Schlagabtausch 028 mit Akuratyde aus den USA (deutsche Übersetzung)
Dieser Schlagabtausch wurde von Henrik übersetzt.
Bei Akuratyde clasht Ambient mit Drum&Bass. Sphärische Gitarren fusionieren mit zurückgezogenen Beats. Im November hat der Produzent aus Kalifornien sein Debütalbum »Past Lives« bei Blu Mar Ten released. Darius Thies hat ihn für Trommel & Bass interviewt.
Der Schlagabtausch mit Akuratyde
TuB: Was ist deine erste schöne musikalische Erinnerung?
Akuratyde: Vermutlich auf dem Boden in unserem Wohnzimmer zu liegen und dabei den Schallplatten zu lauschen, die meine Eltern abspielten. Den Blick fixiert auf all die Artworks der Alben, die ich so bewundert habe. Da ist besonders diese eine Scheibe von Jean-Michel Jarre, sein erstes Oxygène Release. Hiermit verrate ich etwas mein Alter, aber ich habe damals dort gelegen und dieses Albumcover angestarrt, stundenlang, während die Platte lief, und versucht seine Bedeutung zu entschlüsseln und darüber gerätselt, in was für einem Universum sie eigentlich existiert. Also kann ich sagen, dass ich mich schon in sehr jungem Alter für elektronische Musik interessiert habe.
TuB: Welche Platte hat dein Leben verändert?
Akuratyde: Definitiv »Nevermind«. Alleine aus dem Grund, dass sie mich dazu inspiriert hat, Gitarre zu lernen und Rock zu spielen. Daneben würde ich nicht sagen, dass es eine spezielle Platte gibt, die mein Leben verändert hat. Es gibt viele Platten, die mein Leben verändert und mich beeinflusst haben. Mein Musikgeschmack hat sich über die Jahre sehr verändert. Die Musikstile, die ich höre, haben sich über die Jahre sehr verändert. Daher würde ich nicht sagen, dass eine bestimmte Platte mein Leben verändert hat, sondern eher, dass mein Leben wirklich durch und durch von Musik als Ganzem beeinflusst wurde.
TuB: Erzähl uns mehr über das Konzept deines neuen Releases »Past Lives«.
Akuratyde: Grundsätzlich hat sie das Motiv von »Leben und Tod« als Konzept und ist sehr autobiographisch. Um es kurz zu halten: Zwischen 2014 und 2016 sind drei Menschen, die entweder Familienmitglieder oder mir sehr nahestehende Menschen waren, verstorben. Zwei von ihnen sehr plötzlich und unerwartet. Du kannst dir sicher vorstellen, dass der Tod dreier Menschen mir einen großen Tribut abverlangte. An der Platte zu arbeiten war meine Art, damit umzugehen und das Geschehene zu verarbeiten. Das Motiv des Albums begann sich dabei zusammenzusetzen und ich sah es als Reflexion über mein Leben bis zu diesem Punkt, über die Leben der geliebten Menschen, die ich verloren hatte und über das Leben als solches. Also ist es im Wesentlichen eine Reflexion über Leben und Tod.
TuB: Es ist dein erstes großes Release auf Blu Mar Ten Music. Wie fühlt sich das an?
Akuratyde: Es fühlt sich unglaublich an. Blu Mar Ten Music ist mein Lieblingslabel und als ich Akuratyde 2013 startete, war es mein Ziel, ein Release auf Blu Mar Ten Music zu haben. Ich hatte eine kurze Liste von Zielen, die ich erreichen wollte und das höchste Ziel war es, auf Blu Mar Ten Music zu releasen. Und zwei Jahre nach dem Start von Akuratyde konnte ich das verwirklichen. Und dann, fünf Jahre nach dem Start dieses Projekts kommt nun mein Debutalbum auf diesem Label raus. Und das ist so ein unglaubliches Gefühl. Es gab Zeiten, in denen ich nicht sicher war, ob es wirklich so passieren würde, aber ich habe mich immer weiter angetrieben und versucht, mein absolut Bestes zu geben. Letztendlich hat es dann geklappt und es fühlt sich großartig an, Teil der sehr kleinen Gruppe von Leuten zu sein, die das Vergnügen hatten, Alben auf diesem Label rauszubringen.
TuB: Was ist Drum&Bass für dich?
