Eine Hausarbeit von Ronja im Seminar Lebenskunst, Lifestyle und Jugendkultur an der Universität zu Köln.
1. Einleitung
1.0 Einleitung
Elektronische Musikszenen und die dazugehörige DJ-Kultur treten langsam, aber sicher aus dem Schatten des Undergrounds. Eine Subkultur, die für Offenheit steht: „Diversität und Toleranz sind Grundwerte, auf die sich die Club- und Musikszene seit jeher stützt“1. Immer mehr Mainstreammedien berichten über elektronische Musikfestivals, auf denen DJs vor Tausenden von Festivalgängern performen. Circa die Hälfte der Festivalbesucher:innen (51%)2 sind Frauen, doch auf den Bühnen sieht diese Quote anders aus: Female Pressure3 analysierte die Geschlechterstrukturen von 43 Festivals weltweit und kam zu dem Ergebnis, dass nur 8,4% der auftretenden Personen Frauen sind.4 5
Neben DJ-Kultur-internem Gedankenaustausch, zum Beispiel über die Nutzung von digitalen oder analogen Medien zum Auflegen, werden auch innerhalb der Szene Themen angesprochen, die weit weg von dem Diskussionsbedarf auf technischer Ebene entstehen. Dazu gehört beispielsweise die Diskussion über den Gebrauch von Ausdrücken zur Beschreibung einer weiblichen Person, die auflegt: nämlich, ob nun „DJane“, „Female DJ“ oder schlichtweg „DJ“, ohne Hinweis auf das Geschlecht, korrekt und gendersensibel ist (eine kurze Exkursion zu dieser Thematik ist unter 1.2. nachlesbar).
Im Musikmagazin „Groove“ wurde 2017 einer der Labelmitbegründer von „Giegling“6, Konstantin7, begleitet und interviewt. Daraus folgte der untenstehende Ausschnitt aus dem Beitrag:
„Er empfände es als ungerecht, dass weibliche DJs zurzeit so sehr gefördert würden, obwohl sie seiner Meinung nach meist schlechter auflegten als Männer. Seiner Logik zufolge sei es demnach für Frauen wesentlich einfacher, als DJ erfolgreich zu werden, da die wenigen Frauen, die sich für das Auflegen interessierten, unverhältnismäßig gepusht würden.“8
GROOVE-Magazin
Es kommt die Frage auf, wie es zu solch klischeehaft anmutenden Aussagen kommt, in einer Szene, die sich vermeintlich durch Offenheit und Toleranz auszeichnet. Hat der „Giegling“-Mitbegründer recht, dass Frauen bevorzugt werden? Oder haben weibliche DJs tatsächlich schlechtere Fähigkeiten als ihre männlichen Kollegen?
Am Anfang dieser schriftlichen Ausarbeitung werde ich Interviewausschnitte aus wissenschaftlichen und nicht-wissenschaftlichen (Online-)Publikationen, die sich mit elektronischen Musikszenen und DJ-Kultur beschäftigen, rezipieren, um einen Eindruck zu vermitteln, welches Spektrum an Vorurteilen einige weibliche DJs erfahren. Im weiteren Verlauf der Hausarbeit werden das Wechselspiel von Marginalisierung und Bevorzugung, das Teilhabebedürfnis und die Unterrepräsentation von Frauen in der Szene durchleuchtet, sowie Theorien und mögliche Erklärungsansätze präsentiert, worauf eine Zusammenfassung und Prognosen im Schlussteil folgen.
1 Zitat aus dem Eventinformationstext der „Promote Diversity“-Veranstaltungen, welche im Berghain, einem der bekanntesten Technoclubs weltweit, in Berlin stattfanden. http://berghain.de/event/770
2 https://www.nielsen.com/us/en/insights/article/2015/for-music-fans-the-summer-is-all-a-stage/
3 Female Pressure ist ein internationales Netzwerk aus Künstlerinnen, non-binären und Transgender-Künstler*innen aus dem Bereich der elektronischen Musik und Digital Arts. Mehr Informationen dazu finden Sie unter: http://www.femalepressure.net/pressetext.html
4 Zusätzlich gibt es einen Anteil von 7,7%, bei denen Frauen in Duos oder Gruppen mit Männern spielen
5 http://www.femalepressure.net/PDFs/fempressreport-03-2013.pdf S. 3
6 „Giegling“ ist ein Label für elektronische Musik aus Weimar
https://www.discogs.com/de/label/144751-Giegling
7 Künstlername, ist Online nur mit diesem Namen aufgeführt
1.1. Fragestellung
In der folgenden schriftlichen Ausarbeitung werde ich mich damit
auseinandersetzen, mit welchen Formen von Vorurteilen einige weibliche DJs konfrontiert werden. Ebenfalls ist der Punkt von Interesse, dass ein großer Anteil an Konsumentinnen elektronischer Musik besteht, der Anteil weiblicher Artists scheint hingegen niedrig mit 8,4%9.
