Feindsoul ist nicht mehr wegzudenken aus der deutschen Drum and Bass-Landschaft. Der Wahlberliner hat einen langen Weg hinter sich – von seinen ersten Erfahrungen an den Decks 1996 bis heute. Auch über Deutschland hinaus ist der frisch gebackene »Revolver Sounds«-Owner kein unbeschriebenes Blatt. Es überrascht also nicht weiter, dass es ihm gelang, gleich zu Beginn mit Bassface Sascha eine lebende Legende zu releasen. Wir haben uns mit ihm über sein Label und seine Zukunftsplänen unterhalten und erfahren, dass alte Säcke auch nur mit Wasser kochen. Warum das so ist, erfahrt ihr im Interview.
der Schlagabtausch mit Feindsoul
TuB: Was war deine Motivation für den Start deines Labels »Revolver Sounds«?
Feindsoul: Der lose Gedanke des eigenen Imprints hing schon ein paar Jahre in der Luft. Als ich dann das Management für Mad Vibes Label Sidechain Music übernommen habe, wurde das langsam immer greifbarer.
Letzten Endes war es meine Freundin, die sagte: »Mach das jetzt, sonst machst du es nie. Du redest ständig darüber, es scheint also wichtig zu sein.« Ich habe dann noch eine Weile gebraucht, um für mich zu definieren, wo genau ich mit Revolver Sounds hin will. Also welche musikalische Aussage ich machen möchte, wie das Label heißen und sich optisch präsentieren soll. Ich wollte ja kein Label machen, nur um das mal gemacht zu haben.
Eine kleine Anekdote dazu: Sascha hat mir »4 Always & 4 Ever« vor etwa fünf Jahren im Studio vorgespielt und dann wieder in der Schublade verschwinden lassen. Seit dem Moment wusste ich, dass ich die Nummer einfach veröffentlichen muss, wenn ich mal ein Label starte.
TuB: Was ist dein Plan für Revolver Sounds, willst du ein bestimmtes Genre mit deinem Label bedienen?
Feindsoul: In erster Linie will ich gute Musik von Leuten veröffentlichen, die ich auch persönlich irgendwie mag und mit denen mich etwas verbindet. Ich glaube, diese persönliche Komponente ist wichtig, um ein Label mit Leben zu füllen.
Deshalb ist es wohl auch kein Zufall, dass die Leute, die im Hintergrund mitarbeiten, zu meinen engsten Freunden gehören. Sei es Sascha, der das erste Release gestiftet hat, Tony, der dabei für das Mastering zuständig war und auch ansonsten in allen Sound-Fragen weiterhilft oder Marcus, der das Logo entworfen hat und sich um das Cover-Artwork kümmert.
TuB: Wie klingt der typische Revolver-Sound?
Feindsoul: Ich mag ja eigentlich alle Facetten von Drum and Bass und mich auf kein Subgenre festlegen, aber prinzipiell muss es rollen. Meine Veröffentlichungspolitik funktioniert wohl genauso wie meine DJ-Sets: Dreihundertsechzig Grad Drum and Bass.
TuB: Ursprünglich kommst du ja aus dem Raum Frankenthal, warum hast du Berlin zu deiner Homebase und dem Sitz deines Labels erkoren?
Feindsoul: Frankenthal war eigentlich nur so eine Zwischenstation aber insofern wichtig, als dass dadurch die Kooperationen und die Freundschaft mit Bassface Sascha begonnen haben, der dort quasi mein Nachbar war. Ich habe ja schon vorher mehrere Jahre in Berlin gelebt und irgendwann einfach gemerkt, dass ich dahin zurück muss um neue kreative Impulse zu bekommen, mich selbst zu sammeln und weiterzuentwickeln.
TuB: Was steht in nächster Zeit release-mäßig bei dir an?
Feindsoul: Gerade kamen ja erst die Sub Zero-Remixe auf Original Keys raus. Die Tage kam zudem eine Anfrage bezügliche einer EP von Sascha und mir. Ich glaube, wir haben auch noch ein paar Remixe und angefangene Tunes auf Halde. Wobei im Moment erst mal mein eigenes Label im Vordergrund steht und ich auch wieder mehr selbst auflegen möchte. Das habe ich im letzten Jahr etwas vernachlässigt.