Akuratyde: Ich weiß nicht richtig, was es am Drum and Bass ist, das mich so sehr anzieht. Ich weiß nicht, warum ich es schon so lange produziere. Es hat etwas besonderes an sich. Ich weiß nicht, ob es nur so ist, weil es irgendwie seltsam und ungewöhnlich ist. Und das meine ich im positiven Sinne, weil es schnell, weil es anders ist. Ich denke es kommt auch daher, dass man irgendwie alles was man mag auf Drum and Bass übertragen kann. Es gibt für alles ein Subgenre. Wenn man Hip Hop mag, gibt es Drum and Bass der mit Hip Hop gemischt ist. Wenn man Jazz mag, gibt es natürlich Jazz-beeinflussten Drum and Bass, wenn man Industrial mag, gibt es auch dafür ein Subgenre des Drum and Bass. Ich denke dies ist teilweise der Grund, der mich immer weiter Interesse am Drum and Bass hat haben lassen und der Grund dafür, warum ich mich schon so lange dafür begeistere. Es bietet wirklich für jeden etwas. Und selbst, wenn du deine Art von Drum and Bass noch nicht gefunden hast, garantiere ich dir, dass es sie geben wird.
TuB: Wie würdest du deinen Sound beschreiben?
Akuratyde: Das ist eine gute Frage und ich tue mich mit der Antwort wirklich schwer. Ich lebe in den Vereinigten Staaten und die meisten Leute hier haben noch nie von Drum and Bass gehört. Ich habe immer Schwierigkeiten damit, den Leuten zu erklären, was meine Musik ist. Ich sage dann sowas wie »es ist elektronische Musk, aber kein EDM.« Es ist gechillt, Ambient-ähnlich, für jemanden, der Drum and Bass hört. Ich weiß allerdings nicht, ob diese Beschreibung es so richtig vermittelt. Ich denke, dass Leute, wenn sie »minimal« hören, vielleicht eher an den Autonomic Sound oder die ganzen Techno-beeinflussten Sachen denken, die gerade in sind. Meine Sachen haben da eine organischere Qualität. Ich denke, dass für viele Produzenten aus allen Genres der elektronischen Musik die Produktionstechniken am interessantesten sind. Und das ist in Ordnung so. Daran ist nichts falsch, aber diese Dinge interessieren mich gar nicht so sehr. Ich öffne stattdessen lieber ein Projekt, das ich schon beendet habe und schaue, ob mir ein paar wirklich schöne Melodien einfallen, etwas, das mich bewegt, das mit mir wirklich harmoniert. Ich bin viel mehr daran interessiert, so etwas zu machen, anstatt mich auf irgendeine besondere, verzerrte Bassline, die ich mal produziert habe zu versteifen oder so.
TuB: Woher kommt dein Ambient-Einfluss?
Akuratyde: Ich glaube von keinem Künstler im Speziellen. Ich höre eigentlich nicht viel Ambient. Ich denke, es ist eher etwas, das von mir kommt. Ich mag den Sound starker Akkorde mit einer Menge washing reverb darüber gelegt. Das ist etwas, das sich auf natürliche Art und Weise als Teil meines Sounds entwickelt hat. Als ich gefühlt habe, dass ich meinen Sound gefunden habe, war das bereits ein Teil davon. Also ja, ich denke das kommt von mir selbst.
TuB: Wie sieht für dich die Zukunft der Musik / des Drum and Bass aus, wie hört sie sich an?
Akuratyde: Ich habe keine Ahnung. Ich denke, dass in vielerlei Hinsicht die Musik immer gleichförmiger, gleichklingender wird, aber auf der anderen Seite auch immer seltsamer und experimenteller und anders, aber auf eine gute Art und Weise. Wenn ich Radio höre, was gelegentlich vorkommt, hören sich beispielsweise alle Popsender irgendwie gleich an. Also in diesem Sinne denke ich, dass die Musik gleichklingender, homogenisierter klingt. Man hört diesen Sound überall. Das ist der Pop-Sound im Moment. Jeder Popsong klingt so, aber dann siehst du, was Labels wie Exit Records machen und die Künstler auf diesem Label, die Jungle mit Footwork und Juke kombiniert und auf diese Weise ein komplett neues Genre, Halftime, erschaffen haben. Und dann gibt es Genres, die sich in zwanzig Jahren nicht verändert haben, und vielleicht ist das in Ordnung so und sie müssen sich gar nicht verändern. Aber es gibt Genres, die abgestanden klingen und eben solche, die die Grenzen immer weiter ausloten.
Akuratyde
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