Ist der Anteil der Frauen, die aktiv als DJ mitwirken, tatsächlich so gering? Findet hier eine Unterrepräsentation von weiblichen Artists statt oder bildet die Aussage vom „Giegling“-Mitbegründer, „da die wenigen Frauen, die sich für das Auflegen interessierten, unverhältnismäßig gepusht würden“ die Realität ab? Gibt es Anhaltspunkte, die dieses Phänomen der Disproportion zwischen Konsumentinnen und Performerinnen erklären können oder handelt es sich möglicherweise hierbei um einen Sachverhalt, der sich auch auf andere gesellschaftliche Bereiche übertragen lässt?
9 Siehe ebenfalls: https://www.nielsen.com/us/en/insights/article/2015/for-music-fans-the-summer-is-all-astage/
1.2. DJing – Eine kleine Einführung
Zu erst einmal sollte geklärt werden, dass DJ eine Abkürzung für Discjockey ist und festgelegt werden, welche Handlungen eine*n DJ ausmachen. Laut „Meyers Großem Taschenlexikon“ handelt es sich bei einer*einem DJ um jemanden, „die/der in Rundfunk und Fernsehen und besonders in Diskotheken Schallplatten präsentiert“10. Doch diese Definition ist recht simpel gefasst, zumal heutzutage ein Haufen an digitalen Medien und Formaten dazu gekommen sind, wie beispielsweise CDs, MP3 und WAV.
In Bill Brewesters und Frank Broughtons Lektüre “Last Night a DJ Saved My Life” findet man folgende Erläuterung zu den Tätigkeiten eines DJs:
„They select a series of exceptional recordings and use them to create unique performance, improvised to precisely suit the time, the place and the people in front of them.” (2006, S.15)
Da sich in dieser schriftlichen Ausarbeitung mit Frauen in der DJ-Kultur beschäftigt wird, sollte kurz der Ausdruck „DJane“ angesprochen werden. Ausnahmslos alle wissenschaftliche Quellen bis auf eine11 , die für diese Arbeit genutzt wurden, nutzen “weiblicher DJ”, “female DJ” oder schlicht weg “DJ” als Ausdruck. Da auch auf Seiten, die genderneutrale Sprache vermitteln12, (weiblicher/female) DJ empfohlen wird, schließt sich die Autorin dieser Arbeit der Formulierung an.13
10Meyers Großes Taschenlexikon, Band 5, S.240
11Nur in der Lektüre „Let the music play! Studien zur Musiksoziologie.” von Höllinger und Reicher wurde der Ausdruck „DJane“ verwendet.
12https://geschicktgendern.de/#D
13Da es den Rahmen der Hausarbeit strapazieren würde, eine detaillierte Erläuterung über „DJane“ anzugehen, möchte ich auf diesen Artikel verweisen: http://dasfilter.com/kultur/djane-sollte-man-aus-dem-vokabular-streichen-clara-moto-ueber-sexismus-und-nachholbedarf-in-der-elektronischen-musikszene
2. Position der Frau im DJ-kulturellen Feld
2.1. Ressentiments und Klischees
Der Kommentar über Frauen in der DJ-Szene von „Giegling“-Entrepreneur Konstantin ist keine Ausnahme. Im folgenden Abschnitt wird eine kleine Palette an Klischees und Ressentiments vorgelegt, die weibliche DJs erfahren haben und in Interviews wiedergegeben haben.
