noch auf uns zukommt.
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Transforma – Raveolution [Red Light, RLDIG033]
erschienen am 13.10.2017
Nicht, dass Optiv mit der neusten Veröffentlichung auf Cause 4 Concern, Inward, Hanzo & Randie’s Consistency Of Error LP, nicht schon einen Griff ins Gold gemacht hätte, nein auch die Neulinge auf Red Light erregen ganz schön Aufsehen.
Unter eben jenen findet sich Transforma wieder. Wobei der hungrige Newcomer in seinem Heimatland Australien kein Unbekannter mehr ist. Nun kommt er mit seiner Single Raveolution, knackiger Zweiteiler, feinster Neurofunk. Zuerst der gleichnamige Titeltrack. Neben eifrig Geschnacksel und nur so umherspringenden Drums kommt das einminütige Intro mit männlichen Vocals die eine dunkle, surrende Atmosphäre aufbauen die mich ein wenig an Noisia oder The Upbeats erinnern. Genauso geht es auch im weiteren Trackverlauf weiter und die peitschenden Stabs bauen die Grundmelodie immer mehr aus. Zuerst ein etwas schleppender Rhythmus doch mit ordentlich Druck immer hektischer Richtung Bridge. Breaking Point ist dann quasi dasselbe in grün, nur heller und schneller.
Alles in allem ne Runde Single. Macht Lust auf mehr!
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DJ Hidden – This World [Othercide, OTHCD007]
erschienen am 20.10.2017
„This the new world. You can be whoever the fuck you want. This is the new world.“ Auch DJ Hidden scheint auf die Neuropop-Schiene aufgesprungen zu sein, denn der Titeltrack zur neuen Single-Auskopplung seiner anstehenden LP kommt mit melodiösem Intro und eben jenen weiblichen Vocals daher, die dir sagen, dass du in der neuen Welt sein kannst, wer auch immer du sein willst.
Quasi wie eine Ohrfeige kommt dann der Halftime-Beat mit zahlreichen Robotersounds in Form von Stabs, Drums und Konsorten. Industrieller Sound halt. Genauso melodiös geht es mit Gone weiter. Wobei ich da jedoch an diese nervigen Spiele-Ads denken musste, die aufpoppen, wenn du mal wieder am streamen bist. Oder an die Elben von Herr der Ringe. Irgendwie krieg ich das Bild von einer sonnigen Waldlichtung mit singenden Elben nicht aus dem Kopf. Ebenso halftimig wie zuvor geht’s auch hier weiter wobei Mr. Hidden auch hier erneut die Industrial-Instrumente auspackt um ein wahrliches Break-Stakkato auf meine Ohren abzufeuern. Um dem Ganzen noch mehr Deutlichkeit zu verleihen pulsiert und drückt der Bass taktgenau dazu.
Gut ausproduziert und gelungen auch wenn ich nicht unbedingt ein Fan von Halftime bin!
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Camo & Krooked – Remix Album Single 1 [RAM]
Als wären die oben aufgeführten experimentellen Leckerbissen nicht schon genug, durfte ich in eine Veröffentlichung reinhören die ab nächster Woche für Normalsterbliche käuflich zu erwerben ist!
erscheint am 17.11.2017
Camo & Krooked’s letztes Album Mosaik ist grade mal einen Augenblick her — schon steht die Remix LP in den Startlöchern! Die erste Auskopplung kommt zum Einen mit einem Signal-Remix des ziemlich emotionalen Modular-Epos Black Or White mit der lieblichen Tasha Baxter. Zum Anderen mit einer Liquidfunk-Version des komplexen Analog-Krachers Ember (mit Country-Gitarre!) gemixt von Hybrid Minds.
Doch zuerst der Mix von Signal… Mann, was soll ich sagen. Da hat der 18-Jährige doch knallhart aus den Modular-Drums waschechte Modern Breaks gemacht. Ganz Signal donnern die auch heftig dank aussagekräftiger Bassdrum und dunkler Snare. Dazu Tasha noch ein wenig angeschubst und das Ding rollt von ganz alleine Richtung Apokalypse. Da war das Original doch sehr viel entspannter aber beide Versionen haben mir direkt Gänsehaut verpasst und da ich eh ein Fan von schnellen, modulierten Instrumenten bin musste ich ja drauf abfahren.
Doch trotz all dem Signal-Einfluss hat er doch reichlich Camo & Krooked übrig gelassen. Aber als ließen die beiden Exportschlager aus Österreich auch irgendwelche Laien ihre Songs neu mixen. Denn Laien sind Hybrid Minds definitv nicht. Ob eigene Veröffentlichungen oder Remix, die Typen sind Meister ihres Fachs. Wie gut, dass Emer bereits warm und wohlproduziert war, da konnte man sich doch ins gemachte Nest legen.
Man verleihe den kurzen C&K-Drums etwas Schmackes, hier und da noch etwas mehr Druck und vor allem mehr Struktur in Richtung Viervierteltakt und man bekommt wunderbaren, schönen Liquidfunk. Irgendwie hab ich das Gefühl es regnet oder ist das Feuerknistern, das da zu noch mehr Atmosphäre beiträgt? Ich bin sehr gespannt wer noch Hand an das mehr als 20 Tracks starke Album legen durfte, ich habe von einem Mefjus-Remix gehört. Nach seinem letzten Release mit Kasra (Decypher/ Conversion erschienen auf Critical) kann das nur dufte werden!
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