Mein Interviewpartner ist schon seit geraumer Zeit kein unbeschriebenes Notenblatt mehr. Ob als DAIM in verschiedenen elektronischen Gewässern oder als Exploid im Drum & Bass, der Junge aus dem Norden weiß durchaus zu überzeugen! Selbst in den Rhein-Neckar-Kreis hat er es schon geschafft und seine Produktionen sind kontinuierlich in meinen Mixes. Aber am Besten fragen wir einfach mal nach!
der Schlagabtausch mit Exploid
TuB: Wo und wie hat dein Stück Drum & Bass-Geschichte angefangen?
Exploid: Angefangen an den Drums, im Alter von 12 Jahren habe ich Schlagzeug-Unterricht genommen, gefolgt von Bass-Gitarre (Ja, es ging tatsächlich mit den Drums und dem Bass los) gefolgt von Gitarre, Klavier etc. Die Produktion von elektronischer Musik anfangs im Bereich Elektro-House und Techno. Anschließend bin ich bei Drum & Bass geblieben.
TuB: An welchen Künstlern du dich damals orientiert und welche sind das jetzt?
Exploid: Damals: Tantrum Desire, Original Sin, Modified Motion & Faction, Sensai, Shifta, Shufunk, Slum Dogz, Dub Zero, Neonlight, Filthy Habits, erb N dub, Supreme Being und Cue.
Vieler dieser Artists haben nun grundliegend ihren Stil so massiv geändert oder haben komplett aufgehört dass jetzt nur noch wenig davon übrig sind. Deshalb sind das jetzt: Killer Hertz, erb N dub, The Prototypes, Calyx & TeeBee, The Clamps, Mind Vortex, Modified Motion & Faction, T-Phonic
TuB: Was war dein persönlicher Karriere-Höhepunkt und was steht noch auf der Liste?
Exploid: Der Release meiner ersten EP auf meinem eigenem Label. Das Musikbusiness ist asozial und hart. Heutzutage zählen Connections, das “Wer kennt wen”, mehr als das musikalische Können. Genauso wie der Name. Bist du einmal ganz oben angekommen, kannst du auch die größte Grütze raushauen und die Masse wird es feiern. Kritische Stimmen gehen unter. Entweder du schwimmst mit dem Trend oder du bist raus. Wenn dir das als Musiker einmal klar geworden ist und du diesen Fakt verinnerlicht hast, liegt die Entscheidung bei dir: Entweder Musik aus Leidenschaft machen oder mitschwimmen für den Ruhm und Erfolg.
Am besten zu beobachten ist dies an der Entwicklung des Jump Up Drum & Bass in den letzten 8 Jahren. Label nehmen nur noch den minimalistischen, langsamen, monotonen, quietschenden Blech-Jump Up und lehnen alles andere kategorisch ab. Klar, die Zeit geht weiter, die Musik entwickelt sich weiter, jedoch leidet dadurch die Qualität teils extrem stark, da die neumoderne Art des Jump Up-Drum & Bass durch die Monotonie und den Minimalismus extrem leicht zu produzieren sind. Es wird sich teils weder Mühe mit dem Intro gegeben noch mit großer Abwechslung im Verlauf des Tunes.
Dementsprechend haben viele “alte” Jump Up-Produzenten sich bereits entschieden die Biege zu machen. Dub Zero released nix mehr. Original Sin hat das Sub Genre gewechselt. Sensai gibt es nicht mehr. Shufunk hat sich verabschiedet. Supreme Being hat den Namen und im selben Zuge auch das Sub Genre gewechselt. Shifta hatte ein kleines Comeback mit einer EP aber danach kam auch nix mehr. Heavy Hittahz ist jetzt Replicant und hat auch das Sub Genre gewechselt. Slum Dogz machen auch nix mehr. Callide hat auch offiziell aufgehört. Clipz ist schon lange weg und nennt sich seither “Red Light”…
…mitschwimmen, wechseln oder aussterben.
Nun kann man sich die Frage stellen ob dies alles ein Zufall ist. Klar kann man einfach seinen Stil einfach ändern und da einsteigen wo alle mitmachen, es stellt sich nur die Frage ob es das ist was man will und ob man es überhaupt selbst mag was man dann da raushaut. Leidenschaft oder massenkompatible Karriereleiter. Das ModelL betrifft die gesamte Musikindustrie.