Hanna Hanra, DJ aus Großbritannien, schrieb einen Artikel in der Zeitung „The Guardian“ im Oktober 2011 und fragte sich darin, warum keine Frau auf der DJ Mag14 Top 100 Liste auftaucht. Ihre Antwort auf diese Frage weist darauf hin, dass gegenüber Frauen in der DJ-Szene paternalistisch gehandelt, ihnen Unwissenheit zugeschrieben wird und dadurch Unterrepräsentation stattfindet:
“As a female DJ I’ve had guys telling me how to use the decks and even changing the speed of my records for me so perhaps it’s no surprise we’ve been left out of a list of best DJs.”15
Die weiblichen Wiener DJs, die von Reitsamer im Jahr 2011 interviewt wurden, äußerten, dass sie Chauvinismus ausgesetzt waren und um Anerkennung kämpfen mussten:
„Total viele DJs haben mich am Anfang gedisst. […] Sie haben urschlecht über mich geredet und gesagt, ich bin kein „guter DJ“, weil ich ja gar nicht mixen kann und keinen eigenen Stil [hab] und so. Und das alles nur, weil ich eine Frau bin, ja. Also Frauen haben’s auf alle Fälle härter, Anerkennung zu bekommen in der Szene.“
„Ich wurde am Anfang sehr oft einfach belächelt und nicht ernst genommen. Sie stehen da und schauen dir auf die Finger und kommen mit so Kommentaren wie „Für eine Frau ist das eh ganz gut.“ [. . .] Das sagen Typen, die von sich behaupten, sie sind für Gleichberechtigung [. . .], und die sagen dann „Für eine Frau hast du eh einen ganz guten Stil“ und checken aber dann die Ironie an dieser Sache überhaupt nicht. […]“ (S.45)
Corinna Jean Zimmermann befragte ebenfalls 2011 im Rahmen ihrer Interviewstudie Frauen aus Frankfurt am Main, die auflegen. Eine von ihnen erzählte ebenfalls, dass sie Chauvinismus erfuhr:
„›Für eine Frau legst du gut auf‹ und ›Cool, eine Frau mal hinter den Plattentellern zu sehen‹. Was ja gut gemeint ist, aber doch negativ ist.“ (S.118)
Eine andere, von Zimmermann interviewte Frau, äußerte, dass ihr Sexismus entgegengebracht wurde:
„Es gibt manchmal Kommentare von Kollegen, die sagen, ›die wird ja nur gebucht, weil sie einen süßen Arsch hat‹, oder ›weil sie so hübsch ist und deshalb hat sie es viel leichter‹. Die Männer neigen manchmal schon dazu, es ein bisschen zu reduzieren. […]“ (S.119)
Man könnte anhand der obenstehenden Interviewausschnitte annehmen, dass es sich hier um eine Problematik handelt, die sich rein zwischen Mann und Frau abspielt. Diesen Gedanken unterstützt Reitsamer in ihrem Artikel:
„Es handelt sich hier nicht um die Selbstzuweisung einer untergeordneten Position in der feldspezifischen Hierarchie der DJs aufgrund mangelnder Erfahrung oder eines (noch) nicht entwickelten charakteristischen Stils, sondern um eine dezidierte Abwertung qua Geschlecht durch die männlichen Kollegen.“ (2013, S.124)
Das Online-Magazin „Trommel und Bass“ interviewte im Jahr 2017 Drum and Bass-DJ Nogata. Sie gab Bemerkungen wieder, die ihr von Frauen entgegengebracht wurden:
„Oh, schau mal, ein weiblicher DJ! Ah nee, ne Plattenkofferträgerin. Das hab ich mit 16 auch immer gemacht, wenn ich mit dem DJ ins Bett wollte.“16
Auch Zimmermann (vgl. 2011, S. 123) thematisierte, dass in ihrer Studie „Auffällig war, dass tendenziell eine Abwertung von Frauenbeziehungen geäußert wurde“.
Dass es sich hier um ein Spannungsfeld handelt, das laut Reitsamer (vgl. S.124) in der Konstellation Mann-Frau stattfindet, lässt anhand der Textstelle von Zimmermann (vgl. S.123) und der Interviewpassage aus dem „Trommel und Bass“-Magazin nicht bestätigen.
14DJ Mag ist ein britisches monatlich erscheinendes Magazin, welches zu den renommiertesten Fachzeitschriften in DJ-Kreisen zählt.