Auf Revolver Sounds kommen als nächste Relesases von Veak sowie von Vital Elements, einer Hälfte der Serial Killaz. Zudem kommt Anfang 2019 ein limitiertes Vinyl.
TuB: Was möchtest du mit deinem Label erreichen, welchen Einfluss soll das Label auf die Drum and Bass Szene haben?
Feindsoul: Ach so weit möchte ich gar nicht gehen, zu erwarten, einen messbaren Impact auf die Szene haben zu können. Wenn das passiert, ist es großartig, aber nicht mein erklärtes Ziel. Ich glaube, ich möchte einfach etwas erschaffen und dabei im Idealfall Spuren hinterlassen. Und ich möchte kommunizieren – das ist doch eigentlich das, worum es bei Musik immer geht.
TuB: Was rätst du als älterer Hase im Drum and Bass Zirkus den Newcomern und jenen, die es noch werden wollen?
Üben, dranbleiben und sich selbst immer hinterfragen. Bloß nicht auf die Homies hören die euch erzählen, eure Tracks seien geil, eure Mixe tight und eure Selection gut. Sind sie nämlich höchstwahrscheinlich nicht. Nehmt euer Ego nicht mit on stage und stellt es nie vor die Musik. Dreht den Monitor hin und wieder mal runter um zu hören, ob es draußen noch halbwegs passabel klingt.
Wenn ihr Veranstalter seid, schreibt euch selbst niemals ganz oben auf den Flyer und bucht englische Artists nicht nur, um ein Selfie mit ihnen machen zu können. Springt nicht auf den Re-Booking-Zug auf. Und ganz wichtig: Hört nicht auf Ratschläge, die euch alte Säcke in Interviews geben – die kochen auch nur mit Wasser.
TuB: Wie hat es dich musikalisch dahin geführt, wo du heute bist, gab es besondere Meilensteine?
Feindsoul: Ja bestimmt. Wobei die Meilensteine auch wieder mit Personalien verbunden sind. Den Anfang machen da wohl die Groovalistic-Jungs aus Koblenz, die mich Ende der 90er auf die ersten Parties und u.a. zur Nature One gebucht haben. Anfang der 2000er lernte ich MC DubLN in einem Plattenladen in Mainz kennen, in dem ich zu der Zeit arbeitete. Ab dem Zeitpunkt waren wir über Jahre zusammen auf Tour und haben Parties in Mainz veranstaltet. Mad Vibes brachte mir das Arbeiten mit Logic bei und last but not least gehört an dieser Stelle natürlich auch noch mal Bassface Sascha erwähnt. Die Veröffentlichungen mit ihm haben mir zweifelsfrei so einige Türen geöffnet.
TuB: Welche musikalischen Einflüsse haben dich und deine Arbeit als Label-Eigner geprägt, gibt es Idole denen du besonders nachgeeifert hast?
Feindsoul: Musikalische Einflüsse sind in jedem Fall Labels wie Dope Dragon, Full Cycle oder V Recordings. Der Sound hat mich von Anfang an geprägt und ist von der grundsätzlichen Sound-Ästhetik her das, wo ich mit Revolver Sounds gerne hin möchte.
„Idole“ ist ein hochgegriffenes und schweres Wort und ich weiß nicht, ob man mit Idolen im Hinterkopf wirklich frei arbeiten kann. Aber was mich definitiv beeinflusst hat, sind der familiäre Umgang mit dem DJ Dazee ihr Label Ruffneck Ting führt und die professionelle und transparente Arbeitsweise der Serial Killaz. Bei beiden Labels habe ich mich als Artist super wohl gefühlt und genau das möchte ich auch meinen Artists vermitteln.
TuB: Zu guter letzt: Trommel oder Bass?
Feindsoul: Hirn und Herz.
Revolver Sounds
SoundCloud • facebook
Feindsoul
Keine Kommentare