Meine Wahl fiel auf Leidenschaft.
TuB: Du machst viel in verschiedenen elektronischen Genres es scheint doch, dass du dich mehr auf Drum & Bass fokussierst. Liege ich da richtig?
Exploid: Unter dem alias DAIM lege und produziere ich auch Techno/Tech House, Elektro und Trap / Hip Hop Beats. Ich höre und mag viele verschiedene Musikgenres, dementsprechend habe ich einen breitgefächerten Musikgeschmack und Stil, der sich auch in meinen Drum & Bass Tunes und Sets wiederspiegelt. Mal Jump Up, mal Neurofunk, mal Liquid… einfach Drum & Bass.
TuB: Warum Exploid?
Exploid: Warum ist die Banane krumm?
TuB: Was ist die Idee hinter Raw Audio?
Exploid: Raw Audio ist anfangs mir der Idee entstanden ein Free-Download-Label zu werden. Ich wollte nie ein eigenes “Label” oder ähnliches führen. Ich bin Musiker und will mich auf meine Musik konzentrieren. Entgegen der Entwicklung von Drum & Bass nutze ich dieses für einen Teil meiner eigenen Releases. Daher signe ich bis auf wenige, wenige Ausnahmen auch keine Artists unter Raw Audio.
TuB: 2015 hast du dein Label gegründet. Seitdem ist einiges passiert. Was darf man 2018 erwarten?
Exploid: Man weiß es nicht. Vielleicht mache ich weiter, vielleicht evtl. höre ich irgendwann auf. Meine Lebensphilosophie lautet, erwarte nicht zu viel, dann wirst du auch nicht enttäuscht. Dementsprechend ist alles offen.
TuB: Man kennt die Streitfrage, digital oder analog?
Exploid: Ist nichts worüber man wirklich diskutieren kann. Man soll das nehmen womit man besser klar kommt. Diskussionen darüber sind genauso sinn frei wie die beste DAW zu küren. Ableton, FL Studio, Cubase, Logic… es ist völlig egal was du nutzt, denn man muss das nehmen womit man am besten klar kommt. „Das Beste“ gibt es nicht.
TuB: Was kannst du angehenden Produzenten als Tipp mit auf den Weg geben?
Exploid: Durchhalten auch wenn’s zwischendurch mal frustrierend ist. Nur wer will, der Kann. Generell sollte man nicht ins Musikbusiness starten mit der Vorstellung nach einem Jahr auf dem größten Festival spielen zu können. Der Weg ist lang, fast endlos. Die aller meisten Artists die sich zzt. ganz oben tummeln, sind mindestens schon 10 Jahre oder länger dabei. Manche auch schon 20 Jahre und mehr. Also muss man den Ausgleich finden zwischen: Realistisch bleiben, Kritik annehmen, analysieren, sich verbessern. Und auf der anderen Seite die Hater einfach beiseiteschieben und sein Ding durchziehen.
TuB: So mal ganz abseits von Dreamland und Co, wie läuft Drum & Bass in Bremen?
Exploid: Kurz und knackig: es läuft. Bremen ist eine Drum&Bass-Hochburg. Viele verschiedene Veranstalter die auch weitgehend alle Hand in Hand arbeiten und sich keine Steine in den Weg legen. Das ist wichtig, denn eine Szene kann nur überleben wenn man gemeinsam an einem Strang zieht. Nahezu jeder namenhafte Artist war schon einmal in Bremen und hat dort auf einer Veranstaltung gespielt.
TuB: Was gefällt dir am meisten an der jetzigen Drum&Bass-Szene und was fehlt ihr?
Exploid: Mit der Szene bin ich im Großen und Ganzen so weit zufrieden. Alle sollen ihren Spaß haben und das machen was sie glücklich macht sofern keine anderen davon Schaden nehmen oder benachteiligt werden.
TuB: Welchen Track feierst du momentan am Meisten?
Exploid: Killer Hertz • Gorilla (feat. Chris Girl Problem)
TuB: Trommel oder Bass?
Exploid: Bass!
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