16 https://trommel-bass.de/sexismus-nogata-schlagabtausch-0007/
2.2. Bevorzugung und Marginalisierung durch Exoten-Status
Konstantin, der „Giegling“-Mitbegründer, äußerte, dass er annimmt, dass der geringe Anteil an Frauen in der Szene unverhältnismäßig gefördert wird.
Bloustien befragte unter anderem DJ Lauren, die bestätigte, dass ihr Geschlecht dabei half, Auftritte zu bekommen. Allerdings betonte sie auch, dass dieser Umstand Nachteile mit sich bringt: Diese Bevorzugung in erster Instanz machte es für sie schwieriger, sich innerhalb der Szene in einem ernsthaften Kontext zu etablieren und für ihren Professionalisierungsgrad Anerkennung zu finden.
“I am not oblivious to the fact that I have scored a lot of gigs purely because I am a woman. This may not seem like a hurdle at first glance but it really makes it harder to be taken seriously by your peers when you are offered a job because of your looks rather than your merit.” (2016, S.236)
Anhand dieses Ausschnittes lässt sich die Vermutung anstellen, dass die Hürde bis hin zum ersten Auftritt für einige Frauen leichter zu nehmen ist, jedoch nach der Bevorzugung durch Geschlecht bzw. Aussehen der Faktor der Marginalisierung der Fähigkeiten dazu kommt und dieses Verhältnis somit umkippen lässt.
Zimmermann bestätigt ebenfalls die Hypothese, dass eine Bevorzugung nur durch eine vorangegangene Marginalisierung möglich ist (vgl. 2011, S.120).
2.3. Teilhabebedürfnis und Unterrepräsentation
Eine Studie fand heraus, dass der Prozentsatz bei Frauen, die auflegen, bei etwa 20% liegt (vgl. Böhm et al.; 2007, S. 146).
Doch warum haben Frauen, was DJing anbetrifft, nicht so ein hohes Teilhabebedürfnis wie Männer? Oftmals wird Technologie, die die Basis des DJings bildet, mit Maskulinität in Verbindung gebracht, so wie in den Artikeln von Reitsamer und Gavanas:
“One key gatekeeping practice in electronic dance music scenes is the relationship between technology and masculinity, which negatively affects women who wish to become musicians, DJs and/or music producers. In electronic dance music, which evolved in the early 1980s, the use of machines and digital music technologies has become essential preconditions for DJing and music making.” (2016, S.6)
Auch in der Interviewstudie erwähnten die befragten Frauen, dass „Scheu“ gegenüber der Technik, die zum DJing dazugehört, vorhanden ist:
„Auf die Frage, weshalb es wenige auflegende Frauen im Technobereich gebe, wird meist geantwortet, dass Frauen vermutlich keinen Drang zum »Rumtüfteln« verspürten und die Technik somit als Hindernis sähen. Dieses Desinteresse sei wohl in einer »Technikangst« bzw. »Technikscheu« begründet, welche sich schon im frühen Alter bemerkbar mache: »Vielleicht haben manche Mädchen Schwellenangst […].“ (Zimmermann; 2011, S. 119)
Die von Zimmermann benannte „Schwellenangst“, scheint die Barriere zu sein, die den Schritt von der reinen Musikkonsumentin zur aktiven Beteiligten, die DJing betreibt, erschwert oder sogar verhindert.
Ebenfalls wird in der Schrift von Braunersreuther und Maida (2000) erwähnt, dass eine männlich geprägte Sozialisation in diesem Kontext nicht von Vorteil ist:
„Dass der Umgang mit Technik bei Mädchen in der traditionell patriarchalischen Welt nicht gerade gefördert wird, darin sind sich alle Befragten einig.“ (2000, S.57)
Für die erfolgreiche Etablierung in Musikszenen als DJ ist ein Maß an persönlichen Eigenschaften erforderlich, die überwiegend mit Maskulinität assoziiert werden (vgl. Reitsamer; 2011, S.42).
Hierbei scheint es sich allerdings um die Reproduktion von geschlechterspezifischen Rollenbildern zu handeln, welche auch in den meisten anderen Typen von Beschäftigung und Arbeit zu finden ist (vgl. McRobbie; 1994, S. 170).
Festzuhalten ist, dass zwar eine anteilige Unterrepräsentation der weiblichen DJs auf Bühnen stattfindet, jedoch der „Gatekeeper“ für das Teilhabebedürfnis von Frauen eine „Technikscheu“, die bei Frauen ausgeprägter als bei Männern ist, zu sein scheint und auch „Hartnäckigkeit“, das „Bedürfnis nach Anerkennung“, „Durchsetzungsvermögen“ und „Ausdauer“ (vgl. Reitsamer; 2011, S.42), welche einen unterstützenden Faktor für eine öffentlich stattfindende Präsentation und Erfolg bilden und als tendenziell männliche Attribute verstanden werden, bei Frauen weniger manifestiert sind.
3. Prognosen für das Feld
Aufgrund der kontinuierlich fortschreitenden Verflüssigung von geschlechterspezifischen Rollenbildern (vgl. Athenstaedt & Alfermann; 2011, S. 9ff), ist anzunehmen, dass eine höhere bzw. schnellere Anerkennung der Frau in der Rolle des DJs zu erwarten ist.
Dass es heutzutage immer mehr Frauen in der Musikindustrie gibt, welche auch als aktive Mentoren agieren und somit die Sichtbarkeit der Akteurinnen steigt, wird auch in der Lektüre von Geraldine Bloustien dargelegt (vgl. 2016, S. 234ff).
Dieses Ungleichgewicht wird nicht abrupt inexistent werden, doch Frauen gewinnen zunehmend an Möglichkeiten, im öffentlichen Raum eine größere Rolle zu spielen (vgl. ebd.).
4. Resümee
Die zu Anfang herausgearbeitete Fragestellung fand im Rahmen dieser Hausarbeit anhand des Bezuges auf Textstellen und insbesondere Interviewpassagen folgende Antworten:
In der ersten Instanz wurden Klischees und Ressentiments thematisiert und analysiert, mit denen einige weibliche DJs konfrontiert werden. Im weiteren Verlauf dieser Arbeit sollte herauskristallisiert werden, ob die Quote von 8,4%, welche Female Pressure für die Präsentation von Frauen auf Festivalbühnen herausgearbeitet hat, den tatsächlichen Anteil an Frauen, die auflegen, widerspiegelt. Anhand einer Studie wurde dargelegt, dass Frauen tatsächlich 20% derer, die DJing betreiben, ausmachen. Diese Diskrepanz von über 10% ist hypothetisch dadurch zu erklären, dass auf der einen Seite eine Unterrepräsentation stattfindet, auf der anderen Seite die geschlechterspezifische Sozialisation dabei ins Gewicht fällt: Jene Sozialisation, die von Vorteil zu sein scheint, die persönliche Präsenz auf den Bühnen von Clubs oder auf Festivals zu steigern, wird vorrangig mit männlichen Attributen assoziiert.
Des Weiteren wurde festgestellt, dass eine Bevorzugung partiell stattfindet, diese allerdings nur durch vorangegangene Marginalisierung zustande kommen kann.
Was in dieser Arbeit keine Antwort fand und für die weitere Forschung im Feld von Interesse ist, ist die Betrachtung dieser Thematik im gesamtgesellschaftlichen Kontext und ob Theorien, z.B. von Bourdieu, Anwendung finden.
Dass Frauen mehr und mehr an Sichtbarkeit in dieser Kultur gewinnen und sich geschlechterspezifische Rollenbilder stetig am verflüssigen sind, begünstigt die Aussicht, dass in der Zukunft weniger nach Geschlecht kategorisiert und bewertet wird, der Zugang zu diesem Hobby bzw. Profession für Frauen einfacher wird und somit eine tendenziell positive Entwicklung anzunehmen ist.
Mit der vorliegenden Arbeit konnte nur ein kleiner Teil der DJ-Kultur, welche auch in den Mainstreammedien immer mehr Interesse erfährt, angeschnitten werden. Da diese Szene noch eine recht junge ist, welche einiges an Potential mit sich bringt, um in der Zukunft detaillierter und großflächiger erforscht zu werden, können wir nur darauf hoffen, dass diesem Bereich mehr Aufmerksamkeit zuteil wird.
5. Literaturverzeichnis
Artikel DJ, in: Meyers großes Taschenlexikon. Band 5, S.240 http://berghain.de/event/770 (Zuletzt aufgerufen am 14.09.2019) http://dasfilter.com/kultur/djane-sollte-man-aus-dem-vokabular-streichen-clara-moto-ueber-sexismus-und-nachholbedarf-in-der-elektronischen-musikszene (Zuletzt aufgerufen am 15.09.2019) https://www.discogs.com/de/label/144751-Giegling (Zuletzt aufgerufen am 15.09.19) https://www.duden.de/rechtschreibung/DJane (Zuletzt abgerufen am 09.09.2019) http://www.femalepressure.net/PDFs/fempressreport-03-2013.pdf (Zuletzt aufgerufen am 14.09.2019) http://www.femalepressure.net/pressetext.html (Zuletzt aufgerufen am 14.09.2019) https://groove.de/2017/06/22/giegling-gelebte-utopie/2/ (Zuletzt aufgerufen am 15.09.2019) https://www.nielsen.com/us/en/insights/article/2015/for-music-fans-the-summer-is-all-a-stage/ (Zuletzt aufgerufen am 14.09.2019) https://www.theguardian.com/music/musicblog/2011/oct/28/female-dj-mag-top-100?fbclid=IwAR22tefXhW6kqBDS-5S__ADv6dzC9N9E5W40eryCZeh7wuHONV0VwY3BCdY (Zuletzt aufgerufen am 15.09.2019) https://trommel-bass.de/sexismus-nogata-schlagabtausch-0007/ (Zuletzt aufgerufen am 14.09.2019)
Alfermann, Dorothee / Athenstaedt, Ursula (2011): „Geschlechterrollen und ihre Folgen: Eine sozialpsychologische Betrachtung“. Kohlhammer, S. 9ff.
Bloustien, Geraldine (2016): “’God Is a DJ’: Girls, Music, Performance, and Negotiating Space.” In: Mitchell, Claudia / Rentschler, C. (Hrsg.): „Girlhood and the Politics of Place.” Berghahn Books, S. 234ff.
Braunersreuther, Christine / Maida, M. (2000): „Nicht schlecht für eine Frau – Klischees, Rollen, Erwartungen und Erfahrungen von Frauen als Produzentinnen von elektronischer Musik“. In: Büsser, Martin; Behrens, R.; Neumann, J.; Plesch, T.; Ullmaier, J. (Hrsg.): „Testcard. Beiträge zur Popgeschichte. Themenschwerpunkt #8: Gender – Geschlechterverhältnisse im Pop”. Ventil Verlag, März 2000, S.57.
Brewster, Bill / Broughton, F. (2006): „Last Night a DJ Saved My Life – The History of the Disc Jockey.” Headline Book Publishing, 3. Auflage, New York, S.15.
Böhm, B. et al. (2007): „Weil ich ein Mädchen bin… Frauen als Musikerinnen“ In: Höllinger, F. / Reicher, D. (Hrsg.): „Let the music play! Studien zur Musiksoziologie.“ Universität Graz, Sozial- und Wirtschaftswissenschaftliche Fakultät, Institut für Soziologie. Graz, S.134-172.
McRobbie, Angela (1994): „Postmodernism and Popular Culture.” Routledge, London, S.170.
Reitsamer, Rosa (2011): „Anerkennung und Geschlecht im kulturellen Feld. Zur Unterrepräsentanz von DJ-Frauen in elektronischen Musikszenen.“ In: Österreichische Zeitschrift für Soziologie, Band 36, Ausgabe 3, Wien, S.42-45.
Reitsamer, Rosa (2013): „Die Do-it-yourself-Karrieren der DJs: Über die Arbeit in elektronischer Musikszenen.“ Transcript Verlag, Bielefeld, S.124.
Reitsamer, Rosa / Gavanas, A. (2016): „Neoliberal Working Conditions, Self-Promotion and DJ Trajectories: A Gendered Minefield.” PopScriptum, Berlin, 2016, S.6.
Zimmermann, Corinna Jean (2011): „Technikphobie und Sexismus: Eine Interviewstudie zu Erfahrungen weiblicher DJs in Frankfurt am Main“. In: Helms, Dietrich / Phelps, T. (Hrsg.): „Beiträge zur Popularmusikforschung 37. Thema Nr. 1 – Sex und populäre Musik.“ Transcript, S.113-124.
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